Sonntag, 16. März 2014

Mises-Lektüre VIII: „antikommunistische Liberale“

Es gibt heute eine unechte antikommunistische Front. Was diese Leute, die sich selbst „antikommunistische Liberale“ nennen, und die von besonnenen Männern richtiger „Anti-Antikommunisten“ genannt werden, erstre-ben, ist Kommunismus ohne diejenigen immanenten und nicht wegzudenkenden Züge des Kommunismus, die für Amerikaner immer noch unschmackhaft sind. Sie machen eine illusorische Unterscheidung zwischen Kommunismus und Sozialismus und suchen – so paradox es sein mag – eine Unterstützung für ihre Empfehlungen des nichtkommunistischen Sozialismus in dem Dokument, das seine Verfasser „Das Kommunistische Manifest“ nannten. Sie glauben, daß sie ihre Sache bewiesen haben, wenn sie für den Sozialismus solche angenommenen Namen wie „Planung“ oder „Wohl-fahrtsstaat“ benutzen. Sie geben vor, die revolutionären und diktatorischen Aspirationen der „Roten“ zurückzuweisen, preisen aber gleichzeitig in Büchern und Magazinen, in Schulen und Universitäten Karl Marx, den Verteidiger der kommunistischen Revolution und der Diktatur des Proletariats, als einen der größten Nationalökonomen, Philosophen und Soziologen und als einen eminenten Wohltäter und Befreier der Menschheit. Sie wollen uns glauben machen, daß der untotalitäre Totalitarismus, eine Art von dreieckigem Viereck, die Wundermedizin für alle Krankheiten sei. Wann immer sie einen mäßigen Einwand gegen den Kommunismus erheben, sind sie nur zu eifrig bemüht, den Kapitalismus mit Worten zu beschimpfen, die sie dem Schimpf-Vokabular von Marx und Lenin entnommen haben. Sie betonen, daß sie den Kapitalismus leidenschaftlicher verabscheuen als den Kommunismus, und sie verteidigen alle ekelhaften Taten der Kommunisten, indem sie auf die „unaussprechlichen Greuel“ des Kapitalismus hin-weisen. Kurz gesagt: Sie geben vor, den Kommunismus zu bekämpfen, wenn sie versuchen, Menschen zu den Ideen des Kommunistischen Manifestes zu bekehren.
Was diese ihrer eigenen Bezeichnung nach „anti-kommunistischen Liberalen“ bekämpfen, ist nicht der Kommunismus als solcher, sondern ein kommunistisches System, in welchem sie selbst nicht am Steuer sitzen. Was sie erstreben ist ein sozialistisches, das heißt kommunistisches System, in welchem sie selbst oder ihre intimsten Freunde die Zügel der Regierung in der Hand halten. Es würde vielleicht zu weit gehen zu sagen, daß sie darauf brennen, andere Leute zu liquidieren. Sie wollen einfach nicht selbst liquidiert werden. In einem sozialistischen Gemeinwesen haben nur der höchste Autokrat und seine unmittelbaren Helfer diese Sich-erheit.
Eine „anti-etwas“"-Bewegung weist eine rein nega-tive Haltung auf. Sie hat nicht die geringsten Aussichten, Erfolg zu haben. Ihre leidenschaftlichen Schmähschriften preisen praktisch das Programm an, das sie angreifen. Die Menschen müssen für etwas kämpfen, das sie zu er-reichen wünschen, nicht einfach ein Übel verwerfen, wie schlecht es auch sein mag. Sie müssen ohne Vorbehalt das Programm der Marktwirtschaft gutheißen.
Infolge der Enttäuschung, die die Maßnahmen der Sowjets und das traurige Versagen aller sozialistischen Experimente hervorgerufen haben, würde der Kommunismus heutzutage kaum Chancen haben, im Westen erfolgreich zu sein, wenn es diesen betrügerischen Antikommunismus nicht gäbe.
(Ludwig von Mises: Die Wurzeln des Antikapitalismus, pp. 123 ff.)

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