Donnerstag, 9. April 2015

Einer der bedeutensten Strategen des I. Weltkriegs

... erblickte heute vor 150 Jahren, am 9. April 1865, in der damals noch deutschen Provinz Posen das Licht der Welt: Erich Ludendorff.


Ohne dem hochdekorierten Feldherrn nahetreten zu wollen: sein Genius beschränkte sich, leider, strikt auf seinen dienstlichen Bereich, in welchem er quasi »das Gehirn« im Zweigespann mit Paul von Hindenburg war — ein zunächst an der Ostfront, dann als (dritte, nach Moltke und Falkenhayn) »Oberste Heeresleitung« durchaus erfolgreiches Duo: Ludendorff plante, und Hindenburg übernahm die Verantwortung — und hatte, spätestens seit der Schlacht bei Tannenberg, Nimbus und Autorität des siegreichen Feldherrn für sich!

Ludendorff ordnete — spätestens seit dem nicht zuletzt von Ludendorff erzwungenen Abgang des wenig glücklichen Reichskanzlers Bethmann-Hollweg — die deutsche Wirtschaft und die Staatsmaschinerie seinen militärischen Zielen unter, sodaß seit 1917 nicht ohne Berechtigung von einer verkappten Militärdiktatur die Rede war, der gegenüber das »Primat der Politik« ausgehebelt, und selbst die Rolle des Kaisers sekundär blieb.

Fürst Bülow findet in seinen Memoiren (wenig überraschend) kritische Worte an die Adresse seines Nachfolgers, aber auch bezüglich Ludendorff, dem er vorhält, mit seinem pronocierten Eintreten für einen sofortigen Waffenstillstand im Herbs 1918 »die Nerven verloren« zu haben — ein Eindruck, der angesichts Ludendoffs manchmal fast paranoid wirkender Aktionen und Publikationen nach dem Untergang des Kaiserreichs freilich nicht ganz von der Hand zu weisen ist.

Auf Ludendorff fällt jedenfalls aus der Sicht der heute Meinungsbildenden der entscheidende Makel, mit Hitler gemeinsame Sache gemacht zu haben. So sehr die beiden auch — umso schneller und stärker, je erfolgreicher Hitler und die NSDAP wurden! — auseinandergerieten, sodaß von einem echten Zusammenwirken nicht ernstlich gesprochen werden kann: den Marsch auf die Feldherrnhalle, diesen recht dilettantische Versuch eines Umsturzes, wird Ludendorff im Gedächtnis der Nachwelt wohl nicht mehr loswerden.

Auch seine Ehe mit seiner exzentischen zweiten Frau Mathilde war für Ludendorffs seelisches Gleichgewicht nicht eben günstig: die Leier von den »überstaatlichen Kräften« des Judentums, der Jesuiten und der Freimaurer, die er unter ihrem Einfluß bis zur Obsession anstimmte, trübte sicher schon damals sein Ansehen in weiten Kreisen doch vorwiegend vernunftgelenkter Bürgerlicher, die einen konservativ-nationalbewußten General sicher gern akzeptiert hätten, doch für Überspanntheiten dieser Art wenig Verständnis aufbrachten.

Ludendorffs faktische Isolierung während der Nazizeit und sein Tod im Jahr 1937 ersparten es ihm, die zunehmenden Greuel des Nazistaates und den völligen Zusammenbruch Deutschlands im Jahr 1945 mitzuerleben. Ob sein seit 1945 von der Geschichtsschreibung in sehr dunklen Tinten gehaltenes Bild sich noch einmal aufhellen wird, wird Zukunft weisen.
 

6 Kommentare:

  1. Danke für diese Erinnerung!

    Im der Militärausbildung vieler Länder gilt die Schlacht bei Tannenberg als ein "2. Cannae", also eine Replik der berühmten Schlacht Hannibals von 216 v.Chr.!
    Zu diesem Ereignis kann ich als Lesegenuß Solschenizyns "August 14" nur sehr empfehlen.

    Ludendorff schrieb nach 1918 auch viele Bücher über die Freimaurerei, die es gottseidank per Internet auch als Hörbücher gibt. Seitdem kenne auch sie und sehe diverse sonst rätselhafte Erscheinungen endlich verständlich - z.B. die offensichtliche Korruption der Justiz.

    Kreuzweis

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  2. Cher Kreuzweis,

    ... Bücher über die Freimaurerei, die es gottseidank per Internet auch als Hörbücher gibt.

    Frage: können Sie nicht lesen? ;-)

    Seitdem kenne auch sie und sehe diverse sonst rätselhafte Erscheinungen endlich verständlich - z.B. die offensichtliche Korruption der Justiz.

    Also, gerade Ludendorffs krause Theorien über die Freimaurer finde ich vor allem eines: lächerlich. Ich selbst bin zwar keiner (ebenso wie ich mich über »bändchen- und mützchentragende« Burschenschafter erheitere, so finde ich auch bändchen- und schürzchentragende Freimauerer lächerlich!), kenne mich aber gerade in dieser Materie sehr gut aus. Und da kann ich nur sagen: sorry, aber die Korruption der Justiz ist keine Sache der Freimaurerei, sondern eine des parteiübergreifenden sozialistisch-gutmenschlichen Wahnwitzes, der unsere Gesellschaft beherrscht!

    Noch lächerlicher wird's ja, wenn man bedenkt, gegen welche Freimaurerei Ludendorff damals vom Leder zog! Hätte er die in der Tat antiklerikale und ziemlich destruktive »romanische« Freimaurerei z.B. des Grand Orient im Auge gehabt, könnte man ihn ja noch irgendwie verstehen (was sich freilich mit den »Jesuiten« des Generalobristen irgendwie recht eigenartig »schlägt«!) — aber er ging ja ebenso auf die deutsche und angelsächsische Freimaurerei los, und die verdiente (und verdient weithin bis heute) diese Angriffe sicherlich nicht.

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  3. O sancta simplicitas.
    D.a.a.T.

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  4. Geschätzter Herr LePenseur!

    Selbstmurmeld hatte ich Ihren vorletzten Absatz gelesen. Dennoch schätze ich, trotz der machmal "krausen" Anteile, Luderndorffs Kritik anders ein - zumal er nicht der einzige diesbezügliche Kritiker ist. Der Jude Arthur Trebisch (auch die Hörbücher) hat mich weit mehr aufgeklärt.

    Natürlich finde auch ich Schlüsse, wie "Friedrich d. Gr. war auch Freimaurer, daher ..." albern. Ich kann mir durchaus vorstellen, daß viele Mitgliedschaften nur Moden oder Launen waren.

    Jedoch ist das Wesen der Freimaurereien ideal für kriminelle Zwecke geeignet. Was glauben Sie, wielange würde ein Verein bestehen, der sich nach den Regularien der Freimaurerei (inkl. geheime Mitgliederlisten und Todesdrohung bei Geheimnisverrat) gründete?

    Kreuzweis

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  5. pardon, sollte
    "Arthur Trebitsch"
    heißen ...

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  6. Dieser Ludendorf war ein echter Poser, und das ganz ohne verunzierten 3er BM mit Doppelrohrauspuffanlage.

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