Mittwoch, 31. Oktober 2007

Der »Fall« Herman, oder: Die politisch-korrekte Fratze der Linken

In den letzten Wochen war der „Fall Herman” wohl schwer zu übersehen. Zu offensichtlich war der Versuch, durch ein konzertiertes Medien-Trommelfeuer Einschüchterung zu betreiben und den Menschen klarzumachen: Meinungsfreiheit ja, aber nur zu unseren Bedingungen. Will heißen: zu denen der Alt-Achtundsechziger, die mittlerweile in Staat und Medien allgegenwärtig sind. Woraus wohl ein gewisses Allmachtsgefühl erwachsen ist. Wer konkurrenzlos seit vielen Jahren dominieren kann, der läßt sich nicht auf Diskussionen ein. Wenigstens auf keine, in denen er auch verlieren könnte — denn verlieren, nein, das konnte die Linke noch nie ...

Dabei ist das Anliegen von Frau Herman ebenso einfach verständlich wie legitim: der Hinweis, daß es so wie zuletzt mit ideologisch-künstlich verkorksten Geschlechterbeziehungen und einer ständigen Untergrabung des Familienzusammenhalts nicht weitergehen kann, weil sonst der Zusammenbruch unserer Gesellschaft demnächst vor der Tür steht, trifft zu. Wer seine Augen nicht fest geschlossen hält, um die Probleme mit Scheidungsraten und -kindern, „Patchwork-Familien”, Jugendkriminalität, Drogenkonsum etc. nur ja nicht zu sehen, der wird Herman zustimmen: da läuft etwas, nein: viel falsch! Hier hat man seit 1968 im hybriden Überschwang, eine „neue Gesellschaft” bauen zu wollen viel zerstört, ohne daß jedoch nennenswert dafür neu aufgebaut worden wäre.

Wenn einer Gesellschaft mit demagogischem social engineering jahrzehntelang eingeredet wird, daß die „Nur-Hausfrau” ein sozial und intellektuell minderwertiges Relikt der patriarchalischen Vergangenheit ist, dann kann diese Rolle reputationsmäßig natürlich keinen Blumentopf gewinnen! Und wenn ebenso die Berufstätigkeit als Allheilmittel zur „Selbstverwirklichung” gepriesen wird, dann werden Mehrkinder-Mütter natürlich sozial isoliert und unattraktiv.

All das ist Teil jener gesellschaftsverändernden Agenda der Alt-68er-Bewegung, die über die Zerstörung der Familien (von antiautoritärer Erziehung über Propagierung der Abtreibung bis zu gezielter, faktisch zwangsweiser Verstaatlichung des Kleinkindalters durch Kindergärten etc.) und der natürlichen Zuneingung zwischen Mann und Frau („Wer zweimal mit derselben pennt gehört schon zum Establishment”) und mit ihrem gezielten „Marsch durch die Institutionen” jetzt vom Ziel, der von diesen Typen gehaßten bürgerlich-liberalen Kultur und den ebenso verabscheuten Werthaltungen und -traditionen den Todesstoß zu geben, nicht mehr weit entfernt ist.

Manche werden das als bloße Verschwörungstheorie bezeichnen — sei’s drum! Wer die Augen aufmacht, sollte eigentlich erkennen, was da seit einigen Jahrzehnten schief läuft. Zu übersehen ist es ja nur mehr mit viel Anstrengung …

Um das zu ändern, würde die Entlarvung des ganzen „Gender-Mainstreaming”-Unsinns (und dergleichen) und die Aufdeckung seines links-totalitären Hintergrundes reichen. Keine Herstellung einer künstlichen 50er-Jahre-Idylle (die ja so idyllisch ja auch wieder nicht war), sondern klares Aussprechen, daß, wenn wir weitermachen, die Familien durch gezielte Schürung der Geschlechtermißgunst, durch Förderung der Ehescheidung, durch Abschiebung der Kinder in staatliche Aufbewahrung und durch ökonomischen Zwang zu Doppelverdienerehen zu ruinieren, wir uns nicht zu wundern brauchen, daß die Geburtenrate im Keller, die Jugendkriminalität im Steigen, die Selbstmordrate hoch und die Euthanasiedebatte im laufen ist — und daß das unsere Gesellschaft in absehbarer Zeit nicht mehr schönlügen wird können!

Und daß, wenn das Schönlügen dann in Panik umschlägt, wir allerspätestens dann mit der Nase draufgestoßen werden, daß das abschätzige Niedermachen von Eva Herman (und anderen Warnern) offenbar doch nicht das Gelbe vom Ei war. Nur wird es dann leider zu spät sein, und unsere Kultur wird durch eine lebensfähigere ersetzt werden. Was ich — da ich mir ja denken kann, welche das sein wird — mir zu meinen Lebzeiten nicht wirklich wünsche (und so bald, daß ich die Ersetzung der christlich-aufklärerisch-liberalen durch eine islamische Gesellschaft nicht mehr erlebe, möchte ich auch wieder nicht den Löffel abgeben).

Doch zurück zum „Fall Herman”: es bleibt zu bedauern, wenn angebliche „Liberale” und „Libertäre” nicht die Tatsache, daß seitens der Alt-Achtundsechziger eiskalt und berechnend Macht ausgespielt wurde, um eine Person mit mißliebigen Ansichten kaltzustellen, anprangern, sondern (weil ihnen Frau Hermans Ansichten nicht „anti-etatistisch” genug vorkommt) kühl wie eine Hundeschnauze befinden: „Was kümmert uns ein Gefecht zwischen Etatisten?!”

Den Vogel schoß freilich ein Poster ab, der in schwer zu überbietendem Zynismus — oder war es mangelnde Durchdachtheit seines Statements? — die Sache folgendermaßen auf den Punkt brachte:
Auch Frau Herman hat kein Recht auf einen Arbeitsplatz, sie hat kein Recht auf Medienpräsenz. Ihre tatsächlichen Rechte, einschliesslich der Meinungsfreiheit, sind und bleiben durch diese „Affäre” völlig unangetastet.
Ganz hervorragen erkannt! Auch Max Liebermann zum Beispiel hatte kein „Recht auf einen Arbeitsplatz” — damals, 1933. Und das war ja dann anscheinend gut so, nicht wahr? Und kein „Recht auf Medienpräsenz” hatte auch der Komponist Franz Schreker, der durch die Unlust der Nazis, weiterhin über seine Opern zu diskutieren, 1933 als Direktor der Berliner Musikhochschule zurückgetreten wurde. Schreker hätte auch nicht gleich hysterisch an einem Herzinfarkt zu sterben brauchen, bloß weil er 1934 zwangsweise in den Ruhestand versetzt wurde — dergleichen kindische Trotzreaktionen sind doch einfach nur peinlich …

Bevor mir jetzt „Verharmlosung des Nationalsozialismus” vorgeworfen wird, schicke ich gleich nach: natürlich war das, was die Nazis 1933/34 mit Liebermann und Schreker aufführten, ungleich schäbiger als das, was Kerner & Co (und die restliche Gutmenschenfraktion) jetzt mit Herman aufführen. Aber es geht in die selbe Richtung, zwar graduell, nicht aber prinzipiell verschieden.

Ich finde es sehr bedenklich, wenn man einer Frau Herman wegen einer Meinungsäußerung, die sich ja keineswegs gegen ihren Arbeitgeber richtete, den Job kündigt. Und ich finde es noch bedenklicher, wenn angebliche Libertäre das mit dem Hinweis, sie habe weder ein Recht auf den Arbeitsplatz, noch ein Recht auf Medienpräsenz, ganz okay finden.

Und jener nette Zeitungskollege, der die Schlagzeile „Ist Eva Herman braun oder nur doof?“ textete, sollte eigentlich die Gegenfrage gestellt bekommen: „Wurden Sie gekauft oder sind Sie einfach so ein Arschloch?“


P.S.: Es war Max Liebermann, der 1933 aus Anlaß einer Nazi-Siegesfeier den mittlerweile wohlbekannten Satz sagte: „Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte”.

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