Montag, 29. Juni 2015

Baron Joseph Ryelandt

Nie gehört? Schade! Heute vor fünfzig Jahren verstarb, über 95-jährig dieser belgische Komponist, der über zwei Jahrzehnte (1924-45) als Direktor des Konservatoriums von Brügge das Musikleben seines Landes mitbestimmte.

Geboren zu Brügge am 7. April 1870, ebendort am 29. Juni 1965 hochbetagt verstorben, zählte Joseph Ryelandt (1938 vom belgischen König zum Baron erhoben) zur Generation der Spätromantiker — wie z.B. Richard Strauss (*1864) oder Franz Schmidt (*1874) —, wobei er diesem Stil (mit ein paar Einflüssen aus dem Impressionismus) zeitlebens treublieb. Zu seiner Lebzeit war er vor allem für seine kirchenmusikalischen Kompositionen, insbesondere seine fünf großen Oratorien, berühmt. Doch auch als Symphoniker hatte er seine Qualitäten, wie die 4. Symphonie in es-moll, op. 55 (1913), beweist:


Auch seine Kammermusik ist von beachtlichem kompositorischem Niveau, wie uns z.B. sein zwei Jahre später, in den Wirren des Ersten Weltkriegs entstandenes Klaviertrio in b-moll, op. 57 (1915), zeigt:


Natürlich entwickelte sich auch Ryelandt stilistisch weiter: die Umwälzungen in der zeitgenössischen gingen nicht ganz spurlos an ihm vorüber — aber man darf nicht vergessen, daß der Komponist in den (nicht nur für die Musik) »revolutionären« Zwanzigerjahren bereits über fünfzig war, und auf ein umfangreiches, wertgeschätztes Œuvre zurückblicken konnte. Dennoch: seine 5. Symphonie, op. 108 (1934), klingt — nun ... ... zwar wirklich nicht »modern« im Sinne von Schönberg, Strawinsky & Co., aber verrät doch einen weitaus »zeitgenössischeren« Gestus, als ihre Vorgängerin (die allerdings da schon mehr als zwei Jahrzehnte zurücklag). Jedenfalls durchaus hörenswert!


Zum Schluß dieser kleinen Erinnerung an einen der vielen »Vergessenen« noch eine seiner geistlichen Kompositionen, die — bei prinzipiell der späten Romantik verpflichtetem Duktus — gekonnt zwischen kirchentonalen Einflüssen und impressionistischen Anklängen changierende kleine Kantate »Flos Carmeli« (1932) für Sopran, Frauenchor, kleines Orchester und Klavier, die einen manchmal an ähnliche Kompositionen jener Zeit von Ottorino Respighi gemahnt:


Eine gelegentliche Wiederentdeckung wäre dieser Baron Ryelandt wohl wert — wobei ich persönlich auf Aufnahme seiner letzten Symphonie (der Nr. 6) besonders gespannt wäre ...

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