Der Verfasser dieser Tagebücher, aus denen hier zitiert wird, war ein jahrzehntelang in Rom tätiger katholischer Geistlicher, der nach der Einnahme Roms durch die Alliierten von Politik und Presse geschwind zum »Nazi« gestempelt wurde, und dann nach jahrelangem Mobbing schließlich »freiwillig« seinen Abschied nahm — nicht von der katholischen Kirche (obwohl er selbst daran in dunkelsten Stunden gedacht haben mag, seine Tagebücher deuten es an), aber von jeder öffentlichen Tätigkeit in ihr — zur großen Erleichterung seiner Vorgesetzten und Feinde. Aber: denkt ein »Nazi« denn so wie dieser Mann, der in seinen Erinnerungen beispielsweise über seine Bemühungen schreibt, die klar erkennbar kirchenfeindliche Haltung leitender NS-Funktionäre vom Papst verurteilen zu lassen?
Ich benutzte aber diese Audienz im Oktober 1934 (es sollte meine letzte sein), um dem Papst das folgende Gesuch zu unterbreiten, in dem ich die feierliche Verurteilung in der Form einer Enzyklika oder eines neuen Syllabus der drei folgenden Zeitirrtümer vorschlug, was zugleich eine klare Frontstellung gegenüber der Gruppe Rosenberg und Streicher bilden mußte:
1. Der totalitäre Staatsbegriff, der den Persönlichkeitswert des einzelnen Menschen unterdrückt, 2. der radikale Rassenbegriff, der die Einheit des Menschengeschlechtes auflöst, 3. der radikale Nationalismus mit der Preisgabe des Naturrechtes infolge der ausschließlichen Geltung des positiven von Nation und Staat dekretierten Rechtes. Zum letzteren gehörte besonders die von Macchiavelli durch Lenin, Stalin, Hitler übernommene Formel, die jede Rechtssicherheit und Vertragstreue zerstört: »Recht ist, was dem eigenen Volke nützt«. Es war die erste derartige Eingabe […] an das Heilige Offizium, und Papst Pius XI war stark beeindruckt und bereit, diese Fragen durch die genannte höchste Kongregation überprüfen zu lassen. Vielleicht wäre manches dem deutschen Volk und Österreich erspart geblieben, wenn 1934 rechtzeitig der Bannstrahl gegen diese Irrtümer geschleudert worden wäre, die so viel Unglück über Europa bringen sollten. Welche Gegengründe damals gewirkt haben, könnte nur ein Einblick in die Archive des Heiligen Offiziums und Staatssekretariates enthüllen!
Ist einer vorstellbarerweise ein »Nazi«, wenn er im Dezember 1943 in einer als Privatinitiative getarnten, doch aber wenigstens semi-offiziellen Kontaktaufnahme zum US-Geschäftsträger beim Heiligen Stuhl versucht, einen Waffenstillstand zwischen Deutschland und den West-Alliierten herbeizuführen, und dabei in seinem Schreiben u.a. ausführt:
Die Dauer des Krieges muß unbedingt abgekürzt werden aus verschiedenen besorgniserregenden Gründen:
1. Die Bedrängnisse aller Nationen in den vom Reich besetzten Gebieten werden von Tag zu Tag verhängnisvoller, Hunger, Verfall der Sitten, Eindringen von revolutionären Ideen bis zur völligen Anarchie greifen immer mehr um sich.
2. In Deutschland hat Hitler seit vier Monaten keine politischen Persönlichkeiten mehr zu Beratungen zugezogen, sondern auf militärischem, politischem und diplomatischem Gebiet die ganze Verantwortung auf die eigenen Schultern genommen. Dadurch entsteht eine Lage, die unter der hohen Generalität und den Vertretern der deutschen Diplomatie nicht ohne psychologische Folgen bleiben wird. Eine solche Spannung zwischen Hitler und den genannten Stellen sollte für eine baldmöglichste Beendigung des Krieges ausgenützt werden.
3. Die große Gefahr für Deutschland ist die drohende völlige Anarchie von morgen, falls die Luftangriffe im augenblicklichen Ausmaß andauern oder sogar an Zahl und Heftigkeit zunehmen. Darum kann man auch kein solides und gut organisierte Österreich aufbauen, solange an den Reichsgrenzen die Gefahr der Anarchie die innere Politik Österreichs ständig bedroht. Österreich müßte im Interesse einer zukünftigen gesunden Politik Europas zwei Aufgaben haben. Es müßte ein Bollwerk sein im Wiederaufbau der mitteleuropäischen Politik gegen alle revolutionären Elemente, mögen sie von Deutschland oder vom Kommunismus herkommen. Sonst hätten England und die Vereinigten Staaten auch im Falle des Wiedererstehens von Österreich militärisch gesiegt, niemals aber in politischer Hinsicht.
4. Das deutsche Volk ist waffenlos und kann nicht viel gegen Hitler unternehmen, aber es wartet auf eine straffe Hand, die wenigstens den Weg weist, wie man zu Bedingungen kommen kann, die das Einstellen der Feindseligkeiten zuwege bringen. […] wenn man beispielsweise über die Schweizer Regierung dem Außenministerium in Berlin folgende Präliminarbedingungen für einen Waffenstillstand (unter gleichzeitiger Bekanntgabe des ganzen Wortlautes im Radio und durch Millionen von Flugblättern über den deutschen Städten) unterbreiten würde und im Falle der Nichtannahme dieser Bedingungen innerhalb von drei Tagen drohen würde, daß die Luftangriffe verschlimmert würden bis zur völligen Verwüstung aller bedeutenderen deutschen Städte und daß die hiermit zugebilligten Bedingungen in Zukunft nicht mehr in Betracht kommen könnten:
A. die Bildung einer neuen Regierung in Deutschland, bestehend aus Generälen und hohen Offizieren der deutschen Wehrmacht, bis das Volk selbst durch einen freien Volksentscheid sich die endgültige Staatsform wählen kann.
B. Der Rückzug aller deutschen Truppen aus allen besetzten Ländern bis zur Reichsgrenze vom 1. März 1938.
C. Die sofortige Befreiung aller Inhaftierten, die in Konzentrationslagern oder Gefängnissen aus religiösen, rassengesetzlichen oder antihitlerianischen Gründen festgehalten sind unter Ausnahme von allgemeiner Verbrechen schuldigen Personen.
D. Die Auslieferung der kriegsverantwortlichen Personen, die im ersten Verzeichnis der Alliierten Nationen enthalten sind.
Ein solcher Vorschlag unmittelbar vor der Papstansprache anläßlich des Weihnachtsfestes würde in Deutschland und auch in den besetzten Ländern zweifellos schwerste psychologische Folgen haben.
Ein Blick in die leidvolle Nachkriegsgeschichte der Teilung Europas bis ins Jahr 1989/90, mit ihrem unermeßlichen Leidensdruck für die unter kommunistischer Herrschaft kasernierten Völker Osteuropas zeigt nicht nur die Hellsichtigkeit dieser Vorschläge, sondern noch mehr die, wohlwollend beurteilt, blanke Ahnungslosigkeit und Naivität der Westalliierten hinsichtlich der Kriegsziele Stalins — oder eben sogar die geradezu zynische Gleichgültigkeit, mit der Terrains verteilt und Claims abgesteckt wurden, ohne die davon Betroffenen zu beachten.
(Fortsetzung folgt)
"... blanke Ahnungslosigkeit und Naivität der Westalliierten hinsichtlich der Kriegsziele Stalins — oder eben sogar die geradezu zynische Gleichgültigkeit, mit der Terrains verteilt und Claims abgesteckt wurden, ohne die davon Betroffenen zu beachten."
AntwortenLöschenIch unterstelle den Mächtigen der "City of London" bzw. "Big Apple" (Der Apfel als Zeichen der Weltherrschaft oder woher der Begriff?) alles möglich, nur nicht Naivität - bin ja schließlich Verschwörungstheoretiker!
Daß es jedoch den ach-so-luziden Intellektuellen der "westliche Wertegemeinschaft" nie auffiel, warum eigentlich die Ostblockländer für Hitler büßen mußten, wundert mich sehr. Eine Not hierzu bestand militärisch nie, genauso wenig wie die Zerstörung Afghanistans und des Iraks (um nur 2 Beispiele von vielen zu nennen) im Kampf gegen "das Böse" nötig war. Stalin hätte sich ohne die Hillfslieferungen der USA und mit etwas Nachhilfe in sein Land zurückziehen müssen. Schließlich hatten die Amis zwei erbeutete Atombömbchen, die sie zum "Zeichensetzen" auch woanders hätten fallenlassen können.
Man wollte halt nicht!
Nicht nur dieser unbekannte Geistliche, auch Hitler versuchte den Weltenbrand zu verhindern, das ist übrigens das festverschlosse Geheimnis des Hess-Fluges (reichlich Videos und Bücher hierzu bereits dennoch vorhanden).
Der 2. WK (bzw. WK 1+2) war also wohl ein früher "Irak", ein ganz grosser Plan, Europa als DAS Hindernis zur Weltherrschaft zu Vernichten. Ist ja auch schön gelungen!
Hat der Vatikan jemals diesen großen Plan des Antichristen erkannt? Wenn nicht, wozu ist dann dann diese 2000jährige "Weisheit" überhaupt gut???
Ich habe mich immer gefragt, warum stellt sich die Kirche so wenig schützend vor ihre Schäfchen, die unter Hitler dienen mußten? Bei jedem dahergelaufenen Asylganoven gehts ja auch! Ich sehe stets nur Liebedienerei mit Blick auf das eigene Beste...
Meine letzte Hoffnung auf anständige Christen waren die Piusbrüder. Doch auch unter ihnen sehe ich Judas höher gestellt als Christus.
Anständige Menschen gibt es auch unter Muslims, ja, die gab's sogar auch unter den Nazis!
Kreuzweis