Freitag, 4. März 2016

LePenseur staunt

... was sich, ausgehend von ein paar harmlosen »Bemerkungen von konservativ-libertärer Seite«, in einem dezidiert »rechten Forum« für Diskussionen entspinnen können ...

Zum Teil waren die Fragestellungen ja durchaus interessant und hätten mich gereizt, darauf in aller Ruhe und Elaboriertheit einzugehen — doch mein Diskussionspartner »Nero« (der mir leider die Antwort, ob er seinen Nickname nach dem gleichnamigen Befehl des Föhrers gewählt habe, schuldig blieb) erklärte lapidar auf mein Angebot:
Wenn Sie einverstanden sind, werde ich auf dieses Ihr Posting in Form eines längeren Artikels (oder sogar einer Artikelserie) auf meinem Blog reagieren.
Nein, bin ich nicht. Auch werde ich Ihren Blog nicht lesen.
Nun, dann halt nicht ... Bedauerlich, daß manche Menschen nicht den Tellerrand ihrer Ideologie transzendieren können (oder wollen) — ich dachte immer, daß Diskussionen (egal mit wem) den Horizont weiten (und habe deshalb auch keine »Berührungsängste« in linken, rechten oder dezidiert christlichen Foren zu schreiben), aber das scheinen eben nicht alle so zu sehen.

Ein echtes »Gustostückerl« ist die Antwort auf meinen Einwand:
Da ich zwar in kulturellem und sprachlichem Sinne ein „Deutscher“ bin, aber wohl nicht in politischem, kann ich schwerlich schlechthin „auf der Seite der Deutschen“ stehen.
„Der Mensch existiert politisch oder es gibt ihn nicht“
Fällt mir gerade so ein… 
Das hätte auch auch waschechter Achtundsechziger so formulieren können. Der oft gehegte Verdacht, daß Kollektivismus und Individualismus die eigentliche Scheidewand zwischen »der Welt« und mir bezeichnen, und nicht die damit oft verwechselten Kategorien links/rechts, bestätigte sich ein weiteres Mal. Schade, eigentlich ...

14 Kommentare:

  1. Sehr interessante Debatte! In einem Punkt scheint mir Nero sehr recht zu haben:

    "Der Staat ist immer auch die Reflexion des Volkes."

    Daran scheitert alles Liberale. Weil das Volk im wesentlichen nicht liberal ist. Zumindest nicht bei uns in Ösistan und Schland.

    Und auch hier hat Nero ganz recht, Achtundsechziger hin oder her:

    "Der Mensch existiert politisch oder es gibt ihn nicht"

    Nicht politisch zu sein (z. B. sich nicht für Politik zu interessieren, zu keiner Wahl gehen usw.) ist auch eine politische Haltung. In einer Demokratie mit allgemeinem Wahlrecht kann man sich nicht "enthalten". Jede Absenz unterstützt automatisch die (Mehrheits-)Entscheidung der anderen, ob es einem gefällt oder nicht.

    Ähnliches gilt für Wirtschaft. Der Mensch existiert politisch und ökonomisch oder es gibt ihn nicht.

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  2. @Oblomov: "Daran scheitert alles Liberale. Weil das Volk im wesentlichen nicht liberal ist. Zumindest nicht bei uns in Ösistan und Schland."

    Richtig. Deshalb ist die Sezession auch die einzige Chance für liberal Gesinnte, frei zu leben.

    FritzLiberal

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  3. Cher Oblomow,

    "Der Mensch existiert politisch oder es gibt ihn nicht"

    Dieser Anspruch eines Primats der Politik, das schließlich zur links-extremen Konsequenz "das Private ist das Politische" führt, ist eben das Krebsübel unserer linksgestrickten Wohlfahrtsstaats-Gesellschaft.

    Wer anerkennt, daß alles "Wirtschaften" privat ist und per se der Staatslenkung entzogen bleiben muß, daß "das Recht" seiner legistischen Setzung durch den Staat vorausgeht (daß also, plakativ gesagt, der damalige Reichstag in Deutschland das BGB und bspw. seine Bestimmungen über Vertragsrecht etc. nur "gefunden", nicht "erfunden" hat!), der wird diesem Satz nie zustimmen können! Das ist eben der Fundamentalunterschied zwischen der "rule of law" und den Staatsomnipotenz-Phantasien à la Rousseau!

    Daß nun "rechte" Kollektivisten sich mit ihren linken Erbfeinden im Lager Rousseaus einverständlich zusammenfinden, erschüttert mich. Freilich: es verwundert mich nicht wirklich ...

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  4. @LePenseur

    Naja, die Gewalt geht letztlich immer vom Volk aus. Kein System, keine Führung und keine Diktatur kann existieren, wenn es das Volk nicht duldet. Das ist für mich das "Primat der Politik" bzw. das, was ich darunter verstehe.

    Und auch im Wirtschaften bin ich als Einzelner davon abhängig, was das Volk für richtig hält oder zumindest duldet bzw. unterstützt. Ob die Volksmeinung gescheit ist oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Es ist die rohe, dumme Gewalt, die entscheidet, nicht der Intellekt.

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  5. Noch ein PS: Die Frage ist letztlich, was man unter "Politik" versteht. Für mich ist Politik all das an staatlichen Gesetzen und Regelungen, was durch das Volk mehrheitlich geduldet oder unterstützt wird. Das hat auch viel mit Sitten und Traditionen und kultureller Vergangenheit zu tun. Die Politik z. B. eines muslimischen Kameltreiberstaates ist zwangsläufig eine andere als z. B. die einer Schweiz.

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  6. Cher Oblomow,

    naja, wenn Sie Gewalt und Politik gleichsetzen ...

    Und auch im Wirtschaften bin ich als Einzelner davon abhängig, was das Volk für richtig hält oder zumindest duldet bzw. unterstützt.

    Nein, nicht "das Volk", sondern meine Kunden. Das ist ein gewaltiger Unterschied! Wenn ich Faschingskrapfen mit Sadellenpaste fülle (deklariert natürlich!), und dafür Käufer finde, dann kann "das Volk" sich darob ekeln, es wird mir egal sein können. sobald "das Volk" anfängt, Vorschriften zu machen, was man essen und was man verkaufen darf, dann kommt als nächstes, ob man in meinem Lokal rauchen darf, und schnell ist man bei der Maßgabe, daß "aus Rücksicht auf anwesende Muselmanen ken Schweinsbraten verkauft werden darf".

    Es wird Sie nicht verwundern, daß ich das schlicht als bevormundende Diktatur empfinde, auch wenn derlei durch Volksmehrheit beschlossen wird.

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  7. @LePenseur

    Ob ich Faschingskrapfen mit Sardellenpaste füllen und verkaufen darf, bestimmen gesetzliche Regelungen. Auch da steht letztlich wieder die Volksmehrheit dahinter.

    Natürlich ist es eine bevormundende Diktatur. Versuchen Sie mal, dagegen zu agieren. Dann werden Sie die (Staats-/Volks-)Gewalt anschaulich kennenlernen.

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  8. Cher Oblomow,

    Ob ich Faschingskrapfen mit Sardellenpaste füllen und verkaufen darf, bestimmen gesetzliche Regelungen. Auch da steht letztlich wieder die Volksmehrheit dahinter.

    Das es so ist, bestreite ich ja nicht. Oder höchstens Ihre Ansicht, daß da die "Volksmehrheit" dahintersteht. Meist ist es nur eine krakelende Minderheit an den Schalthebeln der Medien.


    Genau das kritisiere ich nämlich:

    1. daß eine angebliche Volksmehrheit, die es in Wahrheit für 90% dieser Bestimmungen nicht gibt, vorgeschützt wird; und

    2. daß hier überhaupt etwas mit einer angeblichen Mehrheit (schein-)legitimiert werden soll, was in Wahrheit der Entscheidung jeglicher Mehrheit ebenso entzogen ist wie die Frage, ob ich Schnitzel oder Pizze lieber esse.

    Das ist ausschließlich die Entscheidung des Einzelnen. Und ein (beim Wahnsinn unserer GrünInnen leider gar nicht mehr so hypothetisches!) "Donnerstag = Veggietag-Gesetz" ist daher schlicht totalitärer Terror. Etwas weniger spektakulär als z.B. Nürnberger Gesetze mit Vorschriften, wer wen heiraten darf.

    Im Wesen jedoch exakt dasselbe!

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  9. @LePenseur

    Über den Ist-Zustand sind wir uns also einig.

    Bleibt die Frage nach der Volksmehrheit. Diese Frage wird durch die Wahlergebnisse der letzten Jahre und Jahrzehnte m. E. gut beantwortet. Für meinen Geschmack ist da zu wenig Flexibilität erkennbar - es werden die bestehenden Machtapparate mehr oder weniger immer wieder bestätigt.

    Mein These ist: Wenn der Wähler mehr Flexibilität zeigen würde, würde auch ein anderes, neues (Parteien-)Angebot entstehen. In bescheidenen, kleinen Ansätzen ist das zuletzt mit den NEOS gelungen, was immer man von dieser Gruppierung auch halten mag.

    Der Punkt ist der: Es müßte erkennbar sein, daß der Wähler bereit ist, Altes in die Tonne zu treten und Neuem eine Chance zu geben. Und wenn das Neue unbefriedigend ist, dann weg damit bei der nächsten Wahl und nächster neuer Versuch. Ohne qualifizierte Nachfrage hat es das beste Angebot schwer.

    Aber diese Flexibilität existiert kaum und beginnt nur sehr sehr langsam sich über Jahrzehnte zu entwickeln. Viel zu langsam und unzureichend.

    Schon Beethoven konstatierte seinerzeit: "Eigentlich hätte in diesen Zeiten jetzt eine Revolution ausbrechen müssen. Aber ich glaube, solange der Österreicher noch braunes Bier und Würstel hat, revoltiert er nicht."

    Und stille Duldung sehe ich eben auch als Bestätigung und Stützung des status quo. Vor sich hin schimpfen und dann bei der Wahl entweder zu Hause bleiben oder das ewig Gleiche wieder ankreuzen ist Unterstützung und Bestätigung.

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  10. Cher Oblomow,

    Ihre Argumente in allen Ehren (Sie haben damit natürlich völlig recht!), nur: das ist nicht wirklich mein Kritikpunkt. Mir geht es nicht darum,daß ich eine andere Regierung wünsche, die mir sympatischere Vorschriften macht, sondern darum, daß ich die Garantie haben möchgte, daß mir so weit wie möglich — denn ganz ohne "Vorschriften" wird's net gehen, sonst bricht das Chaos aus! — keine Regierung Vorschriften macht, egal ob es eine rot-grüne Wahnwitz-Koalition ist, oder eine mir deutlich sympatischere blau-schwarze.

    Mit einem Wort: ein Minimalstaat muß her! Hinsichtlich der Träumereien einer Hoppe-Anarchie, wo alle ganz brav sind, habe ich schon so oft meinen Mund fusselig geredet, daß ich es einfach müde bin ... sorry, FritzLiberal (et al.)! Wer darüber etwas ziemlich genau meinen Standpunkt treffendes lesen will — hier werden Sie geholfen.

    Wenn der auf demokratischem Weg nicht erreichbar scheint (was ich nur bedingt glaube, denn jede Menge an 150% patentierter Scheiße wurde bereits "demokratisch" beschlossen, und zum Teil gegen die offenkundig ablehnende Stimmung im "volk"!), dann muß man halt auf den Staatsbankrott warten, der das derzeitige System einfach hinwegfegt.

    Warum ich diese Lösung nicht favorisiere, liegt auf der Hand: in solchen fällen kommt selten "was Besseres nach", sondern irgendwelche mafiös-populistische Scharlatane. soll ich, bzw. sollen wir das ernstlich riskieren?

    Mir erscheint eher der Weg, durch Subversion und gezielte Beeinflussung jene Elemente im "Establishment", die sich neben der systemimmandanten Freßgier und "Nach-mir-die-Sintflut"-Mentalität noch eine gewisse Restintelligenz bewahrt haben, ins Boot zu holen, und irgendwann dann vor dem Zusammenbruch, aber wenn es schon so deutlich im Gebälk knistert, daß sich auch die freßgierigsten Systemlinge ins Hermd zu machen beginnen, diesen korrupten Kanaken ein Angebot zu machen, "zu dem sie nicht nein sagen können", indem man ihnen mit dem "mafiösen Volkstribun" (der sich dann schon am Horizont abzuzeichnen beginnen wird!) droht.

    Nicht fein? Nicht demokratisch genug?

    Scheiß drauf (pardon l'expression ...)! Wenn ich mir die Aktionen von Merkel, Faymännchen & Consorten ansehe: sind die einen Deut feiner?

    Wenn IM Erika ungeniert "Macchiavelli" betreibt, darf ich das moralisch berechtigt schon längst! Denn im Gegensatz zu dieser Person habe ich keine "mutmaßliche" DDR-Spitzelvergangenheit und keine 100%-Arschloch-Aktionen in meiner Karriere zu verantworten.

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  11. @LePenseur

    Sie wünschen sich einen Minimalstaat. Ich auch. Auf demokratischem Weg braucht es das dazu geeignete Volk. Das haben wir offenbar nicht. Also bleibt Ihnen nur der Traum der Subversion. Ich hätte da gar nichts dagegen einzuwenden - wenn es funktionieren würde. Wie das aber praktisch anzustellen und erfolgreich durchzuführen sei, übersteigt meine Phantasie.

    Können Sie einige wenige Beispiele bringen, wo ein solcher Weg funktioniert und zu einem Minimalstaat geführt hat? Und wäre das in Ösistan machbar?

    Ich sehe derzeit nur den zwangsläufigen Weg des Staatsbankrotts, der längst schleichend im Gange ist. Dieser Staatsbankrott ist nicht nur finanzieller Natur, denn das ist nur die in Zahlen ausgedrückte Abbildung eines gesamtgesellschaftlichen Bankrotts; der sich u. a. in dem Führungspersonal zeigt, das wir haben.

    Vielen Dank für Ihren ausgezeichneten Blog, der m. E. leider von viel zu wenigen gelesen wird. Sehr schade um die gute Qualität, die sich viel mehr Publikum verdient hätte.

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  12. Cher Oblomow,

    Ihr Lob geht natürlich "runter wie Butter", wie der Piefke zu sagen pflegt. Merci vielmals ...

    Nur kurz:

    Können Sie einige wenige Beispiele bringen, wo ein solcher Weg funktioniert und zu einem Minimalstaat geführt hat?

    Ähm ... das wird schwierig ... Aber: ich habe ide Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, daß in ein paar von Sozen total zugrundgerichteten Staaten sowas im Ansatz funktionieren kann. Thatcher in UK wäre so eine (nicht ganz perfekte, ich weiß, aber was ist schon perfekt ...) Idee, oder der (wenigstens die allerblödesten Gutmenschlichkeiten allmählich eliminierende) heilsame Einfluß der Dänischen Volkspartei. Wenn in der FPÖ sich ein paar alte Wirtschaftsliberale auf die Füß' stellen täten, wäre auch was zu machen. Oder Klaus in der Tschechei (so unsympathisch mir seine Betonkopfmentalität gegenüber der Sudentendeutschen-Frage ist).

    Und, nicht zu vergessen: auch ein Ron Paul hat in Amerika doch ein bisserl was bewirken können, und das wird weitergehen, hoffe ich!

    Man kann Fehlentwicklungen von Jahrzehnten keynesianisch-sozialistisch-korporatistischer Herrschaft nicht von heut' auf morgen beseitigen. Leider.

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  13. "in der FPÖ ein paar alte Wirtschaftsliberale"

    Gibt's die überhaupt noch? Ich erinnere mich an eine FPÖ Anfang der 80er Jahre unter Dr. Norbert Steger (der übrigens am 6. März Geburtstag hatte) mit Namen wie z. B. Mautner-Markhof. Davon scheint mir nichts mehr übrig geblieben zu sein.

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  14. @oblomow

    doch noch einige: z.b. boehmdorfer, fichtenbauer, haimbuchner, huebner - wenige, aber immer noch mehr als in anderen parteien. spoe_ 0 - gruene: 0 - oevp: ? - neos: ? - ts: ?

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