Wegen einer schwulen- und lesbenfeindlichen Äußerung haben die britischen Konservativen gut eine Woche vor den Parlamentswahlen einen Kandidaten aus der Partei ausgeschlossen. Der schottische Kandidat Philip Lardner hatte auf seiner Homepage geschrieben, dass Homosexualität "nicht normal" sei. Diese Äußerung sei "zutiefst verletzend und inakzeptabel", erklärte der Chef der schottischen Tories, Andrew Fulton, am Dienstag. Lardner sei deshalb aus der Partei ausgeschlossen worden. Die Äußerung wurde inzwischen von seiner Website gelöscht.Es ist ebenso lächerlich wie rückgratlos, derartig harmlose und berechtigte Äußerungen mit Parteiausschlüssen etc. zu ahnden.
Zunächst einmal ist Homosexualität eben einfach nicht »normal«, denn:
1. ist »normal«, was die weitaus überwiegende Mehrheit macht (Normalverteilungskurve). Und das ist genau eben nicht Homosexualität.
2. ist auch von ihren Wirkungen Homosexualität nicht »normal« i.S.v. normgemäß=zweckmäßig, denn eine Gesellschaft, die nicht zum überwältigenden Teil durch normale Sexualbetätigung fortgepflanzt wird, stirbt schlicht und einfach aus.
Außerdem ist Frage, ob ich jemanden in meinem Privathaus (und darum geht es bei Bed & Breakfast!) beherbergen will oder nicht (und aus welchen Gründen nicht), eine solche der Privatautonomie, und daher von den Betroffenen und nur von diesen zu regeln. Staatliche Bevormundung, daß jemand zwangsweise zur Beherbergung verpflichtet wird, sind nichts anderes als Gesinnungsterror.
Die Tories, wenn sie — wie »Die Presse« aus einer Umfrage zitiert — ohnehin nur von 10% der Schwulen gewählt werden, sollten nicht derartig in die Hosen machen. Wenn bei einem Anteil von maximal 5% an der Gesamtbevölkerung 60% dieser Gruppe die »Liberaldemokraten«*) wählen, dann sind das 3% des Elektorats. Die werden deshalb, weil die Tories in die Knie gehen, auch nicht Cameron wählen — so what?
Wohl aber werden sich viele prospektive Tory-Wähler die Frage stellen, warum sie eine Partei wählen sollten, die ohnehin nur die gleiche Politik wie die Linken betreiben will und sich vor jeder Kritik von links in die Hosen macht. Überzeugende Gegenpositionen sehen anders aus.
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*) die etwa so »liberal« sind wie weiland Heide Schmidt — m.a.W.: Sozen im Tarnanzug, die mit Besteck manierlich essen können und bisweilen freiwillig ein Orchesterkonzert besuchen ...
Ihre Wahlarithmetik lasse ich mal unkommentiert, aber ihre "Privatautonomie" nicht. Denn die existiert schlicht nicht. Im privaten Bereich können sie denken was sie wollen, nur wenn sie die Motive für ihr Handeln öffentlich machen und diese Motive strafrechtlich relevant sind, dann müssen sie für ihre Taten auch öffentlich geradestehen. Hier greift ihre "Privatautonomie" deshalb nicht, weil Sie sich öffentlich einmischen.
AntwortenLöschenMan kann die entsprechenden Paragrafen politisch bekämpfen, aber solange sie geltendes Recht sind, hat man sich daran zu halten.
Das ist im übrigen ein Grund, warum Hoppe die völlige Privatisierung des öffentlichen Eigentums fordert. Denn nur wenn öffentliche Räume verschwinden, so seine Argumentation, ist so etwas wie "Privatautonomie" überhaupt erst denkbar. Allerdings nur für Eigentümer, womit sich über kurz oder lang die Eigentumsfrage und ihre Neuverteilung stellen würde. Dann wären wir wieder bei Marx und Konsorten. Und selbst wenn keine öffentlichen Räume mehr existierten, könnte ihr Denken und Handeln mit den Interessen der Mehrheit der Eigentümer kollidieren und auch in diesem Falle könnten Sie eine „Privatautonomie“ schwerlich zur Geltung bringen, geschweige eine solche durchsetzen.
Im übrigen ist der Begriff „Autonomie“ in dem von Ihnen benutzten Zusammenhang widersprüchlich: Selbstgesetzgebung – nichts anderes heißt Autonomie – bedeutet, das sie als Privatmann nur ihren eigenen Gesetzen folgen, eo ipso also gesellschaftliche, öffentliche oder staatliche Regeln nicht anerkennen, sie negieren. In der Regel ist das ein typisches Verhaltensmuster der Mafia, respektive ihrer Bosse.
Damit wir uns nicht missverstehen: Grundsätzlich halte ich den Gedanken an eine größtmögliche individuelle Freiheit für sehr erstrebenswert, aber er wird sich nicht gegen die Interessen einer besitzlosen Mehrheit durchsetzen lassen. Die will notgedrungen am Eigentum partizipieren und sich nicht vorschreiben lassen –Autonomie – in welcher Weise sie dieses Ziel erreicht.
Und ja, die Schwulen und Lesben gehen mir gehörig auf den Senkel und man sollte diese Radaubrüder in ihre gesellschaftlichen Schranken verweisen: Mit Ihrer „Privatautonomie“ wird das schlechterdings nicht möglich sein.
Ein letztes noch: Ein „echter“ Libertärer strebt nicht nach Autonomie sondern nach Autarkie. Wirklich frei und unabhängig bin ich erst dann, wenn ich wie Robinson Crusoe auf einer einsamen Insel leben kann. Im „finsteren Mittelalter“ gab es nicht wenig christlich motivierte Einsiedler, die genau dieses Autarkiekonzept lebten. Auch Bettelorden lebten deshalb bewusst in Armut, weil sie sich frei machen wollten von irdischen Abhängigkeiten. Die „modernen“ Libertären sind ein müder Abglanz dieser Idee, aber immerhin noch ein Echo.
@MCP:
AntwortenLöschenad Privatautonomie: ich habe das eigentlich als unter Juristen geläufigen Terminus verwendet, nicht in jener weiten Form, in der Sie es taten.
Und hier sehe ich eben im Einwirken des "Diskriminierungsverbotes" in die Bereiche der (zivilrechtlichen) Privatautonomie die Fehlentwicklung.