Sonntag, 9. Februar 2014

»Fuck the EU«

Sie hat sich also entschuldigt, die Frau Spitzendiplomatin. Erste Frage: bei wem eigentlich? Die »EU« als solche ist nicht beleidigungsfähig, da dies nur der gängige Sammelname für eine mittlerweile unüberschaubare Menge von Staatsverträgen und dadurch geschaffene internationale Organisationen darstellt. »Die EU« gibt's nämlich nicht.

Zweite Frage: und warum eigentlich? Es ist ja nicht verboten, in einem vertraulichen Gespräch jemanden oder etwas zu beschimpfen. Wenn ich im zweisamen Telefonat mit einem Steuerberater meines Vertrauens beispielsweise unseren Finanzminister als »Vollidiot« bezeichnete, und dieses nur durch eine illegale Abhöraktivität an die Öffentlichkeit käme — wofür sollte ich mich dann, bitte, entschuldigen? Ein persönliches Telefonat von A mit B  ist eben nicht für die Öffentlichkeit bestimmt, und der sprichwörtliche »Lauscher an der Wand« wäre wohl eher der, der sich entschuldigen müßte!

Frau Spitzendiplomatin Victoria Nuland kann sich ja, wenn sie will (und ihre Gelenkigkeit dazu ausreicht), in den Hintern beißen, daß solcherart die politische Einschätzung der EU durch die USA allzu publik wurde — aber »entschuldigen« ...?

Der FPÖ-Abgeordnete im EU-»Parlament« hatte völlig recht, wenn er meinte:
Frau Nuland gebührt Dank für ihre offenen Worte

"Fuck the EU" ist allgemeiner politischer Konsens in Washington - Weltpolizist USA gibt Richtung vor, Europäer spielen Hilfssheriff oder Zahlmeister

Wien (OTS) - Der Europabeauftragten des US-Außenministeriums, Victoria Nuland, sei dafür zu danken, dass sie sich bei einem abgehörten und nun im Internet veröffentlichten Telefonat kein Blatt vor dem Mund genommen habe, sagte heute der freiheitliche Delegationsleiter im Europäischen Parlament, Andreas Mölzer. "Wenn sich Frau Nuland gegenüber der Europäischen Union wenig damenhaft mit den Worten 'Fuck the EU' äußert, dann bringt sie damit nur zum Ausdruck, was in Washington zum allgemeinen politischen Konsens zählt", hielt Mölzer fest.
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Eleganter vermochte es nur Dmitrij Loskutow, ein Mitarbeiter des stellvertretenden russischen Premierministers Dmitrij Rogosin, zu umschreiben: »Eine etwas kontroversielle Stellungnahme von Victoria Nuland über die EU.« Volltreffer. Versenkt.

»Die Presse« versorgt uns derweil über die wenig diplomatische Diplomatin — in früheren Zeiten, als der Botschafter-Titel noch nicht inflationär vergeben wurde und es daher regelmäßig auch Gesandte als Missionschefs gab, kursierte dazu das Schwerzwort: »Ein Gesandter ist nicht immer ein Geschickter« — mit ein paar »soft facts«, wie beispielsweise :
Als Vize-Außenpolitikberaterin des republikanischen Vizepräsidenten Dick Cheney und als Sprecherin Hillary Clintons agierte sie geschmeidig zwischen den politischen Fronten in Washington, in der „Bengasi-Affäre“ um den Anschlag auf den US- Botschafter zog sie indessen das Sperrfeuer auf sich.

Als Nato-Botschafterin der USA in Brüssel präsentierte sich die Tochter eines Medizinprofessors in Yale – Geburtsname: Nudelman – als „tough cookie“, als harte Nuss. Schon auf ihrem ersten Posten in Moskau bewies sie Standfestigkeit, daher rührt ihr Spitzname „Toria“ und ihre Vorliebe für eiskalten Stolichnaya-Wodka – liebevoll „Stoli“.

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Nun, ihr etwas ungeschminktes Bild als Stolichnaya-saufende diplomatische Skandalnudel wird Frau Nuland, née Nudelman, wohl nicht so leicht losbekommen ...

3 Kommentare:

  1. "Fuck the EU" - das sagt doch hier in Europa fast jeder.

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  2. Fuck the EU!
    Das trifft den Nagel auf dem Kopf.

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  3. Na ja, von dem „Lauscher an der Wand...“ hatte man ja schon im Artikel gelesen, aber ich bin jetzt doch etwas verwundert, daß gerade diejenigen, die das Abhören anderer als ganz ganz schlimm darstellen, nun, wenn sie jetzt mal einen „Vorteil“ für sich sehen, dies gar nicht mehr als ungehörig darstellen??

    Auch kann ich wirklich nicht glauben, daß die beiden Diplomaten so unbedarft sein sollen, zu glauben, daß ein nicht verschlüsseltes Gespräch nicht abgehört wird. Und nicht anzunehmen, daß wenn sich jemand etwas davon verspricht, dies an interessierte Kreise weitergegeben wird.

    Die Frage ist doch also eher, was versprechen sich die beiden Diplomaten davon, daß die in den Gespräch in etwas drastischer Weise getätigten Aussagen so „spektakulär“ in die Öffentlichkeit kommen?
    Will man mal testen, wie denn die EU Öffentlichkeit reagiert?
    Will man Herrn Klitschko etwas deutlich klarmachen?

    Wissen tue ich es nicht, aber meiner Meinung steckt da etwa anderes als das Offensichtliche dahinter.

    Grüße

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