Montag, 13. Januar 2014

»Den Wurschtl kann kana daschlogn!«

... sang einst schon Heinz Conrads. Und unseren ÖVP-Wurschtl a.k.a. Spindi offenbar auch keiner — was seine Wurschtlhaftigkeit nur bestätigt. Denn die Unerschlagbarkeit des Wurtschtls resultiert ja nicht aus seinem Heldenmut, oder aus seiner ingeniösen Kampftechnik, oder aus dem Eingreifen geheimnisvoller höherer Mächte, die für ihn stritten — sondern aus seiner Beliebigkeit. Es ist nämlich schlicht und einfach wurscht, wer als Wurschtl im Marionettentheater herumhüpft. Und wenn Spindi sich für diese Rolle nicht zu blöd ist, wollen wir ihm doch nicht widersprechen ...

Endgültig der Lächerlichkeit hat er sich und seine Funktion freilich preisgegeben, als er den (mäßig) gespannten Journaillisten bei einer Pressekonferenz heute um 1 Uhr morgens verklickern wollte, es habe sich um keine »Krisensitzung« gehandelt, und auch keine Vertrauensabstimmung gegeben, »weil das Vertrauen nicht in Frage gestellt wurde«. Bei so viel Realitätsverweigerung blieb auch geeichten Innenpolitik-Schreiberlingen wohl die Tastatur stecken — was »Die Presse« dann circa wie folgt formuliert:
Nach rund drei Stunden – also um kurz vor 1.00 Uhr – war die interne Krisensitzung der Volkspartei im Springer-Schlössl in Wien-Meidling zu Ende. Das Fazit: Es gibt und gab keine Krise. So zumindest wollte es VP-Chef Michael Spindelegger den wartenden Journalisten wenig später verkaufen.

Derartige Sitzungen – es traf sich quasi die gesamte Führungsmannschaft der ÖVP – gebe es alle vier bis sechs Wochen. Der nächste Termin sei bereits im Februar vorgesehen. Abgesehen von der Uhrzeit (das Treffen begann um 22 Uhr) sei also „nichts außergewöhnlich“, so Spindelegger bei der eilig einberufenen Pressekonferenz. Grund für die Zusammenkunft zu später Stunde sei, dass er bis zum Abend in Salzburg war, bei der Amtsführung des neuen Erzbischofs.

Eine Vertrauensabstimmung, über die im Vorfeld berichtet wurde, habe es nicht gegeben, „weil das Vertrauen nicht in Frage gestellt wurde." Seine Ablöse bzw. sein Rücktritt als VP-Chef sei also gar nie Thema gewesen.
Eines ist Spindi mit diesem Auftritt freilich zweifellos gelungen: den Ruf Wiens als lustigster Polit-Metropole zu festigen. Nicht nur der Wiener Zentralfriedhof ist — nach einem bekannten Diktum — zwar nur halb so groß, aber doppelt so lustig wie Zürich ... nein! Ganz Wien hat seinen Spitzenrang in Sachen Grotesk-Politik bravourös unter Beweis zu stellen gewußt.

Wir haben nicht nur einen Bundeskanzler, der mit gequetschter Kinderstimme am laufenden Bande Unsinn in einer Sprache, die er für Deutsch hält (anderer ist er nicht mächtig) schwatzt, oder einen Bundespräsident, dessen Hauptresidenz in den Toilettenanlagen der ehedem kaiserlichen Hofburg zu vermuten steht, sondern auch einen Witzekanzler, der eine völlig routinemäßige Nachtsitzung einberuft, um sich das Vertrauen, das eh alle in ihn haben, bestätigen zu lassen.

Diagnose: da ist der Wurm drin! Wie schon Karl Kraus wußte: »Made in Austria — aha, von altem Käse ist die Rede. Österreich ist »gut durch«. Aber bald werden die Kellner bedauern, nicht mehr dienen zu können.«

Ach, Gott! Gedient haben die doch ohnehin niemandem ...

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