Auf Ortner Online wird ein Brief, den ein US-Reifenfabrikant an den französischen »Industrieminister« Montebourg über ein von letzterem erhofftes Engagement des »Titan«-Reifenproduzenten in Frankreich im Original zitiert:
Dear Mr. Montebourg:Der französische »Industrieminister« regierte auf diesen — sicherlich nicht eben einschmeichelnden — Brief mit einem sachlich inhaltslosen Antwortschreiben voll gestelzter Politrhetorik-Floskeln (hier und hier nachzulesen), dafür wird unverhohlen mit administrativen Hindernissen gedroht. Frankreich werde importierte Titan-Reifen künftig einer besonderen Prüfung unterziehen: »... werden vor allem darauf achten, daß die sozialen, technischen und umweltschutztechnischen Auflagen respektiert werden.« — da geht einem doch das Herz auf, bei solch mafiöser Diktion aus der Feder eines Ministers! Man merkt es dem guten Monsieur Montebourg an, daß er zu Zeiten des Duells den Amerikaner sicherlich zum Schußwechsel in den Bois de Boulogne zitieren hätte lassen...
I have just returned to the United States from Australia where I have been for the past few weeks on business; therefore, my apologies for answering your letter dated 31 January 2013.
I appreciate your thinking that your Ministry is protecting industrial activities and jobs in France. I and Titan have a 40-year history of buying closed factories and companies, losing millions of dollars and turning them around to create a good business, paying good wages. Goodyear tried for over four years to save part of the Amiens jobs that are some of the highest paid, but the French unions and French government did nothing but talk.
I have visited the factory a couple of times. The French workforce gets paid high wages but works only three hours. They get one hour for breaks and lunch, talk for three, and work for three. I told this to the French union workers to their faces. They told me that’s the French way!
You are a politician so you don’t want to rock the boat. The Chinese are shipping tires into France – really all over Europe – and yet you do nothing. The Chinese government subsidizes all the tire companies. In five years, Michelin won’t be able to produce tires in France. France will lose its industrial business because its government is more government. Sir, your letter states you want Titan to start a discussion. How stupid do you think we are? Titan is the one with money and talent to produce tires. What does the crazy union have? It has the French government. The French farmer wants cheap tire. He does not care if the tires are from China or India and governments are subsidizing them. Your government doesn’t care either. “We’re French!”
The US government is not much better than the French. Titan had to pay millions to Washington lawyers to sue the Chinese tire companies because of their subsidizing. Titan won. The government collects the duties. We don’t get the duties, the government does.
Titan is going to buy a Chinese tire company or an Indian one, pay less than one Euro per hour and ship all the tires France needs. You can keep the so-called workers. Titan has no interest in the Amien North factory.
Best regards,
Maurice M. Taylor, Jr.
Chairman and CEO
Nun, die Zeiten haben sich geändert — nur die Arroganz und Indolenz unserer Polit-Parasiten ist dieselbe geblieben, nein: hat sich noch verstärkt! Es reicht halt nicht, wenn sich so ein lächerlicher »Industrieminister« brieflich aufgockelt, und dann vor geladenen Gästen eines »Made in France«-Events ohne Krawatte auf Arbeiterführer mimend den Slogan »Wir müssen eine dritte industrielle Revolution vorbereiten!« ins Publikum ruft. Inszenierung ist nicht alles, sondern bestenfalls der Zuckerguß auf der Torte!
Nicht alle Franzosen denken wie die Sozenpartie um Hollande und Montebourg, Gott sei Dank! Zum Artikel über den Antwortbrief an den Titan-Produzenten in »Les Echos« schrieb ein Kommentarposter:
Michelon 20/02/2013 | 19:58 Note 3/5Hoffen wir, daß »Miquelon« rechtbehält! LePenseurs Einschätzung über die ökonomisch-politische Lernfähigkeit der Franzosen ist freilich weitaus skeptischer ...
La reponse du Ministre Montebourg et plus choquant que la lettre de M. Taylor. Si M. Taylor est ignorant il faut l'informer, pas l'insulter. M. Taylor est un patron du capitalisme international dont la France a beaucoup de besoin. Si M. Taylor n'est pas convaincu que la France est un bon endroit pour l'investissement, la France doit se disculper est adopter les reformes necessaires. Mais M. Taylor connait la France, et ses soit-disant "ouvriers," trop bien! Vue d'ici aux Etas-Unis ou de l'Asie, la France est un pays des vacances, de la "question sociale" etc. Taylor est la voix de la verite, de la liberte d'expression, du capital et du commerce libre. Il n'est pas effraye de dire la verite car il n'a aucune raison pour l'etre. Les Echos, journal des patrons et du commerce, doit applaudir son audace. Vive la liberte, ennemi victorieux du socialisme francais!
Der Titan-Chef Maurice Taylor hat inzwischen auf Montebourgs Brief geantwortet. Zitat aus seiner Antwort: „You letter shows the extent to which your political class is out of touch with real world problems. You call me an extremist, but most businessmen would agree that I must be nuts to have the idea to spend millions of US dollars to buy a tyre factory in France paying some of the highest wages in the world.“
AntwortenLöschen(Mehr Zitate hier: http://www.zerohedge.com/news/2013-02-22/titan-ceo-vs-france-round-3-wackos-communist-union-destroy-highest-paying-jobs)
Frankreich verbraucht seit Jahren weit mehr als es an Wertschöpfung zustande bringt. Die mangelnde Produktivität im Vergleich zu Deutschland, Asien oder USA wurde früher per Abwertung kompensiert. Das geht nun nicht mehr. Das führt dazu, dass die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie sich innerhalb des Euro im freien Fall befindet. Frankreichs Produkte (Autos, Maschinen etc) und Dienstleistungen (Tourismus etc) sind zu schlecht und zu teuer. Die zentralwirtschaftliche Idee der Nomenklatura beruht auf den riesigen Staatskonzernen, wie etwa Suez, Alsthom oder Renault, die Global Player per Plan werden sollten. Klappt aber nicht – wg siehe oben). Das Wunder, wieso das BIP Frankreichs im Vergleich zu Deutschland nicht pro Jahr um 2 Prozent gesunken ist, obwohl die Industrieproduktion so unaufhörlich sinkt, hört auf den Namen Trichet oder EZB etc. (siehe Graphik 2 in http://www.zerohedge.com/news/2013-02-10/europe-last-great-potemkin-village-where-rich-get-richer-and-poor-get-poorer).
Frankreich ist ein e h e m a l i g e r Industriestaat. Bevölkerung und Funktionärskaste unterliegen einem kollektiven Realitätsverlust. Der wie selbstverständlich eingeforderte Lebensstandard der Franzosen kann nur durch erhebliche Opfer der produktiven Bevölkerungen Deutschlands, Österreichs und Hollands aufrechterhalten werden. Vielleicht ist es das was Funktionär Gauck ins seiner Rede unter europäischer Integration versteht: Die einen gehen lange arbeiten – die anderen gehen lange essen.
Die Globalisierung ist dabei alle Völker plan zu schleifen im Wettlauf um Profite. War es nicht dieses wunderbare laissez faire, die französische Art, dem Leben, trotz Arbeit mehr Positives abzugewinnen, die Dinge eben auch mal laufen zu lassen, die wir bewunderten, die dazu führte, dass wir uns schon fast überlegten, in diesem Land ansässig zu werden, eben wegen der Lockerheit?
AntwortenLöschenUnd jetzt? M.....
Ist ein Franzose, wenn er sich an Deutschen oder Chínesen messen muss, überhaupt noch ein Franzose?
Ist diese Gleichmacherei für den schnöden Mammon nicht erbärmlich?
@Anonym:
AntwortenLöschenIst diese Gleichmacherei für den schnöden Mammon nicht erbärmlich?
Doch, ist sie. Und zwar die Gleichmacherei, mit der die Erfolgreich(er)en von den weniger Erfolgreichen via Enteignung (»Umverteilung« heißt der Euphemismus hiefür) gleichgemacht werden.
Ich gönne den Franzosen ihr savoir vivre, solange sie es sich selbst bezahlen, und nicht mich dafür zahlen lassen. Ich selbst (die Häufigkeit meiner Postings beweist es) bin alles andere als ein Workoholic, dem nur das Geldmachen Spaß bereitet. Ich liebe lange Diskussionen, Plaudereien mit Klienten etc. — aber ich leiste mir das, ohne daß ich andere dafür zur Kasse bitte!
Wenn die Franzosen mit geringerem Lebensstandard, dafür aber mehr Spaß am Leben unterwegs sind, haben sie meinen Segen.
Wenn sie sich ihre Großmachtsträume und ihre üppigen Mittagspausen von anderen, fleißigeren Nationen in der EU finanzieren lassen, sind sie Schmarotzer, die dafür einen Tritt in den Arsch verdienen. Diesen Tritt hat ihnen jetzt eben ein Mr. Taylor aus den USA verpaßt.
Recht geschieht ihnen. Und all ihr beleidigtes Herumzicken wird daran nichts ändern. Willkommen in der Realität!
Le Penseur, wer hat denn die Franzosen in dieses Abenteuer des billigen Kapitals getrieben? Waren das nicht die Globalisten, die Milliarden zur Verfügung stellten, wohlwissend, dass die Wirtschaftsleistung nicht ausreichen würde, die Kredite jemals zuückzuzahlen? Die heute, wie die Geier darauf warten, dass die Franzosen gezwungen sein werden, ihr Tafelsilber zu "privatisieren" und mit leeren Händen dastehen?
AntwortenLöschenDer "gemeine Franzose" ist um Längen bescheidener als wir und ihm geht es heute nicht besser, als vor Einführung des Euro, ganz im Gegenteil. Die Profiteure sind nicht die Franzosen. Auch nicht die Griechen oder Spanier.
"Le Penseur, wer hat denn die Franzosen in dieses Abenteuer des billigen Kapitals getrieben?"
AntwortenLöschenNiemand. Nur sie sich selbst bzw. die Politiker, die sie sich selbst gewählt haben. Mir ist nicht bekannt, daß Kreditgeber jemals die Macht hätten, einem den Kredit zwangsweise aufzunötigen, wenn man ihn nicht will. Nun, dann muß an ihn halt auch irgendwann zurückzahlen, und Zinsen kostet es ebenfalls.
Die Franzosen leben seit Jahr und Tag über ihre Verhältnisse und finanzierten das eben mit Schulden. Jetzt bekommen sie die Rechnung dafür präsentiert. Aber keine Bange: viele andere werden sie ebenso präsentiert bekommen!
"Kritische Ratgeber" hatten die "gewählten" Politiker wohl nicht. Fast jeder zweite Franzose hat erst gar nicht gewählt.
AntwortenLöschenDie Profiteure der "billigen" Kapitals bedienen die "gewählten Politiker" und das diese Lobbyisten dann einen Sprachfehler beim Neinsagen haben, kennen wir aus Deutschland.
Es ist immer wieder bezeichnend für "Deutsche", die locker Werturteile über andere Europäer fällen und sich anmaßen, zu beurteilen, wer über seine Verhältnisse lebt.
Diese Überheblichkeit ist widerlich.
Ein "verdeutschter" oder "veramerikanisierter" Franzose, eine grauenhafte Vorstellung.