Donnerstag, 7. Januar 2016

Audiatur et altera pars

... lautet bekanntlich einer der fundamentalsten Rechtssätze der alten Römer. Daran hat sich in einer Rechtsordnung, die diesen Namen verdient, bis heute nichts geändert. Oder, vielmehr: heute hat sich daran so viel geändert, daß man berechtigte Zweifel hegen kann, ob noch von einer Rechtsordnung gesprochen werden darf.

Zum Anlaßfall: die massenhaften Übergriffe zu Silvester durch Migranten in Köln (und anderswo) kann man natürlich die Meinung des SAT1-Frühstücksfernsehens vertreten. Bloggerin Elsa Laska teilt diese Einschätzung in einem lesenswerten Posting auf ihrem Blog »Elsas Nacht(b)revier« mit dem griffigen Titel »Der Anfang der Unterwerfung«, und findet — natürlich, ist man versucht zu sagen — jemanden, der in seinem Kommentarposting Bedenken anmeldet:
Ich weiß, dass Verlinkungen in Blogs nicht gerne gesehen sind, aber diese beiden Links erlaube ich mir mal zu setzen, weil sie von ebenfalls ernsthaften, seriösen und gescheiten katholischen Bloggern kommen und im allgemeinen Empörungshype über Henriette Reker sich mal neben sich selber stellen:
https://jobo72.wordpress.com/2016/01/06/eine-armlaenge-zurueckhaltung/ http://echoromeo.blogspot.de/2016/01/kollektiv-in-den-falschen-hals.html
Was ziehe ich daraus? Dass man es auch anders sehen kann als der Kommentator von SAT 1. Und deshalb so wenig ein "Linker" oder "Unterwerfler" sein muss, wie Claus Strunz ein "Rechter" ist.
Elsa Laska blieb höflich — und bei ihrer Meinung. Und so sollte es auch sein: »audiatur et altera pars« heißt ja nicht, daß man (Gegen-)Argumente einfach zu akzeptieren hat. Nur sollte man sich wenigstens die Mühe machen, sie anzuhören. Und genau daran hapert es heute zunehmend: im Trubel des Internets zählt nur der schnelle Klick, der hochgepushte Hype, die sensationelle Enthüllung (die sich nur zu oft als Ente herausstellt). Auch LePenseur muß sich hier — bisweilen — kritisch bei der Nase nehmen ...

Insbesondere hat der wie stets besonnen argumentierende Josef Bordat (»jobo72«) recht, wenn er schreibt:
Gemeint war wohl, was ohnehin gilt, wenn man sich im öffentlichen Raum bewegt, zumal bei Großveranstaltungen: Aufmerksam zu sein, auf das eigene Eigentum zu achten – und das im umfänglichen Sinne Lockes. Nicht nur die Geldbörse sichern, sondern auch die körperliche Unversehrtheit. Rücksicht nehmen. Unangenehme Situationen auflösen – kurzfristig und vorläufig auch durch Rückzug. Das hat nichts mit Unterwerfung und Abendlanduntergang zu tun, sondern mit Vernunft.

Im Zusammenhang mit den Vorfällen in der Silversternacht an diese Selbstverständ-lichkeiten zu erinnern, gibt den Hinweisen Schlagseite. Es scheint, die Lasten würden grundsätzlich falsch verteilt. Motto: Täter können so bleiben, wie sie sind, Opfer müssen ihr Verhalten ändern. Das hat die Kölner Oberbürgermeisterin sicher nicht gemeint. Nun über Henriette Reker herzufallen, als habe sie sich nicht bloß ungeschickt ausgedrückt, sondern zynisch sein wollen, zu Lasten der Opfer und aller Frauen überhaupt, das ist extrem billig.
Andererseits — und auch hier gilt eben: audiatur et ... — kann man den schwindenden Vorrat an Optimismus beim »Papsttreuen« schon gut nachvollziehen:
„Kann man sich als Mutter mit Kindern noch am Kölner Hauptbahnhof aufhalten?“ Die Frage hat mir meine Frau am Abend gestellt. Angesichts der Berichte über die Verbrechen in der Silvesternacht und der Hinweise aus Polizei und Politik, dass es sich bei den Tätern nicht um Flüchtlinge sondern um polizeibekannte Migranten aus Nordafrika und dem arabischen Raum gehandelt habe, ist das keine schlechte Frage. Denn wenn das alles so ist, wie es derzeit berichtet wird, dann war der Umstand der Silversternacht eher ein Zufall: Sowas kann zu jeder Zeit wieder passieren! Wenn mich eine Gruppe junger Frauen, ausgelassen einen Junggesellinnenabschied feiernd, fragen würde, ob sie sich abends am Bahnhof aufhalten sollten? Meine Antwort würde ziemlich kritisch ausfallen.
Eines freilich ist bemerkenswert, und wir müssen Hadmut Danisch für die aufmerksame Beobachtung dankbar sein:
Ist Euch das mal aufgefallen?

Bisher wetterten die Feministinnen massiv gegen die Unschuldsvermutung und die Beweislast der Ankläger. Forderten immer wieder, man müsse vergewaltigten und sexuell belästigten oder benachteiligten Frauen einfach ungeprüft »glauben«, und wenn überhaupt noch etwas zu untersuchen wäre, müsse die Beweislast für seine Unschuld beim Beschuldigten liegen, dem selbstverständlich das Wort gar nicht erst eingeräumt wird.
Die entlarvende 180°-Kehrtwende, die Hadmut Danisch konstatiert, ist in der Tat frappierend! Und läßt den Schluß zu, daß es diesen »Feministen« nicht um die Beseitigung von — da und dort vielleicht auch hierzulande noch bestehendem — tatsächlichem Unrecht gegenüber Frauen geht, sondern um Gesellschaftsveränderung in linkem Sinne. So, wie auch die angebliche »Ökopartei« nur eine grüne Tarnfarbe über ihre Alt68er-Kommunisten-Kader gestrichen hat, weil sie weiß, daß sie nach der Pleite des Realsozialismus bei den Wählern keinen Blumentopf mit marxistischem Gefasel gewinnen würden!

Die »Vorgänge« (nennen wir sie mal bewußt neutral so!) in Köln etc. haben unsere Systempolitiker und ihre zugehörigen Medienlakaien sichtlich auf dem falschen Fuß erwischt. Ich höre in den Sitzungssälen und Redaktion schon das Murren über dieses »Scheiß-Internet«, durch das man die Leute nicht mehr so einfach desinformieren und ruhigstellen könne. Nun — es gibt eben nicht nur den sprichwörtlichen Fluch der bösen Tat, sondern oft genug auch den »Fluch« einer guten Tat, die von den Bösen aus Eigennutz eigentlich anders geplant war, aber sich nun zu ihrem Nachteil in eine völlig andere Richtung entwickelt.

So sorry ...

2 Kommentare:

  1. Ich bin durchaus dafür, dass die Opfer dieses Gesindels ihr Verhalten ändern:

    https://pbs.twimg.com/media/CYDgNpSUsAACBkX.jpg

    FritzLiberal

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  2. @FritzLiberal
    Als Nothilfe durchaus praktikabel, auf Dauer aber zu stressig. Der richtige Abstand für einen entspannten Umgang mit dieser Kultur ist ungefähr die Breite des Mittelmehres.

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