Donnerstag, 4. Juni 2015

»Ehre für die deutschen Soldaten«

... betitelt Dr. Klaus Peter Krause einen bemerkens- und v.a. bedenkenswerten Artikel auf seinem Blog:
Der 8. Mai liegt mit dem Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkrieges vor siebzig Jahren schon wieder zurück. Vieles und Umfängliches ist dazu geschrieben worden. Es war der Tag der Niederlage und der Befreiung zugleich – kein Feiertag, doch ein Gedenktag. Bedingungslos hatte damals die Deutsche Wehrmacht kapitulieren müssen. Aber sie selbst kam beim Gedenken gar nicht vor. Es wäre, sie würdigend, auch nicht passend gewesen. Doch jetzt im Nachhinein wird den deutschen Soldaten dieses katastrophalen Krieges Ehre zuteil. In zwei Leserbriefen.
Ich weiß, daß ich nicht wenigen Lesern meines Blogs mit den wiederkehrenden Hinweisen auf das an Deutschen begangene Unrecht lästig falle, und sie sich fragen, was mich das als »Ösi« (der noch dazu sich dazu bekennt, Österreich als erstes Opfer, nicht als ersten Mittäter der Nazis zu betrachten) dazu bringt, hier immer wieder eine Lanze zu brechen. Nun, ganz einfach: mein Gerechtigkeitssinn, den ich trotz meiner Juristen-Ausbildung nicht verraten möchte! Ich weiß nur zu genau, daß es meilenweite Unterschiede zwischen Recht und Gerechtigkeit gibt, und ebenso, daß Recht haben und Recht bekommen nicht dasselbe sind. All das sind triviale Erkenntnisse für einen jahrzehntelang auf dem sumpfigen Terrain des real existierenden Rechts vazierenden Juristen wie mich.

Aber es entbindet mich nicht der moralischen Verpflichtung, das, was ich als Gebot der Gerechtigkeit erkenne, auch auszusprechen — wenn ich es vermag! Denn viele, allzu viele, vergessen, daß die Erinnerung an geschehenes Unrecht und die Einmahnung von Gerechtigkeit, so aussichtslos ihre Durchsetzung hic et nunc erscheinen mag, dennoch vieles bewirken kann. Und wäre es »bloß« die Schärfung des Blickes, um neues Unrecht zeitgerecht zu erkennen ...

3 Kommentare:

  1. Werter Penseur,

    interessant finde ich, daß die beiden erwähnten Leserbriefe von ehemaligen Spitzenpolitikern geschrieben wurden. Leuten denen man doch gewöhnlich nur alles andere zutraut. Es werden nun ja durch das Ausscheiden aus dem Amt aus der aktiven Politik keine komplett anderen Persönlichkeiten geworden sein?

    Ist dieses sehr distanzierte Verhalten aktiver Politiker gegenüber deutschen Soldaten einer offensichtlich nur sehr deutschen Betrachtungsweise einer vermeintlich andere Länder (=ehemalige Kriegsgegner) nicht störende Realpolitik geschuldet?


    Grüße

    SF Leser

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  2. Was für'n Glück, dass in der Wehrmacht keine Österreicher gedient haben und Hitler war ja bekanntlich auch aus der Schweiz....

    ...70 Jahre nach der Erfindung der österreichischen Nation...

    „Nur wenige Menschen in Deutschland leugnen, was die Nationalsozialisten vielen Völkern Europas von 1939 bis 1945 angetan haben.
    Manche bestreiten es einfach, aufgrund besser Kenntnisse der wahren Hintergründe, aber auch im Ruhestand befindliche BR-System-Politgauner lassen es sich nicht nehmen, anderer als Leugner zu bezeichnen.

    Gruß WKV

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  3. Cher WKV,

    Ob Österreicher in der Wehrmacht gedient haben, war nicht die Frage. Sie haben es aber nicht als Österreicher, sondern als »ostmärkische« Angehörigen des Großdeutschen Reichs. Österreich hatte mit der Annexion zu existieren aufgehört — denn daß die Angelobung des Seyß-Inquart-Kabinetts und die Unterschrift des damaligen (Noch-)Bundespräsidenten Miklas unter die Anschlußgesetze freiwillige Akte desselben waren, werden Sie wohl nicht so kühn sein zu behaupten! Schuschnigg betonte in seiner Rundfunk-Abschiedsrede, daß seine Regierung »der Gewalt weiche« — was Freiwilligkeit wohl ausschließt.

    Insofern war Österreich als solches, nämlich als souverän handlungsfähiges und damit auch verantwortliches Völkerrechtssubjekt, das erste Opfer Hitler-Deutschlands. Daß (ehemalige) Bürger dieses untergegangenen Völkerrechtssubjektes danach persönliche Schuld auf sich luden, steht außer Zweifel. Aber ist hier nicht der Punkt.

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