Wenn bei einer Verbrechensmeldung die Kommentarbereiche der führenden Online-Medien nach kurzer Schamfrist geschlossen oder erst gar nicht geöffnet werden, dann weiß man: Jetzt ist wieder etwas geschehen, was den Hütern der politischen Korrektheit höchst ungelegen kommt. So geschah es auch nach dem Terroranschlag in Lüttich. Denn als solchen muss man es wohl bezeichnen, wenn sich jemand im Tarnanzug, bewaffnet mit Granaten, Revolver und Kalaschnikow ins Auto setzt, zum Lütticher Weihnachtsmarkt fährt, aufs Dach einer Bäckerei steigt und alles niedermetzelt, was er erwischen kann. Der Schütze habe genau gewusst, was er wollte, sagte eine Journalistin, die den Vorgang als Zeugin erlebte. Es sei ihm darum gegangen, möglichst viele Menschen zu treffen. (Hier weiterlesen)
... meint Manfred Gillner auf der »Achse des Guten«. Auf »Politplatschquatsch« sinniert Kollege Volker:
Es war erstaunlich, wie innerhalb von 3 Stunden alle Sender und alle Online-Zeitungen sich auf einen Einzeltäter geeinigt hatten.
Wir wissen zu schätzen, dass der überhaupt nicht rassistische politisch-mediale Komplex differenziert zwischen blond, blauäugig und skrupellosen Tätern auf der einen, und schwerbewaffneten auf der anderen Seite.
Das Motiv für seine Tat ist auch schon ermittelt: Eine Vorladung zur Beschuldigtenvernehmung.
... ...
Und man macht sich schon Gedanken über die Ursachen. Die laxen Waffengesetze, also das kann nicht so weitergehen. (Hier weiterlesen)
»Quod licet Amrani, non licet Breivik«, wie der gewiegte Lateiner paraphrasiert. Noch Fragen zum Informationsgehalt unserer Presselandschaft? Eigentlich — nein ...
Der Fall (Entschuldigung für die Verwendung dieses diskriminierenden Begriffes) Amrani ist eine schreiende Anklage gegen die weiße Mehrheitsgesellschaft, die diesen armen rechtschaffenden Mohammedaner in den Djihad (pardon in die Verzweiflung) getrieben hat.
AntwortenLöschenGleichgeschaltete veröffentlichte Meinung? Aber nein ...
AntwortenLöschen@Arminius:
AntwortenLöschenIch hoffe, Sie benennen sich ab jetzt aus Solidarität mit dem Opfer in »Amranius« um. Wenigstens diesen symbolischen Gestus der wertschätzenden Verbundenheit sollten Sie schon setzen ...
@Nescio:
Habe ich das etwa behauptet? Mitnichten — ich habe es nicht einmal gefragt!
Hm, aus meiner Sicht liegt es gerade umgekehrt:
AntwortenLöschenKeiner der beiden Fälle hat (für sich genommen) mehr politische Relevanz als jeder andere x-beliebige Kriminalfall:
Glaubt man den rechtspsychiatrischen Gutachten, war der norwegische Massenmörder schwer psychotisch und deshalb auch schuldunfähig.
Wer nur ein kleines bisschen über Psychosen weiß, dem ist klar, dass sich diese ihr 'Spielmaterial' aus allen nur erdenklichen Quellen sammeln (das würde auch das völlig abstruse Sammelsurium von Referenzen erklären, auf die sich Breivik berief) - die Tat als 'Rechtsterrorismus' zu klassifizieren, macht deshalb wenig Sinn.
Und Amrani (der übrigens kein Muslim war)? Ein wegen Drogenbesitzes und Vergewaltigung Vorbestrafter, der im dringenden Verdacht steht, vor dem Massaker eine 45jährige Frau ermordet zu haben und kurz vor einer Polizeivernehmung (in einer anderen Sache) stand?
So traurig das ist, irgendeine politische Relevanz scheinen mir also beide Vorfälle nicht zu haben, wenn man mal von der medialen Resonanz (und auch Blogs sind Medien) absieht.
Viele Grüße
Morgenländer
@Morgenländer:
AntwortenLöschenirgendeine politische Relevanz scheinen mir also beide Vorfälle nicht zu haben, wenn man mal von der medialen Resonanz (und auch Blogs sind Medien) absieht.
Sie sehen also von dem ab, was der eigentliche Inhalt meines Artikels ist: nämlich die Kritik an den Medien, die wohl im Falle Breivik wochenlang bis hin zur Erklärung von Sarrazin & Co. zu »geistigen Ziehvätern« politische Hintergründe unterstellte, hier aber auch nur den Gedanken an die mögliche Erwähnung eines solchen ... nobel-diskret verschweigt.
Und er war kein Moslem? Nun, er war aus Marokko, und dort gibt es etwas so viele (bessergesagt: wenige) Nicht-Moslems, wie Nicht-Katholiken im Vatikan. Sie beziehen sich offenbar auf dieses Interview (»Als Moslem habe Nordine zwar nicht gelebt, er aß Schweinefleisch, seine Frau war Belgierin, berichtet der Bruder. Allerdings: Alkohol habe Nordine nicht getrunken, nicht einmal Internet habe er gehabt«).
Mag ja sein. Ist aber, wie gesagt, nicht das Thema des Artikels!
Offenbar kommt dessen Botschaft nicht klar genug heraus, was ich sehr bedauere (denn es bedeutet, daß ich mich offenkundig nicht deutlich genug artikulieren konnte, obwohl ich das eigentlich annahm). Also, alle mal herhören:
Der Artikel sagt nicht, daß, weil die Medien Breivik als Rechtsextremisten bezeichneten, und gleich in einem Aufwaschen Sarrazin & Co. dafür verantwortlich machen wollten, nun zu kritisieren wäre, daß sie es unterlassen, am Fall Amrani zu einem Progrom auf alles muselmanische und migrantische aufzurufen,
sondern:
der Artikel kritisiert, daß die Medien (und zwar der gesamte Mainstream, der sich jetzt in vielleicht berechtigtes Schweigen hüllt!) im auffallenden Gegensatz zur jetzt so zurückhaltenden Berichterstattung seinerzeit im Fall Breivik eine letztklassig demagogisch angelegte und breit orchestrierte Hexenjagd auf alle pöhsen »Rechten«*) veranstalteten.
Ich hoffe, mit diesen Hinweisen gedient zu haben und danke für Ihre Aufmerksamkeit!
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*) worunter im Zweifelsfall auch SPD-Mitglieder wie Sarrazin fielen, wenn sie es wagen, die Wahrheit zu sagen
Lieber Le Penseur,
AntwortenLöschenwas den Breivik-Medienrummel angeht: das sehe ich wie Sie.
Aber fataler als die politische Ausschlachtung dieser wirklich sehr traurigen Gewalttat finde ich persönlich, dass das Niveau medialer Berichterstattung und Kommentierung ganz allgemein (nicht nur im politischen Journalismus, auch im Feuilleton, beispielsweise) Tag für Tag niedriger wird.
Viele Grüße
Morgenländer
PS: Amrani war nicht "aus Marokko". Er ist 1978 in Brüssel geboren worden und wuchs, nachdem seine marokkanischen Eltern verstorben waren, in einem belgischen Kinderheim auf.
Der Italiener, der kürzlich -auch auf einem Markt- 2 Senegalesen erschossen hat, war wiederum kein gewöhnlicher Waffennarr, sondern "Rechtsextremist". Inzwischen haben wirs ja schon gelernt: Alle Gewalttäter sind Rechtsextremisten, außer die Muslime.
AntwortenLöschenSchade, daß der Italiener nicht blond war ... müssen wir leider auf eine neue Schlagzeile a la "Blonde Bestie" noch warten.
Immerhin, der italienische Staat führt jetzt endlich nach deutschem Vorbild einen entschlossenen Schlag gegen rechts:
http://derstandard.at/1323223052771/Nach-Mord-an-Senegalesen-Italien-geht-gegen-Neonazis-vor
Nach ebenso deutschem Vorbild werden keine Kosten und Mühen gescheut: Antiterroreinheiten sind im Einsatz ...
Marsch gegen rechts, die Reihen fest geschlossen ...