Sonntag, 19. Mai 2013

»Na, dann halt: Huppen ab!«

... dachte sie sich wohl, und blätterte gleich im Katalog für Schönheitsoperationsbedarf, um sich die optimal zu ihren künftigen Rollen passenden Silikonimplantate auszusuchen. Chrirurgie vom feinsten — pah, Geld spielt ja keine Rolex für einen Star! — und die diskrete Auszeit läßt sich auch irgendwie arrangieren, wenn man genügend Geld hat. Plus einen Mann, der nötigenfalls problemlos aushelfen könnte ...

Und jetzt wird uns diese Frau als großes Vorbild durch alle Medien auf und ab gespielt. Die Postille »Österreich« entblödet sich nicht, die heutige Sonntagsausgabe mit formatgroßem Jolie-Cover und der Schlagzeile »Angelina Jolie - Die Heldin im Kampf gegen Krebs« aufzumachen.In anderen Zeitungen: derselbe Schwachsinn!

Offenbar hat man den Redaktionen wegen Gehirntumor-Risikos flächendeckend das Hirn amputiert — sonst ist solch geballter Nonsense eigentlich nicht erklärlich! Was, bitteschön, ist heldenhaft daran, aus Angst vor einer möglichen Unbill sich eine sichere freiwillig anzutun? Ist einer ein Held, wenn er im sicheren Wissen, einmal zu sterben, jetzt lieber gleich Selbstmord begeht? Ich würde eher sagen, er ist ein Trottel!

Was Frau Jolie mit ihren Huppen macht, ist letztlich ihr Problem, nicht meines. Mich kümmert es ja auch ebensowenig, wenn Leute der Meinung sind, ihr Hirn durch Koks (oder, plebejischer: durch Alk) zerstören zu müssen, solange sie ihren Mitmenschen dadurch keinen Schaden zufügen. Ich nehme mir bloß die Freiheit, derlei Vorgangsweisen für ziemlich bekloppt zu halten. Unverantwortlich ist hingegen der Medien-Hype, der jetzt gefahren wird: da werden Frauen mit »diesem Gen«, die sich nicht gleich die Oberweite abräumen lassen, unterschwellig als verantwortungslos und feige dargestellt. Da werden Frauen, die nicht wissen, ob sie »dieses Gen« überhaupt haben, unter Zugzwang gesetzt, sich doch gefälligst screenen zu lassen. Da wird einer absurden »Wir-können-alles-Unerwünschte-verhindern-wenn-wir-nur-rechtzeitig-dagegen-was-unternehmen«-Mentalität das Wort geredet. Und die Absurdität daran ist umso größer, als es zwar nach derzeitigem Stand der Forschung so aussehen mag, als ob »dieses Gen« für Brust- und Eierstockkrebs »verantwortlich« wäre — aber kein Mensch sagen kann, ob dies in vielleicht fünf (oder gar erst in zwanzig) Jahren immer noch »state of the art« der Medizinforschung sein wird!

Ich erinnere mich noch zu gut an die Verteufelung des Cholesterins (mein armer Schwiegervater wurde deshalb unter den Argusaugen der Schwiegermutter auf maximal ein Ei pro Woche gesetzt) — heute weiß man längst, daß das in dieser Form purer Unsinn war!

»Let's cross that bridge when we come to it«, sagt der englische Volksmund, und hat damit völlig recht. Über die letzte Brücke wird jeder von uns gehen müssen, gleichgültig ob ihm Art und Zeitpunkt gefallen — und egal, ob als Frau mit den eigenen Brüsten, oder Silikoneinlagen (die stören höchstens die Krematoriumsbetreiber, weil sie ihre Schornsteine erbärmlich verdrecken) ...

3 Kommentare:

  1. Es soll auch Leute geben, die sich aus Angst vor dem Tod selbst ins Jenseits befördert haben.

    PS:
    Nach Rücksprache mit meiner Frau habe ich darauf verzichtet, mir meinen Schn... wegen des potentiellen Krebsrisikos abschneiden zu lassen.

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  2. Lieber Denke, diesmal kann ich nicht abgeschrieben haben ;-)

    http://fdominicus.blogspot.de/2013/05/keine-ahnung-ob-mein-kommentar-noch.html

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  3. @FDominicus:

    Das wagt doch ohnehin keiner zu behaupten!

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