»Die Presse« weiß erstaunliche Dinge zu berichten (noch viel erstaunlicher wären freilich die Dinge, von denen die Presse nur ganz selten zu berichten weiß — aber das ist durchaus beabsichtigt ...). Genaugenommen schreibt »Die Presse« nur einen APA-Bericht ab, aber das ist halt branchenüblich:
Sex-Reise: Versicherer verklagt frühere ManagerWorin soll, bitteschön, hier eine »Untreue« — was strafrechtlich nix mit Ehebruch & Co. zu tun hat, sondern mit dem Veruntreuen von Geld — liegen? Die Lustreise war eine Anerkennung für die Leistungen guter Mitarbeiter, und die Mitarbeiter haben sich offenbar entsprechend anerkannt gefühlt, womit das Geld daher zweckgemäß eingesetzt worden ist. Andernfalls wäre jede Incentive-Reise, jedes Weihnachtsessen, jeder Betriebsausflug ebenso eine »Untreue« seitens der Geschäftsleitung. Sicher kann man über Geschmack streiten, und nach Budapest in die Gellert-Therme zu(m) Huren zu fahren, mag vielleicht nicht ohne moralisch schalen Beigeschmack sein — aber es ist nicht illegal.
20.07.2011 08:05 (DiePresse.com)
Bei der Reise waren Versicherungsvermittler zu einer Feier mit Prostituierten eingeladen worden. Nun folgen Konsequenzen.
Die umstrittene Lustreise von Versicherungsvermittlern der Hamburg-Mannheimer nach Budapest beschäftigt nun auch die Justiz. Die Vermittler waren in eine Therme eingeladen worden und feierten dort unter tatkräftiger Beteiligung von Prostituierten. Der Versicherungskonzern Ergo hat Strafanzeige gegen zwei frühere Manager der Hamburg-Mannheimer erstattet, wie der Sprecher der Hamburger Staatsanwaltschaft, Wilhelm Möllers, der "Rheinischen Post" (Mittwochsausgabe) sagte. Die Anzeige richtet sich demnach gegen Ulf Redanz, der damals im Vorstand der Hamburg Mannheimer für die Vertriebsorganisation HMI verantwortlich war, sowie gegen den früheren HMI-Vertriebsdirektor Kai Lange.
"Die Strafanzeige erhebt den Vorwurf der Untreue gemäß Paragraf 266 Strafgesetzbuch und ist über die Staatsanwaltschaft Düsseldorf am 12.7.2011 hier eingegangen", sagte Staatsanwalt Möllers der Zeitung. Damit werde nun ein förmliches Ermittlungsverfahren bei der Staatsanwaltschaft geführt. Die Enthüllungen über die Lustreise nach Budapest hatten im Mai für Aufsehen gesorgt. 100 verdiente Mitarbeiter und Vertriebspartner der Hamburg-Mannheimer, die 2010 von der Ergo-Gruppe übernommen wurde, hatten im Jahr 2007 auf Kosten der Versicherung an einer Feier mit Prostituierten in Budapest teilgenommen.
Hier wird wieder einmal von einem in die P.C.-Medienmangel genommenen Konzern in vorauseilendem Gehorsam gegenüber irgendwelchen feministischen Klemmi-Tanten ein Exempel statuiert, indem privatautonome Entscheidungen kriminalisiert werden. Denn es ist eben ausschließlich im Bereich der Privatautonomie angesiedelt, ob sich die p.t. Herren Versicherungsvertreter — ums Damenprogramm für mitreisende Ehegattinnen bzw. Freundinnen wird sich's ja eher nicht gehandelt haben — auf Firmenkosten den Extra-Bonus im Schweiße ihres Angesichts mit feurigen Piroschkas verdienen, oder an der Bar sitzenbleiben und zu Schampus und Hummercocktail einige Runden Skat dreschen. Wäre ihnen ja ebensowenig verboten gewesen, oder?
Und die beteiligten Gunstgewerblerinnen sind ja auch nicht minderjährig vom Sklavenmarkt herangeschleppt worden, sondern verdienten verdammt gutes — für ungarische Verhältnisse geradezu üppigstes — Geld für ein paar Stunden Körpereinsatz. Denn ob wirklich ein Monat lang Regalschlichten im Supermarkt angenehmer ist, als eine Nacht mit besäuselten Vertreter-Wallis rumzutun, habe ich zwar noch nicht ausprobiert (und zwar weder das eine, noch das andere, um präzise zu sein), scheint mir aber so ganz prinzipiell nicht unhinterfragbar ...
So was geht doch ohne Kenntnis der Konzernleitung gar nicht. Das wird gleich zu Wettbewerbsbeginn als Auszeichnungsreise bekanntgemacht.
AntwortenLöschenSchlimm, was sich da für Arschkriecher an der Konzernspitze tummeln. Loben eine Reise aus, für die besten Mitarbeiter, und wollen dann hinterher nichts gewußt haben.
Stimme zu. Die Art und Weise, wie hier in private Angelegenheiten hineingeschnüffelt wird, hat schon fast viktorianisches Format.
AntwortenLöschenInteressant auch, dass die "Beschuldigten" mit vollem Namen genannt werden, während Kulturbereicherer, die Minderjährige vergewaltigen, darauf rechnen dürfen, anonym zu bleiben. Da ist dann nur von "einem 24-jährigen" oder einer "Gruppe junger Männer" die Rede. Selbst die Nennung ihrer Herkunft wird bewusst unterschlagen, um nur ja keinen "Rassismus" aufkommen zu lassen.
So etwas nenne ich selektive Transparenz. Man kann es aber auch viel nüchterner als politkorrekte Verlogenheit bezeichnen.