Durch die Hereinnahme der WAZ-Gruppe (widerwillig, um den ungelösten Dauerkonflikt mit Dichands »Haß-Zwilling« Falk zu bewältigen) ist die Nachfolgesituation sicherlich unübersichtlich — aber ein paar Grundlinien lassen sich doch mit gewisser Wahrscheinlichkeit vorhersagen.Die Leser meines Blogs werden in ein, zwei Jahren an diesem Posting prüfen können, wieweit ich Prophet war, im Gegensatz zu Journalisten, die (um Karl Kraus zu zitieren) im nachhinein alles schon vorher gewußt haben ...
Wie geht's also weiter? Nun, oberflächlich wird sich an der Zeitung sicherlich nicht viel ändern. Die Seite-5-Mädels werden die Herzen der Bauarbeiter in der Vormittagspause erfreuen, der Ausgang von Fußballspielen, die neuesten Banküberfälle und Hochwasserkatastrophen werden wie bisher pünktlich gemeldet werden. Ob freilich eine Krone-Redaktion, durch Mißtrauen und Dickköpfigkeit Dichands bereits in den letzten Jahren zunehmend kreativ ausgedünnt, das »Händchen« des Alten haben wird, den Spagat zwischen den vielen Strömungen des Boulevard glücken zu lassen, darf bezweifelt werden.
Dichand hinterläßt einen Zeitungsriesen, dessen durchaus beeindruckende Fassade manche Brüchigkeit dahinter versteckte, wobei aber diese Fassade nicht zuletzt durch einen Mörtel namens Dichand zusammengehalten wurde. Wie lange die Fassade daher ohne Sprünge und Risse stehen wird, bleibt abzuwarten. Wenn nicht ein charismatischer Chefredakteur aus dem Hut gezaubert wird (und den sehe ich in Österreichs Medienlandschaft einfach nicht), wird die »Krone« in den nächsten Jahren profilloser, verwechselbarer werden. Da Leser für sowas ein feines Gespür haben, kann man von sinkenden Verkaufszahlen ausgehen. Was wieder den programmierten Dauerkonflikt mit den Piefke-Partnern anheizen wird ...
Aus Dichands Familie läßt sich bereits ableiten, daß eine etwaige Nachfolge oder auch nur stärkere Einbindung von Eva Dichand (Dichands Sohn können wir in dem Zusammenhang eher vergessen) die Zeitung nach links und ins politisch korrekte, gutmenschelnde Eck driften lassen wird. Was ihr à la longue wohl nicht gut bekommen, aber jedem, der sich dem Linksdiktat in Östereichs Medien widersetzt, binnen kurzem den kalten Schweiß auf die Stirne treiben dürfte.
Dichand ist jedenfalls für Häupl und Faymann durchaus zu einem geeigneten Zeitpunkt gestorben. Die Lähmung der Redaktion durch die zwangsläufig eintretende Orientierungslosigkeit nach dem Tod des jahrzehntelangen Herausgebers wird dazu führen, daß man auf »Nummer sicher« spielt: Rot-Schwarz an der Macht halten und pro forma beschimpfen, Blau auf die Schulter klopfen (aber nicht zu viel), und gleichzeitig das Messer in den Rücken rammen, damit sie bloß nicht den großkoalitionären Sumpf aufwühlen ... also weiter wie bisher, nur ein bisserl mehr links, ein bisserl weniger couragiert, ein bisserl angepaßter, ein bisserl fader. Wenn Eva Dichand sich durchsetzt: etwas grüner. Wenn die WAZ sich durchsetzt: etwas ungenierter sozifreundlich ...
Warten wir ab! Es sollte mich aber wundern, wenn meine Prognose sich in den nächsten Jahren nicht bestätigt würde.
Nobody is perfect aber DE MORTUIS NIHIL NISI BENE
AntwortenLöschenDanke für Ihren Link auf einen zweifellos trefflichen Artikel.
AntwortenLöschenNur: mit welchem Wort hätte ich in dem meinen über Dichand schlecht geredet, daß Ihre Einleitung "aber DE MORTUIS ..." berechtigt wäre?
Tut mir leid ich war missverstädlich. Du bist in der Tat einer der wenigen, die nicht mit den schier Millionen von offenbar dauerhockstadn Bloggern und Universitätsprofessoren wie schon bei Haider im Internet Leichenfleddern und Du brunzt nicht mit dem Wind. Ich wollt deinen Post nicht kritisieren , ich wollt dem nur was hinzufügen.
AntwortenLöschenAlso nix für ungut und eine aufrichtige Entschuldigung