Freitag, 11. Februar 2011

»Brüskiert von Mubarak«

... titelt Österreichs selbsternanntes Qualitätsmedium, »Die Presse«, und setzt bedauernd hinzu: »Obama zwischen allen Stühlen«. Aha ...

Das muß man sich irgendwie auf der Zunge zergehen lassen: jemand, der rechtlich (Prinzip der Nichteinmischung in innere Angelegenheiten eines anderen Staates) wie moralisch (Überfälle auf und Truppenstationierung in anderen Staaten, Betrieb von Geheimgefängnissen etc.) nicht das mindeste Recht hat, Mubarak zu stürzen, wird »brüskiert«, wenn der sich nicht stürzen läßt?

»Brüskiere« ich demnach eine Türkengang, wenn ich mich weigere, Geldbörse und Autoschlüssel zu übergeben? Ist es nicht vielmehr so, daß sich Prädient Mubarak als jahrzehntelanger Verbündeter der USA im Nahen Osten, völlig zu Recht brüskiert fühlen darf, wenn die hirnlose, rein PR-gesteuerte Gutmenschenpolitik dieser Präsidentensprechpuppe Backaroma, der von seinen massiven innenpolitischen Schwierigkeiten durch außenpolitische Betroffenheitsrhetorik ablenken will, ihn zugunsten der Moslembruderschaft fallenläßt?

Eigentlich sollte der Präsidentendarsteller aus dem Schwierigkeiten seines Vorgängers gelernt haben, daß die Durchführung von Wahlen ohne Stimmfälschung in einem islamischen Land keineswegs bedeutet, daß dort dann demokratisch-rechtsstaatliche Verhältnisse einkehren, sondern daß die hirnlose Masse ein schariakonformes Mullahregime installiert, und eiligst »Ungläubige«, Schwuchteln und überhaupt alle selbständig denkenden Menschen, derer sie habhaft wird, massakriert bzw. vertreibt. Haben wir bereits im Irak, haben wir in Afghanistan und Pakistan — brauchen wir ernsthaft solche Verhältnisse auch am Nil?

Man interpretiere mich nicht falsch: die sozialistische Regierungspartei Ägyptens ist zweifellos ein Haufen korrupter Klein- und Großkrimineller. Aber ich schade mir, aber helfe Ägypten keinen Fußbreit, wenn ich den Mafia-Clan Mubaraks nun dem Mafia-Clan der Moslembrüder zum Fraß vorwerfe — letzterer aber mir (und Israel) aber deutlich feindlicher gegenübersteht als ersterer. So etwas zu fördern, ist einfach hirnverbrannt!

Die einzig erfolgreiche Strategie läge darin, das System jetzt (sei es mit Mubarak oder seinem offensichtlichen Nachfolger Süleyman) gesichtswahrend zu stabilisieren, die Unruhen auszuhungern, und dann durch Wirtschaftsreformen, die die verrottete, korruptionsgeneigte sozialistische PLanwirtschaftsstruktur des Landes gehörig durchlüften, die Grundlage für künftige demokratischere Strukturen zu schaffen — die es aber realistischerweise erst nach einer Generation geben kann.

Aber solche Weitsicht ist einem »demokratischen« Berufspolitiker mit Tunnelblick auf die nächste Wahl und die nächste Meinungsumfrage vermutlich nicht ernstlich zuzutrauen ....

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