Dienstag, 26. Februar 2013

Die Stunde der Clowns

Die Italiener haben gewählt, und die verfassungsrechtlichen, wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen sorgen dafür, daß sie damit das Chaos gewählt haben. Was ist das für ein Wahlrecht, in dem ein kunterbunt linkes Parteikonglomerat, das unter 30% der Stimmen geblieben ist, 55% der Parlamentskammer-Sitze zugesprochen bekommt? Dagegen ist das Wiener Landtagswahlrecht noch pipifein musterdemokratisch! Was ist das für eine Verfassung, die zwei Kammern installiert, die sich gegenseitig blockieren können, obwohl das völlig sinnlos ist, da beide Kammern »dank« EU nicht wirklich was zu sagen haben. Was ist das für ein politisches System, in dem ein Pausenclown, ein ebenso korrupter wie abgenützter Konzernherr, ein entsandter Satrap des US-Ostküsten-Establishments, und ein gesichtsloser kommunistischer Apparatschik zur Wahl stehen — und sonst niemand?

Wobei der Pausenclown noch die vergleichsweise beste Figur abgibt, denn manches von dem, was er fordert, braucht Italien weitaus dringender, als irgendwelche selbsternannte (will heißen: von mächtigen Abzocker-Klüngeln auf ihre Posten gehievten) »Technokraten«, die ihre Inkompetenz weltweit ständig unter Beweis stellen. Nur hilft auch die begrüßenswerteste anregung nichts, wenn das Personal, das sie umsetzen soll, aus einer Chaostruppe blutiger Anfänger besteht, die irgendwelche geeichte Korruptionisten und sitzungsprotokoll-routinierte Apparatschiks an den Ohren über den Tisch ziehen werden, daß ihnen Hören und Sehen vergehen wird. Wenn daher eine frischgebackene Parlamentarierin dieser Gruppe sagt:
»Beppe Grillo gibt uns Bürgern die Gelegenheit, ins Herz des Systems einzudringen. Wir müssen es in die Luft sprengen. Um etwas radikal Neues zu gründen.« (Quelle)
... dann wäre dies ja ein durchaus unterstützenswertes Ziel — nur mit solcher Belegschaft einfach unerreichbar! Eine reine Protestbewegung bleibt völlig unfruchtbar und wirkungslos, wenn es nicht gelingt, wenigstens einige bisherige »Systemerhalter« zu ködern und »umzudrehen«. Das ist etwa so, wie wenn in Deutschland die Piratenpartei regieren wollte — d.h. wollen könnte sie ja, aber können tun sie's nicht ...

1 Kommentar:

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