Freitag, 8. Mai 2015

Westminster Casino

Das gegenüber dem die Regierbarkeit eines Landes »lähmenden« Verhältniswahlrecht immer wieder als besonders »praxisnahe« angepriesene Mehrheitswahlrecht konnte bei den Unterhauswahlen wieder einmal klar seinen »Casino-Charakter« ausspielen: es ist mehr oder weniger beliebig, was herauskommt *).

Die Tories kommen mit ca. 36% der Stimmen auf ca. 320 Mandate und damit bloß knapp unter die absolute Mandatsmehrheit. Die UKIP mit ca. 12% der Stimmen bekommt 1 (in Worten: ein!) Mandat. 

In Schottland verdrängen die nationalen Sozialisten der SNP die britischen Labour-Genossen und erringen 56 Mandate bei einem Stimmenanteil von insgesamt knapp 5%. 

Die Liberal-Demokraten erreichen mit knapp 8% der Stimmen zwar bloß 2/3 der UKIP-Wählerschaft — aber achtmal soviel Mandate.

Wer so ein Wahlsystem als angemessen und gerecht empfindet, könnte sich ebenso gut für eine Mandatsermittlung  per Lottoziehung einsetzen: es werden in alphabetisch alternierender Reihung der Parteien so lange Zahlen aus der Trommel gezogen, bis insgesamt die Zahl 650 erreicht ist. 

Der Überraschungseffekt, wer gewonnen hat, bliebe derselbe — beachtlich wäre die Kostenersparnis. Und Hand aufs Herz: dank integraler Korruption durch Lobbying-Seilschaften ist es letztlich doch eh wurscht, welche Marionetten im Parlament sitzen ....


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*) Zahlen von heute morgen — vielleicht ändert sich da noch ein bisserl was

3 Kommentare:

  1. Werter Penseur,

    es mag ja sein, daß Sie mit Ihrer Philippika technisch gesehen recht haben, aber die Engländer, genauer die Groß Britannier sind eigentlich recht zufrieden mit ihrem Wahlsystem.
    Aus Wikipedia: After the UK 2010 general election, the new coalition government agreed to stage a referendum on voting reform, which took place on 5 May 2011, with voters given the choice of switching to the Alternative Vote system or retaining the current one. The country overwhelmingly voted 'No', with 32% in favour and 68% against.

    Also wenn die das dort so wollen, dann lassen wir sie doch einfach!

    Auch ich muß sagen, daß ich schon seit einiger Zeit mit dem Wahlsystem in Groß Britannien sympathisiere. Dort muß sich eben jeder einzelne Abgeordnete um seine Wähler kümmern. Wenn er das noch nicht mal in seinem Wahlkreis in seiner Umgebung schafft...
    Wenn ich dagegen sehe, welche Personen, sagen wir lieber Figuren, sich durch Listenabsicherung in unsere Parlamente „mogeln“...

    Grüße

    SF- Leser

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  2. Egal, Hauptsache der MilliBand wurde nicht zum Willy B(r)and sondern zum PicoBand.

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  3. Cher SF-Leser,

    ... aber die Engländer, genauer die Groß Britannier sind eigentlich recht zufrieden mit ihrem Wahlsystem.

    Auch bei uns sind die durch Wahlgeschenke bestochenen Staatsprofiteure, die inzwischen längst die Mehrheit des Elektorats stellen, eigentlich recht zufrieden mit ihrem Wahlsystem, welches sie in die Lage versetzt, die Leistungsträger nach Belieben zu enteignen.

    Was diese Art von »Demokratie der Funktionäre & Schmarotzer« nicht gerecht macht — und v.a. um nichts gerechter macht als jene englische.

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