Sonntag, 17. August 2014

»Hysteriker beim Händewaschen«

Auf den Punkt bringt der verdienstvolle Hintergrundnachrichten- & Satireblog »Politplatschquatsch« die derzeitigen zögerlichen Aktionen unserer Kriegstreiber in Politik und Medien. Zauberlehrlinge, die sich angesichts der Fluten, die ihnen bis zum Hals stehen und demnächst über den Kopf zu schwappen drohen, greinend in die Windeln machen: »Das haben wir doch nicht gewollt ...«

Na klar! Sie wollten eine kurze Destabilisierung der Ukraine, um Putin zum Schwanzeinziehen und zu demütigem Unterwerfungskotau zu bringen. Und tolle Geschäfte mit ihnen von korrupten Oligarchen zugeschanzten Bodenschätzen und Förderrechten in der Ostukraine. Und als Zuckerguß am besten noch davor ein kleines Kriegerl, in dem man mit einem großen POFF!!! die Staatsschulden verbrennen kann, denn leider, leider muß man da — wo gehobelt wird, fallen die Späne! — die Staatsanleihen abwerten, und der Bevölkerung ein paar kleine Sonderopfer abverlangen am Altar der Freiheit und der Demokratie.

Aber plötzlich stellt man fest: es scheint nicht so zu klappen. Weder knickt Putin so einfach ein, noch läßt er sich provozieren, dieser ungute Kerl! Also würde es nicht bloß ein »Kriegerl«, sondern einen richtigen, ausgewachsenen Krieg brauchen — und für den braucht man, wie schon der österreichische Feldherr Graf Montecuccoli wußte, »Geld, Geld und wieder Geld!« ... und das haben wir nicht.

Und auch in der Nuland'schen Satrapenregierung in Kiew mehren sich die Querelen:
Die eigentlich aufgrund ihrer Überlegenheit siegessicheren ukrainischen Regierungstruppen verursachten in den letzten 24 Stunden vor Ort wenig positive Nachrichten. Neben militärischen Rückschlägen gibt es eine Meldung über ein Ultimatum und einen möglichen Abzug der Milizen des Rechten Sektors.

Das ist deshalb besonders schwerwiegend, da aktve Kampfhandlungen auf Regierungsseite meist von solchen Milizen und der ebenfalls aus rechtsradikalen Freiwilligen gebildeten Nationalgarde getragen werden. Die reguläre ukrainische Armee besteht oft aus zwangseingezogenen Rekruten mit wenig Lust auf einen Einsatz in einem Bürgerkrieg. So setzten sich nach einer Mitteilung des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB erst gestern wieder 17 Soldaten der Armee vom Kampfgeschehen in Richtung Russland ab. Wenn die Tagesschau also Jubelmeldungen über ukrainische Offensivaktionen bringt, ist es sehr wahrscheinlich, dass diese gerade von offenen Neonazis ausgeführt werden.

Zufriedenheit herrscht jedoch auch bei diesen freiwilligen Truppenteilen nicht. Allerdings rührt das nicht vom Kampf an sich, an dem sich westukrainische Nationalisten natürlich begeistert beteiligen, für die Russland-orientierte Separatisten so etwas wie der historische Erbfeind sind. Mit den Oligarchen und Liberalen im Hinterland ist man jedoch nur ein lockeres Zweckbündnis eingegangen und das bricht nun offenbar auf.
Da ist, wenn man so sagen darf, die Kacke am Dampfen. Jetzt bittet schon der Außenminister des Kiewer Regimes um Militärhilfe des Westens. Warten wir, bald kommt das Telegramm ans Brüsseler NATO-Hauptquartier, mit dem die demokratischen Bruderländer um die schnelle Entsendung von Truppenverbänden ersucht werden. Gab's doch alles schon, z.B. 1968 in der CSSR — ach so, da war's natürlich gaaanz anders, weil andersherum ...

Nun, die Situation bleibt spannend, und man lernt daraus (vielleicht für den IV. Weltkrieg, wenn dann noch einer möglich ist): man soll auch Felle russischer Bären nicht bereits verteilen, ehe man sie erlegt hat. Was, wie die Geschichte zeigt, bereits einige Male kräftig danebengelungen ist ...

2 Kommentare:

  1. Schade, daß Sie die Kommentare zu Peter Scholl-Latour geschlossen haben.

    Ich hätte auch erwähnt, daß er Halbjude war. Ich erfuhr es aus einem Interview zu seinem 90. Geburtstag. Aber im Gegensatz zu den Myriaden an Berufsopfern hat er aus dieser Tatsache nie Honig gesogen.
    Für mich war PSL ein vorbildlich hochanständiger Mensch, ein Held und von innerem Adel.
    Ich bin froh, ihn persönlich erlebt zu haben und werde ihn sehr vermissen.
    Einer seiner schönsten Sprüche war:
    "Nehmt euch in Acht vor alten Männern, denn sie haben nicht mehr viel zu verlieren!"

    Kreuzweis

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  2. Cher Kreuzweis,

    da ich ungern vorhandene Postings zensiere, bleibt mir, wenn ich mich nicht in endlose Argumentationsketten verlieren soll, auf primitive Blödheiten der Art

    Seine Mutter war eine derjenigenwelchen, welche uns, im günstigsten Fall, als Nutzvieh ansehen.

    leider wenig andere Wahl.

    Mir ging es mit Scholl-Latours Herkunft wie Ihnen: er hat sich einen »Opferstatus« nie auch nur im mindesten raushängen lassen, und so war ich auch ziemlch überrascht, es aus Anlaß seines 90ers zu lesen. Umso mehr beweist das, daß eben nicht alle »derjenigenwelchen« so sind, wie der Anonymus vermeint.

    Ich glaube, daß man auf meinem Blog wirklich relativ viel äußern darf, was in anderen Blog längst zum Platzverweis führen würde. Aber ich mag eben keine Zensur — ganz aus Prinzip nicht.

    Nur lasse ich mir wegen eines debil dahingerotzten Kommentars auch nicht meinen Blog ruinieren.

    Wer (wie Sie, cher Kreuzweis) zwar teilweise scharf, aber fundiert und intelligent kommentiert, wird immer willkommen sein.

    Auch gegen harmlos blöde Motzereien (die mich zwar nicht freuen — aber Kommentare werden wohl nicht zu diesem Zweck und Ziel geschrieben!) werde ich nichts unternehmen. Aber wo sich Blödheit mit Rufschädigung für mich und meinen Blog zu mischen beginnt, ziehe ich halt ggf. die Reißleine. Ich bin schließlich immer noch der Hausherr hier ...

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