Sonntag, 9. Januar 2011

Sarah Palin und die Republikaner tragen Mitverantwortung

... an der Schießerei in Arizona. Meint Österreichs selbsternanntes Qualitätsmedium, »Die Presse«. Ei, wie denn das?
Nein, man kann Sarah Palin nicht persönlich für das verantwortlich machen, was in Arizona passiert ist. In einem Land, in dem es mehr Waffen als Einwohner gibt, ist es nicht zu verhindern, dass ein geistig Verwirrter seinen Hass und seinen Frust mit Waffengewalt ausdrückt.

Man kann Palin aber sehr wohl dafür mitverantwortlich machen, die politische Kultur in den USA auf ein Niveau gebracht zu haben, das diesen Amoklauf möglicherweise gefördert hat.
Nun ist es ja ein offenes Geheimnis unter den Lesern dieses Blogs, daß LePenseur nicht gerade zu den enthusiastischsten Fans von Palin gehört. Allzu naiv und staatsgläubig kommt sie mir daher, allzu sehr in den Banden jener Big-Business-Big-Government-Republikaner, die sich in gewiefter Kungelei mit den Demokraten Macht und Geschäft teilen, und offenbar von ihnen jetzt ausersehen, die Tea Party zu unterwandern, bevor sie anfängt, das Polit-Establishment Amerikas ernsthaft zu geführden.

Aber was, bitteschön kann Palin für einen Verrückten, der »Das Kapital« und (!) »Mein Kampf« als seine Lieblingsbücher bezeichnete? Daß jetzt die über den desaströsen Wahlausgang enttäuschten Demokraten mit aller Gewalt versuchen, den Republikanern (und insbesondere der gehaßten »Tea Party«) diesen stinkenden Fisch umzuhängen, verwundert nicht. Daß ein Außenpolitik-Redakteur einer doch irgendwie angesehenen Tageszeitung derlei Desinformations-Spielchen nicht durchschaut, allerdings schon. Wie so oft, sind manche Leserbriefe zu den Kommentaren der »Presse« klüger als der Artikel. So bringt es ein »jgrabner« ganz vertrefflich auf den Punkt:
lernen's Geschichte
Olof Palme und Anna Lindh waren Premierminister bzw. Außenministerin in einem bis zur Selbstverleugnung harmoniesüchtigen Land und es hat ihnen genauso wenig genützt wie die pazifistische Grundeinstellung eines Mahatma Ghandi- sie wurden alle Opfer von Attentaten durch Fanatiker oder geistig Vewirrte. Genauso hat es zur Zeit des Attentats auf JFK keine anderen politischen Auseinandersetzungen gegeben wie bei den Angriffen auf die deutschen Politiker Lafontaine und Schäuble.

Der Mörder in Tuscon war genauso bekloppt wie die Amokläufer in Columbine oder der Lennon-Mörder. Prominente wie Politiker und Schauspieler ziehen nun mal diese Verrückten an und da ein US-Präsident mittlerweile so gut wie unerreichbar geworden ist, bekommen den Wahnsinn eben die unteren Ränge zu spüren.

Das heißt nicht, daß man die politische Rhetorik dann und wann man überprüfen sollte, aber nutzen wird es nichts.
Doch wie so oft wird in Kommentaren, statt zuerst die Fakten zu prüfen, einfach eine der Redaktionslinie gefällige Conclusio herbeigeschrieben. »Die Presse« zitiert z.B. den örtlichen Sheriff:
„Die Wut, der Hass, der Fanatismus ist abscheulich“, erklärte Clarence Dupnik, der Sheriff von Pima County. „Arizona ist zum Mekka des Hasses geworden.“
Tolle Stimmungsmache. Aber kurze Recherche hätte ergeben, daß dieser Sheriff seit Jahrzehnten ein integraler Bestandteil der Demokraten-Parteimaschinerie ist, und im Sommer 2010 offene Gesetzesverweigerung bei der Umsetzung des von ihm als »rassistisch« empfundenen Gesetzes gegen illegale Einwanderung in Arizona betrieb. Womit er übrigens ganz zufällig 100% auf der Linie der beim Anschlag verletzten demokratischen Abgeordneten lag. Sorry — aber solche Leute sind es wohl nicht, die uns erklären sollen, was ein »Mekka des Hasses« ist. Vor allem dann, wenn dies nur zu offensichtlich den Nachgeschmack von parteipolitischen Kalkül auf der Zunge hinterläßt.

7 Kommentare:

  1. Vielen Dank für diesen Informativen Artikel, ich bin auch absolut kein Fan von S.Palin - aber hier ist eindeutig NICHT die Tea Party & Co schuld!

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  2. was ist eigentlich schlecht am Hass? The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. Kommt eher drauf an, ob er die Richtigen trifft denke ich. Georg Elser sah das vielleicht ähnlich.

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  3. The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants.

    ... behaupten stets die, die schon darauf warten, die nächsten Tyrannen zu werden. Die blöden »Patriots«, die sich dafür hergeben, sind eben die in Kauf zu nehmenden Kollateralschäden für die Installierung der — im Gegensatz zur vorherigen, gaaaanz pöhsen Tyrannei — Herrschaft des Wahren, Schönen und Guten, die nur ein gaaaanz pöhser Mensch mit einer Tyrannei verwechseln könnte ...

    Was den famosen Herrn Elser betrifft: ja, sowas sähe ihm durchaus ähnlich. Und ganz nebenfüglich gesagt: ausgewiesene Kommunisten als »Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus« zu stilisieren ist etwa so lachhaft, wie wenn man die Mitglieder des Cali-Kartells, die Mitglieder des Medellin-Kartells umbrachten, als »Widerstandskämpfer gegen den Drogenhandel« bezeichnen wollte.

    »A Bund Hadern«*), wie der Wiener sagt ...

    -----

    *) Für Piefkes: »Dieselbe Sorte Lumpen«

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  4. nun ja, es ist ein Zitat es ausgewiesenen Kommunisten und ganz schrecklichen Tyrannen Thomas Jefferson. Und dass sie sich für einen anderen Ausgangs des innersozialistischen Konflikts zwischen Elser und Hitler nicht begeistern können sagt jetzt auch irgendwie mehr über Sie aus als über die Tyrannei und die zulässigen Mittel dagegen

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  5. @Anonym:

    1. So sehr ich Jefferson für gewöhnlich schätze — aber auch er hat manchmal Unsinn geschrieben. Ich darf Ihnen einen besseren Satz von ihm mit auf den Lebensweg geben: »The strongest reason for the people to retain the right to keep and bear arms is, as a last resort, to protect themselves against tyranny in government.«

    2. Für Kommunisten, die sich als ganz über-drüber-tolle Antifaschisten gerieren, habe ich in der Tat nicht viel über, denn ihre Ablehnung des »Faschismus« hat immer den Beigeschmack von Konkurrenzneid.

    3. Wenn Sie daraus Aussagen über mich destillieren wollen — nur zu. Ich bin Kommentare von ferndiagnostischer Genialität schon gewöhnt. Erwarten Sie bloß nicht, daß sich sie alle ernstnehme ...

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  6. "1)" ist ja quasi nur eine Variation meines TJ-Zitats, das "Unsinn" war. Vermutlich einfach weil Sies nicht kannten oder angesichts der Reizwörter "Elser" und "patriots" zu sehr mit Beißreflexen beschäftigt waren.

    das redundante "2)" (ich sprach bereits von einem innersozialistischen Konflikt) und das schnippische "3)" wirken ein bisserl ertappt

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  7. @Anonym:

    "1)" ist ja quasi nur eine Variation meines TJ-Zitats, das "Unsinn" war. Vermutlich einfach weil Sies nicht kannten oder angesichts der Reizwörter "Elser" und "patriots" zu sehr mit Beißreflexen beschäftigt waren.

    1. kannte ich das Zitat nur vage (ja, ich glaube es schon mal gelesen zu haben) und assoziierte es nicht mit Jefferson. So what? Bin ich etwa verpflichtet, jedes Jefferson-Zitat zu kennen?

    2. Auch wenn es von Jefferson ist, ist es trotzdem recht daneben. Hätte er gesagt, daß die Freiheit manchmal durch das Blut von Tyrannen und Patrioten wiedergewonnen oder erobert werden müsse (also: Blutvergießen als leider notwendiges Übel), hätte ich ihm zugestimmt. Den »Baum der Freiheit« damit zu »düngen«, halte ich hingegen, bei aller Wertschätzung für Jefferson, für ein ziemlich abartiges Bild, denn es stilisiert Blutvergießen eben zur guten, wünschenswerten Voraussetzung für das Blühen und Gedeihen der Freiheit. Halte ich, wie gesagt, für schräg!

    3. das von mir gebrachte Zitat nur als »quasi eine Variation« des Ihren anzusehen, ist mir unnachvollziehbar. Ihr Jefferson-Zitat ist (wenigstens für meinen Geschmack) pathetisches Geschwafel, das von mir gebrachte hingegen eine nüchtern-realistische Einschätzung der Gefahren, die der Freiheit durch die Staatsmacht drohen. Aber bitte, de gustibus ...

    das redundante "2)" (ich sprach bereits von einem innersozialistischen Konflikt) und das schnippische "3)" wirken ein bisserl ertappt

    Tja. Wenn Sie meinen ... ertappt!

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