Montag, 26. Mai 2014

Das EU-»Parlaments«wahl-Ergebnis

... wird durchaus kontroversiell diskutiert. So betitelt etwa der Journalist Guido Grandt einen Artikel: »Eu(ro)schande abgestraft«. Ist zwar durchaus richtig, doch möglicherweise trotzdem zu optimistisch. Die »DeutschenWirtschaftsNachrichten« hingegen bringen Argumente »Warum der Erfolg der AfD perfekt in Merkels raffinierte EU-Taktik passt«. Argumente, die man nicht einfach vom Tisch wischen kann ...

Aus Sicht LePenseurs ist das Ergebnis (wie zumeist) recht durchwachsen — aber, Hand aufs Herz: hat jemand schon erlebt, daß der Blogautor mit einem Ergebnis ganz zufrieden gewesen wäre ...?

Also gehen wir's mal so durch:
Das wichtigste Motiv für die Nichtwähler, nicht zur Wahl zu gehen, war die "Sinnlosigkeit" der EU-Wahl, sagte der Politologe Fritz Plasser bei der Präsentation der Wahlanalyse am Montag. (DiePresse)
... also, von wegen »Denkzettelwahl« & Co. — da geht's uns offenbar immer noch viel zu gut, als daß der schöne Sonntag nicht zu was »Sinnvollerem« genutzt wird, als zum Gang ins Wahllokal. Nur: solange die EU-Verdrossenen zu Hause bleiben, werden sie vom unverdrossenen Stimmvieh einfach ausgebootet. Und unseren Politruks sind niedrige Wahlbeteiligungen keineswegs unlieb. Denn sie minimieren das Risiko einer Abwahl.

Die Ergebnisse in Österreich und Deutschland sind ganz nett, aber letztlich völlig piepegal. Österreich wird wegen seiner Kleinheit ohenhin kaum wahrgenommen (mit 18 von 751 Mandaten hüpft man nicht weit — auch nicht als Nettozahler). Ob die FPÖ dabei den ersten oder dritten Platz belegt, brächte gerade mal ein (!) Mandat zum wandern. Also »dschast wurscht«, wie der Angelsachse sagt.

Die 7% der AfD sind ein ermutigender Beginn — aber halt auch nicht mehr. Erdrutsche von EU-unkritischen Lager ins EU-kritische sehen — siehe Frankreich — wohl anders aus. Hätte die AfD die Linke oder gar die GrünInnen überrundet, ja, dann wäre das ein kleiner Donnerschlag gewesen. Aber so...? Offenbar ist der deutsche Michel (noch) nicht so weit, daß er sich von Mutti & Gabi emanzipieren wollte.

Hoffnung machen die Ergebnisse in Großbritannien und Frankreich: hier könnten tatsächlich die jeweils regierenden Kräfte unter Zugzwang kommen. Fraglich ist nur, ob sie nicht Zuflucht zu Repressalien nehmen und die siegreichen EU-Kritiker durch konzertierten Einsatz von Systemmedien, Polizei, Justiz und Finanzfahndern fertigmachen. »Viele Hunde sind des Bären Tod«, heißt es ja bekanntlich ...

Und wenn das nicht funktionieren sollte, wäre ein tragischer Autounfall (oder vielleicht ein Amoklauf eines in seiner Volks- und/oder Religionsehre gekränkten Kulturbereicherers) immer noch ein Ausweg, der Kritik die Spitze zu nehmen (pun intended).

Zu düster? Nun, warten wir's ab. Johann Nestroy fragte einmal: »Wer zählt die Grabinschriften meiner Hoffnungen?« LePenseur kann die Berechtigung dieses Frage leider schwerlich bestreiten ...

2 Kommentare:

  1. Christoph Nahr26 Mai, 2014 22:16

    Den AfD-"Erfolg" muß ich auch als Enttäuschung verbuchen. Diese AfD/FDP-Ergebnisse hätte ich mir für die Bundestagswahl erwartet. Im ureigensten Gebiet immer noch unter 10% und die unsägliche FDP immer noch über 3%... die wohlwollendste Interpretation ist, daß in Deutschland Politik viel langsamer geht als in Österreich. Der Zugewinn für die SPD deutet wohl eher an, daß der deutsche Wähler als solcher schlichtweg bescheuert ist.

    FN und UKIP könnten die EU paralysieren, was schön wäre. Aus deutsch(sprachig)er Sicht sollte man aber nicht vergessen, daß beide den konventionellen Nationalismus der alten imperialen Vormächte vertreten, der sich im Zweifelsfall schnell gegen die verhaßten Deutschen wendet. Auf dieser Basis könnten sie durchaus in die EU eingebunden werden...

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  2. Tja, cher Monsieur Nahr,

    es hat den Anschein, daß Österreich da fortschrittlicher ist. Aber Deutschland darf wenigstens getrost sein: wir werden es nicht an der Seite der Alt-Alliierten überfallen ;-)

    Wir schicken euch höchstens eine Wurst zur Untergrabung der Kampfmoral ..

    :-)

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