Der Anwalt Christian Etelin, der Mohamed Merah mehrmals wegen kleinerer Vergehen vor Gericht verteidigt hatte, nannte den Tod seines ehemaligen Mandanten „ein logisches Resultat der Polizeistrategie“. „Die haben ihn immer radikaler in seinem Autismus eingeschlossen, nichts wurde getan, um einen Dialog mit ihm herzustellen“, sagte Etelin.Also zum Mitschreiben: wenn die Polizei auf den muselmanischen Serienmörder mit Ausbildung in Terroristencamps Afghanistans und Pakistans einfach mit mehr Dialogbereitschaft zugegangen wäre, dann hätte das alles sicher nicht so traurig geendet!
Aber wenigstens hat Frankreichs Präsident Sarkozy die Zeichen der Zeit erkannt! Er befürchtet »Anfeindungen gegen muslimische Mitbürger – dabei hätten sie mit den Morden nichts zu tun«, weiß »Die Welt« zu berichten. Na klar: hinter dem ganzen steht wahrscheinlich der Mossad, der seinerseits nur die Terra-Zentrale der Klingonen ist ...
Sarkozy's Logik ist bestechend:
Unsere muslimischen Mitbürger haben nichts zu tun mit den Taten eines Verrückten. Bevor er auf jüdische Kinder schoss, hat er muslimische Soldaten der französischen Armee erschossenDa bekanntlich kein Moslem jemals einen anderen Moslem töten würde (außer er ist verrückt), ist damit nachgewiesen, daß es sich bei diesem Moslem vor allem um einen Verrückten, und nicht um einen richtigen Moslem handelt. Vermutlich war er bloß ein Taufscheinmoslem.
Womit ein Generalverdacht gegen andere Moslems, die weder verrückt sind, noch — aber, bitteschön, durch rechtskräftiges Gerichtsurteil festgestellt! — jüdische Schulkinder abgeknallt haben, nicht statthaft sei. Leider vergaß Sarkozy zu erwähnen, daß »dieser Verrückte« die muslimischen Soldaten der französischen Armee deshalb erschossen hat, weil er sie für den Tod seiner »Brüder« in Afghanistan verantwortlich machte. Nun, auch ein Präsident kann nicht an alles denken ...
Aber keine Bange! Sarkozy denkt doch an alles:
Zugleich kündigte er neue Sicherheitsmaßnahmen an: Künftig sollen Leute, die terroristische Propaganda-Seiten nutzen, bestraft werden können. Auch Personen, die nach Afghanistan und Pakistan reisen „um sich dort indoktrinieren zu lassen“, sollen künftig schneller bestraft werden.Da sind wir aber gleich ganz beruhigt! Jetzt kann nach menschlichem Ermessen eigentlich nichts mehr passieren:
1. wer terroristische Propaganda-Seiten nutzt, wird dank ständiger und flächendeckender Vorratsdatenspeicherung sofort — doch selbstmurmelnd mit der gebotenen Dialogbereitschaft! — bestraft.
2. Im Gefängnis, wo er sich dann so wie Mohammed Merah radikalisieren kann, wird ihm klargemacht, daß er, falls er nach Afghanistan und Pakistan reist, um sich dort indoktrinieren zu lassen, künftighin schneller bestraft wird. Das wird ihn sicherlich abhalten, derlei strafrechtlich sanktionierte Pläne in die Tat umzusetzen!
3. Sollte er wider Erwarten doch zwecks Indoktrination nach Afghanistan und Pakistan reisen, wird er natürlich nicht menschenrechtswidrig an der Reise, oder an der Wiedereinreise nach Frankreich (möglicher-, ja wahrscheinlicherweise dem Lande seiner Staatsbürgerschaft), gehindert, sondern ... man wartet einmal ab, ob er wirklich indoktriniert wurde, denn es ist ja nicht auszuschließen, daß er diese beiden Länder wegen des gesundheitsfördernden Reizklimas, ihrer islamischen Kulturdenkmäler (Buddhastatuen und solches Zeugs gibt's dank Taliban dort ja keine mehr), oder ihrer landschaftlichen Schönheit besucht hat.
4. kann man doch in einem Rechtsstaat nicht von einem Generalverdacht ausgehen, daß etwaige Besucher afghanischer Terrorcamps ihr dort erworbenes Wissen auch in die Tat umsetzen.
Der Inlandsgeheimdienst habe keinen Grund gehabt, Merah nach einer Befragung Ende 2011 zu seinen Afghanistan-Reisen zu observieren, sagte er. Es habe keinerlei Indizien gegeben, dass Merah terroristische Pläne habe.... sagt Frankreichs Innenminister Guéant völlig zutreffend. Schließlich war ja nur sein inzwischen festgenommener (warum eigentlich? Der hat doch noch keinen erschossen!) Bruder Abdelkader im Zusammenhang mit der Rekrutierung von Kämpfern aktenkundig. Ja, mein Gott (respektive: mein Allah)! Brüder kann man sich doch net aussuchen ...
5. Sollte der Betreffende sich dann — trotz fehlender vorheriger Indizien, und daher ganz überraschend! — entschließen, französische Soldaten moslemischen, oder französische Schulkinder jüdischen Bekenntnisses (oder sonst wen aus der Schar der »Affen und Schweine«, vgl. 7. Sure, Verse 163-166) abzuknallen, dann wird künftighin natürlich alles getan, um einen Dialog mit ihm herzustellen. Man will schließlich solche Tragödien wie bei Mohammed Merah verhindern, der um sich schließend leider durch eine Kugel getroffen und so an der Wahrnehmung seines Menschenrechts auf einen fairen Prozeß vor dem zuständigen Richter unter Beistellung eines geeigneten Verteidigers gebracht wurde. Für dieses Ziel sind vier abgeknallte Schulkinder ein zwar hoher, doch nicht zu hoher Preis ...
Alles klar?
Ein Vergleich zwischen den öffentlichen Reaktionen auf die Morde des verrückten Norwegers und des glaubenstreuen Mohammedaners spricht Bände. Es gibt halt ganz besonders schlimme Morde und Morde, die eigentlich gar nicht so böse gemeint sind.
AntwortenLöschen@Arminius:
LöschenSie sehen da was falsch: der Norweger war natürlich nicht verrückt, sondern ein Nazi, was er durch seine bloß vorgetäuscht verrückte Tat ja hinlänglich bewiesen hat, wogegen der glaubenstreue Mohammedaner mit seiner Tat klar gezeigt hat, daß er verrückt war.
Weshalb auch klar ist, daß ein Generalverdacht gegenüber Mohammedanern völlig unstatthaft ist. Denn Islam und Terroranschläge — das weiß doch jeder — passen einfach nicht zusammen!
In der Tat:
LöschenWir brauchen mehr Europa und Islam heißt Frieden.
Lieber Le Penseur, Ihrer Kritik an dem Anwalt kann ich beipflichten, der an Sarkozy eher weniger.
AntwortenLöschenIst es denn nicht richtig, dass nur solche Personen mit den Mordtaten zu tun haben, die diese vorbereitet, unterstützt und begangen haben?
Würde man die französischen Muslime insgesamt in Haftung nehmen, wären die toten Soldaten (da Muslime) ja sonst sozusagen als Selbstmörder anzusehen?
Und noch eine Nachfrage: Sollte man nicht irgendwann einfach mal eingestehen, dass das Ziel einer vollständigen Prävention solcher und ähnlicher Taten ein Traum ist (und nicht unbedingt ein schöner)?
Gewiss muss geklärt werden, ob die Sicherheitsorgane im Fall Merah versagt haben, aber sollte man nicht zugeben, dass man im Nachhinein immer klüger ist?
Denken Sie etwa an den Amoklauf von Winneden, dem fünfzehn Menschen zum Opfer gefallen sind:
Ist so etwas verhinderbar und, wenn ja, welche Einschränkungen unserer Freiheit wollen wir zum Schutz unserer Sicherheit in Kauf nehmen?
@Morgenländer:
LöschenWürde man die französischen Muslime insgesamt in Haftung nehmen, wären die toten Soldaten (da Muslime) ja sonst sozusagen als Selbstmörder anzusehen?
Recht witzig formuliert — wenn's nicht so traurig wäre ...
Was derzeit an gutmenschlichem Blabla abgesondert wird, geht in Wahrheit nicht auf die sprichwörtliche Kuhhaut!
Wo, bitteschön, werden in Frankreich (oder sonst in Europa) jetzt »die Moslems« scharenweise in Progromen durch die Straßen getrieben und abgeschlachtet? Ist mir — und unseren Medien — da was entgangen?
Wie immer im Leben kann man »per defectum« ebenso sündigen wie »per excessum«. Daß die Behörden europäischer Staaten gegenüber moslemischen Kreisen, die (teils ganz klar, teils verklausuliert) unseren religionsneutralen westlichen Rechtsstaat aushebeln und durch eine Scharia-»Rechts«ordnung ersetzen wollen, durch übertriebene Vorverdächtigungen, menschenrechtswidrige Schauprozesse oder gar staatlich organisierte bzw. geduldete Progrome vorginge, kann man wohl nicht ernstlich behaupten. Ganz im Gegenteil: hier wird beschwichtigt, schöngeredet und desinformiert, was das Zeug hält.
Mundtot gemacht werden nicht etwa Haßprediger, die die Ermordung Theo van Goghs klass fanden, sondern ein Geert Wilders, der in seinem Film nachweisliche Zitate brachte (daß er schließlich freigesprochen wurde, ist ihm sicherlich zu gönnen — der Skandal liegt darin, daß er überhaupt angeklagt wurde!)
Den Amoklauf von Winneden mit der über Tage verteilten, gezielten Ermordung von Soldaten und Schulkindern zu vergleichen, halte ich für total daneben. In Winneden ist ein 17-jähriger, warum auch immer, unvorhersehbar durchgedreht. Mohammed Merah hingegen machte vorher eine Ausbildung in einem Terroristencamp und mordete mit klar erkennbarer politisch-religiöser Motivierung. Das ist kein Amoklauf!
... welche Einschränkungen unserer Freiheit wollen wir zum Schutz unserer Sicherheit in Kauf nehmen?
Nun, da bin ich sicher ebenso skeptisch wie Sie. Ich glaube auch nicht, daß die stän dige und flächendeckende Überwachung aller etwas bringen wird. Nämlich im sinne von mehr Sicherheit. Sie bringt zweifellos etwas — nämlich den Machthabern, die damit die Bürger nach Belieben drangsalieren, zewrmürben und einschüchtern können.
Aber Frankreichs Politiker hätten beispielsweise die Botschaft rüberbringen können: »Liebe moslemische und sonstige Terroristen! Wenn einer von euch darauf Lust hat, so zu enden, werden wir nicht zögern, ihn auch beim nächsten Mal abzuknallen, bevor unsere Polizei sich abknallen läßt. Wenn irgendwelche Kreise der Meinung sind, solche Taten wären chique, dann werden wir diese Kreise solange zermürben durch ständige Polizeirazzien, Streichung von Sozialleistungen etc., bis sie das alles weniger toll finden. Und überdies: "zero tolerance" ist schon erfunden worden. Und wir werden's auch anwenden!«
Politisch korrekte Weicheier sind in manchen Situationen besser in der Küche aufgehoben. Beim Kartoffelschälen mit extra stumpfem Messer. Aber mir soll keiner sagen, daß der französische Geheimdienst nicht wüßte, daß (und sogar einigermaßen: wo!) es solche Terrorzirkel gibt. Wenn man die jetzt in einer Großrazzia aushebt, dann hat man natürlich nicht alle gefunden — aber dann kann man sie in einem großen Showdown doch weitgehend ausschalten.
Erinnern Sie sich noch an die RAF-Morde? Kaufhausbomben & Co.? Da sind doch die Politiker vom Schlage eines Brandt auch bloß wie die g'schreckten Hühner rumgelaufen! Aufgehört hat das erst, als sich Politiker entschlossen, die Polizei nicht länger im Regen stehen zu lassen und hart durchgegriffen wurde. Für meinen Geschmack zu wenig hart und zu spät — aber immerhin ...
Das machten die Politruks aber erst, als ihnen klar wurde, daß sie selber bald drankämen beim abgeknallt-werden. Nun, vielleicht passiert jetzt so eine Entwicklung wieder ...
Freiheit (von welcher "Freieit" reden Sie eigentlichch?) ist es mit Sicherheit nicht, was zum Schutz unserer Sicherheit eingeschränkt werden muss.
LöschenDer "Amoklauf" von Winnenden, beispielsweise, wäre mit 95 Prozent Wahrscheinlichkeit ausgefallen, wenn der Täter auch nur mit der Möglichkeit hätte rechnen müssen, daß sich im Tischkasten oder der Aktentasche des einen oder anderen Lehrers eine geladene Waffe befindet.