Sonntag, 26. Februar 2023

In Memoriam "Die weiße Rose" 1943

von Grantscherben
 
 
Auszüge aus dem Flugblatt III

.."Unser heutiger "Staat" aber ist die Diktatur des Bösen. "Das wissen wir schon lange," höre ich Dich einwenden, "und wir haben es nicht nötig, dass uns dies hier noch einmal vorgehalten wird." Aber, frage ich Dich, wenn ihr das wisst, warum regt ihr euch nicht, warum duldet ihr, dass diese Gewalthaber Schritt für Schritt offen und im Verborgenen eine Domäne eures Rechtes nach der anderen rauben, bis eines Tages nichts, aber auch gar nichts übrigbleiben wird, als ein mechanisiertes Staatsgetriebe, kommandiert von Verbrechern und Säufern?" ..."Wenn aber ein Mensch nicht mehr die Kraft aufbringt, sein Recht zu fordern, dann muss er mit absoluter Notwendigkeit untergehen. Wir würden es verdienen, in alle Welt verstreut zu werden, wie der Staub vor dem Winde,..."

..."Sabotage auf allen wissenschaftlichen und geistigen Gebieten, die für eine Fortführung des gegenwärtigen Krieges tätig sind - sei es in Universitäten, Hochschulen, Laboratorien, Forschungsanstalten, technischen Büros. Sabotage in allen Veranstaltungen kultureller Art, die das "Ansehen" der Faschisten im Volke heben könnten. Sabotage in allen Zweigen der bildenden Künste, die nur im geringsten im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus stehen und ihm dienen. Sabotage in allem Schrifttum, allen Zeitungen, die im Solde der "Regierung" stehen, für ihre Ideen, für die Verbreitung der braunen Lüge, kämpfen. Opfert nicht einen Pfennig bei Strassensammlungen (auch wenn sie unter dem Deckmantel wohltätiger Zwecke durchgeführt werden. Denn dies ist nur eine Tarnung. In Wirklichkeit kommt das Ergebnis weder dem Roten Kreuz noch den Notleidenden zugute. Die Regierung braucht dies Geld nicht, ist auf diese Sammlungen finanziell nicht angewiesen - die Druckmaschinen laufen ja ununterbrochen und stellen jede beliebige Menge von Papiergeld her. Das Volk muss aber dauernd in Spannung gehalten werden, nie darf der Druck der Kandare nachlassen."

..."Aristoteles "Ueber die Politik": ..... "Ferner gehört es (zum Wesen der Tyrannis) dahin zu streben, dass ja nichts verborgen bleibe, was irgend ein Untertan spricht oder tut, sondern überall Späher ihn belauschen ....ferner alle Welt miteinander zu verhetzen und Freunde mit Freunden zu verfeinden und das Volk mit den Vornehmen und die Reichen unter sich. Sodann gehört es zu solchen tyrannischen Massregeln, die Untertanen arm zu machen, damit die Leibwache besoldet werden kann, und sie, mit der Sorge um ihren täglichen Erwerb beschäftigt, keine Zeit und Musse haben, Verschwörungen anzustiften.... "

Erster Prozess

Im Februar 2023, also genau vor 80 Jahren wurden Hans und Sophie Scholl nach ihrer Festnahme zunächst zum Wittelsbacher Palais, der Gestapo-Zentrale, transportiert und dort getrennt bis zum 21. Februar stundenlang vernommen. Hans Scholl hatte bei seiner Festnahme einen Flugblattentwurf von Christoph Probst bei sich, sodass auch dieser festgenommen und angeklagt wurde. Die Geschwister Scholl und Christoph Probst wurden vom sogenannten „Blutrichter“ Roland Freisler am Volks-gerichtshof zum Tode verurteilt. Das „gleichgeschaltete“ Gericht nannte als Gründe für dieses Urteil „Wehrkraftzersetzung“, „Feindbegünstigung“ und „Vorbereitung zum Hochverrat“. Das Urteil wurde am 22. Februar vom Henker Johann Reichhart durch das Fallbeil vollstreckt. Kurz vor der Hinrichtung sahen die Geschwister Scholl ihre Eltern ein letztes Mal.

Zweiter Prozess

Kurt Huber, Willi Graf und Alexander Schmorell wurden am 19. April 1943 in einem zweiten Prozess vor dem Volksgerichtshof ebenfalls zum Tode verurteilt. Kurt Huber und Alexander Schmorell wurden am 13. Juli 1943 im Gefängnis München-Stadelheim enthauptet

Ebenfalls angeklagt waren in diesem Zweiten Prozess Hans und Susanne Hirzel, Franz J. Müller, Heinrich Guter, Eugen Grimminger, Heinrich Bollinger, Helmut Bauer, Falk Harnack, Gisela Schertling, Katharina Schüddekopf und Traute Lafrenz.

Weitere Prozesse

Falk Harnack wurde zunächst aus „Mangel an Beweisen“ freigesprochen. Als er im Dezember 1943 erneut festgenommen und in ein Konzentrationslager gebracht werden sollte, gelang ihm die Flucht.

Andere Helfer und Mitwisser wurden in weiteren Prozessen zu Freiheitsstrafen zwischen sechs Monaten und zehn Jahren verurteilt.

Den inneren Kreis der Weißen Rose bildeten die beiden Geschwister Hans und Sophie Scholl, Alexander Schmorell, Christoph Probst, Willi Graf sowie der Universitätsprofessor Kurt Huber.
Der Widerstand bestimmter Mitglieder des studentischen Freundeskreises um die Weiße Rose war in starkem Maße christlich motiviert.


Sophie und Hans Scholl wuchsen in einem religiös wie politisch liberalen, protestantischen Elternhaus auf. Nach den Erfahrungen an der Front des Zweiten Weltkriegs und den Berichten von Freunden über Massenmorde in Polen und Russland genügten ihnen Lesen und Diskutieren allein nicht mehr. Im Juni 1942 handelten Alexander Schmorell und Hans Scholl. Die ersten vier Flugblätter wurden von Ende Juni bis Mitte Juli 1942 verfasst und anonym mit der Post an Intellektuelle im Raum München verschickt. Im Winter desselben Jahres wurde die Gruppe um Sophie Scholl und Willi Graf erweitert. Die ersten vier Flugblätter der Weißen Rose – von Hans Scholl und Alexander Schmorell verfasst – wurden im Juni/Juli 1942 mit dem Ziel verbreitet, die Bevölkerung wachzurütteln.

Die Gestapo leitete bereits im Sommer 1942 Untersuchungen zu den Flugblättern der Weißen Rose ein, die als „staatsfeindliche Bestrebungen“ gesehen wurden. Diese Nachforschungen blieben zunächst erfolglos und wurden bald eingestellt. Ab Ende Januar setzte die Gestapo wegen der erneut verteilten Flugblätter eine Sonderkommission in München ein.
Am 18. Februar kamen Hans und Sophie Scholl durch den Haupteingang in das Universitätsgebäude. Sie verteilten Flugzettel. Von der Gestappo erkannt wurden sie verhaftet und anschließend verhört - am 22. Februar wurde das Todesurteil vollstreckt.

Die Hoffnung der Weißen Rose, dass die Katastrophe von Stalingrad in Deutschland offenen Wider-stand gegen das Regime entfachen würde, erfüllte sich nicht. Die nationalsozialistische Propaganda benutzte die Niederlage im Gegenteil, um die Bevölkerung auf den „totalen Krieg“ einzuschwören. Am 18. Februar 1943, dem Tag der Verhaftung der Scholls, hielt Propagandaminister Joseph Goebbels unter dem Jubel seiner Zuhörer seine Sportpalastrede.

Bild : Sophie und Hans Scholl sowie Alexander Schmorell

Alexander Schmorell entstammte der Familie des ostpreußischen Pelzhändlers Karl-August Schmorell (1832–1902), die seit 1855 in der am Ural liegenden Stadt Orenburg ansässig war, dort Ämter in der Stadtverwaltung bekleidete und Industriebetriebe wie Brauereien und Fabriken für chirurgisches Material besaß. Seine russische Mutter Natalja Wwedenskaja war die Tochter eines orthodoxen Priesters und ließ Alexander russisch-orthodox taufen.Mit seinem Vater, dem deutschen Arzt Hugo Schmorell, emigrierte Alexander 1921 im Alter von vier Jahren nach München. Das russische Kindermädchen zog mit nach Deutschland. Sie nahm in seiner Entwicklung die Stelle der verstorbenen Mutter ein. Da sie kaum Deutsch sprach, wuchs Alexander Schmorell zweisprachig auf.

Er besuchte 1935 gemeinsam mit Christoph Probst das Neue Realgymnasium in München. Im September 1940 kam Schmorell zur Weiterführung des Studiums zurück nach München. Er wurde der 2. Studentenkompanie der Medizinstudenten (Bergmannstraße) zugeteilt, wo er Ende Juni 1941 Hans Scholl und ab Sommersemester 1942 auch Willi Graf kennenlernte. Von Mai bis Juli 1942 verfasste er zusammen mit Hans Scholl die ersten vier Flugblätter der Weißen Rose. Von Ende Juli bis Anfang November 1942 wurden Hans Scholl und sein Mitstreiter Alexander Schmorell an die „Ostfront“ abkommandiert. Ab Ende Juli 1942 nahm er, zur Feldfamulatur als Sanitätsfeldwebel in der Studentenkompanie, gemeinsam mit Hans Scholl, Willi Graf, Hubert Furtwängler und Jürgen Wittenstein am Krieg gegen die Sowjetunion teil. Schmorell vermittelte ihnen dabei ein näheres Verständnis seines Geburtslandes. Zurück aus Russland, setzte er im Wintersemester 1942/43 sein Studium in München fort.

Nach ihrer Rückkehr von der Front im November 1942 verschärfte sich der Ton der Flugblatttexte von der apokalyptischen Polemik hin zur politischen Vision: Im fünften Flugblatt, das Hans Scholl verfasst und Kurt Huber verbessert hatte, wird programmatisch von der Widerstandsbewegung in Deutschland gesprochen. Anlass für das sechste und letzte Flugblatt war der Ausgang der Schlacht von Stalingrad. Die Gruppe rief zum Kampf gegen die NSDAP auf.  

Am 24. Februar 1943, dem Tag der Beerdigung seiner Freunde, wurde er in einem Luftschutzkeller am Habsburgerplatz in München erkannt, denunziert und verhaftet. Zuvor war er zur öffentlichen Fahndung ausgeschrieben und auf seine Ergreifung eine Belohnung in Höhe von 1.000 RM (entspricht heute ungefähr 4.400 EUR.

Im November 1981 sprach die russische Auslandskirche die Neumärtyrer Russlands während der NS-Periode heilig. Eine Verherrlichung Alexander Schmorells wurde zwar nicht durchgeführt, aber er wird zusammen mit den Neumärtyrern Russlands als Märtyrer verehrt. Im Jahr 2007 beschloss die russisch-orthodoxe Kirche im Ausland die Heiligsprechung von Alexander Schmorell; der Festakt zur Heiligsprechung fand am 4. Februar 2012 in der Münchner Kathedralkirche statt. Der Gedenktag des hl. Alexander von München in der Liturgie ist der 13. Juli. Im russischen Orenburg vergibt die Stiftung Weiße Rose jährlich Alexander-Schmorell-Stipendien an vier Studenten, seit dem 24. Dezember 2013 ist dort eine zentral gelegene Parkanlage nach Alexander Schmorell benannt.


Christoph „Christl“ Probst war der Sohn einer relativ wohlhabenden Familie. Durch seinen Vater, den promovierten Chemiker Hermann Probst (1886–1936), lernte er kulturelle und religiöse Freiheit kennen und schätzen.
Von Christoph Probst stammte der Entwurf für das siebte Flugblatt:

..."Heute ist ganz Deutschland eingekesselt, wie es Stalingrad war. Sollen dem Sendboten des Hasses und des Vernichtungswillens alle Deutschen geopfert werden? Ihm, der die Juden zu Tode marterte, die Hälfte der Polen ausrottete, Rußland vernichten wollte, ihm, der euch Freiheit, Frieden, Familienglück, Hoffnung und Frohsinn nahm, das soll, das darf nicht sein! Hitler und sein Regime muß fallen, damit Deutschland weiterlebt.“


( Bericht in der Salzburger Zeitung vom 24. Februar 1943 )

..."Der Volksgerichtshof verurteilte am 22. Februar 1943 im Schwurgerichtssaal des Justizpalastes in München den 24 Jahre alten Hans Scholl, die 21 Jahre alte Sophia Scholl, beide aus München, und den 23 Jahre alten Christoph Probst aus Aldrans bei Innsbruck wegen Vorbereitung zum Hochverrat und wegen Feindbegünstigung zum Tode. Das Urteil wurde am gleichen Tag vollzogen.“

Probst war verheiratet mit Herta Dohrn und Vater von drei Kindern.

Willi Graf wurde am 2. Januar 1918 als drittes Kind der Eheleute Anna Graf und Gerhard Graf  geboren. Die Eltern waren beide bäuerlicher Herkunft, katholischen Glaubens und stammten aus dem Rheinland. Im April 1942 wurde seine Studentenkompanie nach München abkommandiert. Als Mediziner kam er an der dortigen Universität in Kontakt mit der Widerstandsgruppe Weiße Rose, der auch seine Kommilitonen Hans und Sophie Scholl angehörten. Er wurde aktives Mitglied der Widerstandsgruppe.

Kurt Ivo Theodor Huber war ein deutscher Musikwissenschaftler, insbesondere Volksmusikforscher, Philosoph, Psychologe und intellektueller Widerstandskämpfer der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ gegen das nationalsozialistische Regime.

(sämtliche Angaben stammen aus der Wikipedia)


 

4 Kommentare:

  1. Zugegeben: Es war ein Verbrechen und - noch schlimmer! - eine Dumheit, diese naiven Pazifisten umzubringen.
    Aber wie wäre es ihnen im ach-so-freien und edlen England ergangen? Da wurde auch schnell aufgehängt, wer für demn Feind zuarbeitete. Das Mindeste dort wäre die Einweisung in ein KZ gewesen; das ging schon bei Verdacht.
    Warum wohl floh der liebenswerte Stefan Zweig, trotz englischem Paß, aus England?

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  2. Nicht nur wegen Alexander Schmorell, den den russisch-orthodoxen Glauben angenommen hatte, sondern wegen der gesamten christlich-abendländischen Gesinnung dieser Gruppe an hoffnungsvollen jungen Leuten, gibt es gar keinen Zweifel, auf welcher Seite diese wunderbaren Menschen heite stehen würden: Für Russland und die Rettung des Abendlandes, und gegen den Westen (und leider auch die westliche Kirche), der das alles erfolgrich zerstört.
    R.I.P Weiße Rose.

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  3. "... gibt es gar keinen Zweifel, auf welcher Seite diese wunderbaren Menschen heite stehen würden ..."

    Die letzten Mitglieder der Weiße Rose, die ich kennenlernen durfte, waren bei den REP in Stuttgart und man ließ sie deswegen nicht in einen ökonomischen Gemeindehaus "Weiße Rose" auftreten. Welche Dreckschristen es doch gibt!

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    1. Ja, die westlichen „Christen“ sind größtenteils Verräter. Wie sollen sie es auch nicht sein, wenn man sich die verkommene westliche Kirche anschaut. Das wahre Rom liegt schon lange in Moskau.

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