Samstag, 12. Januar 2019

ABC

von Fragolin

Heute nochmal ein kleiner Rückblick auf den Fall mit dem verletzten Bürgermeister von Altena.

Am Anfang mal die offensichtliche und in einigen medialen Randnotizen erwähnte Wahrheit: Der Täter war in einer verzweifelten Situation. Er lebte im wirtschaftlichen Ruin, also jenem Zustand, den die Antifa jedem Andersdenkenden wünscht und gelegentlich auch vermittelt. Inwiefern er das hätte aus eigener Kraft ändern können und nur zu unfähig, zu depressiv oder zu unmotiviert war, etwas dagegen zu unternehmen, weiß ich nicht. Ist auch zweitrangig.
Er stand vor der Delogierung, man hatte ihm bereits Strom und Wasser abgedreht. Und das in einer Stadt, die leerstehende Wohnungen (die es dort ausreichend gibt) an Einwandernde respektive „Flüchtlinge“ vergeben hat, die auch nichts dafür bezahlen und denen Strom und Wasser geschenkt wird. Weil man sie ja nicht verdursten lassen kann.
Den Einheimischen aber sehr wohl.
Dass man diesem Mann mit der Parole, die Menschlichkeit gebiete Hilfe, klar gemacht hat, dass er, dem man diese Hilfe verwehrt, also kein Mensch für die Politik ist, haben die Abgehobenen bis heute nicht realisiert.

Gibt das die Legitimation für einen Mordversuch? Nein, aber eine erste Erklärung der Lage.
Den Mordversuch gab es nämlich nicht.
Es gab eine Drohung. Und zur Unterstreichung der Drohung hielt der Täter dem Bürgermeister das Messer an den Hals. Der Dönerbudenbesitzer entwand ihm das Messer, es rutschte ab und gab einen kleinen Ritz in der Haut, der mit einem Pflaster versehen wurde und fertig. Man muss sogar hinterfragen, ob das Eingreifen des Besitzers nicht sogar erst zur Verletzung geführt hat, aber das ist irrelevant, weil in dieser Situation eine vollkommen verständliche Reaktion. Und der Ritz eigentlich kaum der Rede wert. Die Drohung, der psychische Schock, mit einer Waffe am Leben bedroht zu werden, bleibt.
Und das war auch die eigentliche Straftat.
Doch was wurde daraus?

Andreas Hollstein hat einen Integrationspreis bekommen – und ein Messer in den Hals.“
So posaunte der „Tagesspiegel“ in einem reißerischen Artikel.
Dann zieht er ein Messer und stürzt auf Hollstein“, fabuliert man weiter und muss auch noch die Heldentat der türkischen Lebensretter beschreiben, ohne die der Spaß nur halb so korrekt wäre.
Am Abend ziehen sie mit einer Lichterkette durch die Stadt, 400 alte und neue Altenaer, die sich an den Händen halten.“
Polemik kann nicht schaden, der Tagesspiegel lebt davon...

Aber es ist ja nicht so, dass sich das der Tagesspiegel alles aus den eigenen Fingern gesogen hat. Da haben auch die Behörden und der Bürgermeister selbst ordentlich die Trommel gerührt. Auf „t-online“, dem größten Portal der Ströer-Gruppe, deren Aufsichtsratsvorsitzender ein alter McKinsey-Kämpfer ist (in diesen Kreisen scheint eine Art Karriere-Inzucht zu herrschen), einem immer gerne willfährigen Verlautbarungsorgan derer Vertragspartner aus dem politischen Bereich, verlautbart aus Kreisen der Polizei und Staatsanwaltschaft auf Geheiß der Wahrung des Narrativs:
Die Polizei geht davon aus, dass der Angriff politisch motiviert war.“
Die Polizei konnte das mit einer so hohen Geschwindigkeit feststellen, dass sie ihren eigenen Erkenntnisstand mit wehenden Wimpeln überholt hat. Nachträglich hat sich eben herausgestellt, dass es nicht so ist.
Hollstein sei Opfer geworden, weil er durch besonderes Engagement für Flüchtlinge in Erscheinung getreten ist, sagte der Leiter des Staatsschutzes, Andre Dobersch, in Hagen.“
Komisch, da wird der Leiter einer Ermittlungsbehörde gefeuert, weil er die Wahrheit sagt, und ein anderer, der offensichtlich gelogen hat (ich lese da nichts von „mutmaßlich“, man hat festgestellt und verurteilt, wie es passt, also einfach gesagt, was ist, so dass genau das ist, was gesagt wurde – egal, ob es irgendwo die Realität streift.) bleibt seelenruhig im Amt. Lerne: es kommt nicht auf den Wahrheitsgehalt an, sondern auf die Kompatibilität mit der Herrschermeinung.
Die Staatsanwaltschaft beantragte einen Haftbefehl wegen versuchten Mordes. Er habe in Tötungsabsicht und aus niederen Beweggründen gehandelt, sagte ein Sprecher.“
Auch hier: kein mutmaßlich. Obwohl es eine Fehleinschätzung war und die Staatsanwaltschaft die Mordanklage zurückziehen musste, weil es eben keine Tötungsabsicht und keine niederen Beweggründe und auch keine politischen Absichten gab.
Aber man lieferte den Medien genau das Futter, das in die politische Agenda passte.
Laut Staatsanwaltschaft fügte der 56-jährige Attentäter dem Bürgermeister eine rund 15 Zentimeter lange Schnittwunde am Hals zu.“
Die er dann mit einem etwa 5 oder 6 Zentimeter großen Pflaster komplett überklebte.
Man beachte die Quelle dieser alternativen Fakten: die Staatsanwaltschaft.
Der Mann sei mit 1,1 bis 1,2 Promille alkoholisiert gewesen und habe in der Vergangenheit psychische Probleme gehabt.“
Aber die falsche Nationalität (fast hätte ich gesagt „Stoßrichtung“), also gilt das nicht und wird auch nicht weiter erwähnt.

Die „Wolfsburger Allgemeine“, die sich brüstet, „Partner im Redaktionsnetzwerk Deutschland“ und damit auf der sicheren Seite der Wahrheitsbewahrer und Fäknjuhsbekämpfer zu sein, titelt:
Der Hass und das Attentat auf den Bürgermeister“
Darunter werden die alternativen Fakten der Behörden wiedergekäut.
An der linken Seite seines Halses klebt ein großes weißes Pflaster, darunter klafft eine 15 Zentimeter lange Schnittwunde...“
...wie erwähnt vollkommen bedeckt von einem viel kleineren Pflaster. Aber wer kennt sich schon mit diesen Maßeinheiten aus? Dezimeter,Zentimeter, Millimeter, Nanometer – alles das Gleiche, oder?
Und:
Wieder ist ein Kommunalpolitiker wegen seiner flüchtlingsfreundlichen Haltung zum Ziel von Hass und Gewalt geworden.“
Nein.

Aber die Tatsache, dass der Täter sich darüber aufregt, dass die Stadt ihm Strom und Wasser abdreht, aber wildfremden Leuten all das großherzig schenkt, wird in der „Süddeutschen“ in gewohnter Optimierung der Fakten zu:
Als Motiv für seine Tat nannte er die Flüchtlingspolitik des Bürgermeisters, dieser hatte mehr Geflüchtete in der Stadt aufgenommen als laut Verteilschlüssel nötig.“
Nein, nannte er ganz offensichtlich nicht. Mit keinem Wort. Und ich gehe jede Wette ein, dass der gar nicht wusste, welche Zahl in welchem „Verteilschlüssel“ steht.
Aber auch der Herr Bürgermeister selbst holte, angeblich halbtot gestochen, sofort auf einer PK zu einem polemischen Rundumschlag aus; man muss das Wasser auf die Bohnen kippen, solange es noch kocht.
Dieser (Anm.: der Angreifer) sei lediglich ein Werkzeug. Verantwortlich für die Gewalt und die Verrohung der Gesellschaft seien jene, die Hass säten, besonders in den sozialen Medien. Dieser sickere dann in "simple Gemüter" ein; dazu zähle er auch den Angreifer.“
Verantwortlich für diesen Akt der Gewalt war aber die Verzweiflung eines Menschen, der nicht in den Genuss der liebevollen Versorgung durch die Stadt kam, bei anderen aber zuschauen musste, wie man dafür sorgte, dass es ihnen an nichts mangele. Anstatt das „simple Gemüt“, das offensichtlich nicht in der Lage ist, sein Leben in den Griff zu bekommen, zu unterstützen, wird es rausgeschmissen.
Man rettet den Fernsten und lässt den Nächsten fallen. So macht man sich eben keine Freunde.

Die „Lokalstimme“ verdrehte den Sinn der Aussage folgendermaßen:
Als Grund für den Angriff sollen die zusätzlich freiwillig aufgenommenen Flüchtlinge von dem Täter genannt worden sein.“
Falsch. Wissen wir schon.

Okay, was hat dieses geschehen von vor mehr als einem Jahr mit heute zu tun?
Ganz einfach, ich wollte nochmal aufzeigen, wie das damals lief: Es wurde eine zweifellos verdammenswerte Aktion eines Verlierers vom untersten Rand der Gesellschaft zu einem Mordversuch aufgebauscht, es wurde aus einem kleinen Hautkratzer eine gigantische Wunde mit der Länge des halben Halsumfangs, das Messer berührte nicht kurz den Hals bei dem Versuch, es abzuwehren, sondern wurde tief in den Hals gerammt, das Motiv war Fremdenfeindlichkeit und Hass gegen jemanden, der ein gutes Herz für Flüchtlinge hat und nicht einfach nur Wut auf den Vertreter jener Stadt, die dem Angreifer gerade Strom und Wasser abgedreht hatte, um sie Fremden zu schenken – eine Märchenstunde ohnegleichen.
Niemand, absolut niemand in den Redaktionsstuben der Medienhäuser die größer sind als kleine Blogger-Keller kam auf die Idee, die Angaben zu bezweifeln, zu hinterfragen oder gar, nachdem man eindeutig sehen konnte, dass zum Glück nichts Gröberes passiert war, zu Relativieren, Abzuwiegeln oder gar das Ganze als kleinen Unfall schönzureden.

Und jetzt kommen wir zu Bremen.
Im Gegensatz zu Hollstein, der kurz nach der Tat quietschfidel mit einem kleinen Pflaster bei einer Pressekonferenz erschien, wurde Magnitz mit geschwollenem Auge und mehreren großen Platzwunden am Kopf gefunden. Es kursierte kurz eine Geschichte von irgend einem Bauarbeiter, der ein Kantholz gesehen haben wollte (und die Platzwunde am Kopf sah auch passend aus) und natürlich wurde sofort von einem Mordversuch ausgegangen.
Allerdings nur von seinen Parteikollegen von der AfD.
Der Rest sah „nur“ eine Gewalttat, die zwar nicht ausdrücklich begrüßt wurde, aber von vielen Seiten irgendwie schon hämisch als wohlverdient dargestellt. Und jetzt kreisen alle Medien nur noch um ein Thema, und die Behörden sekundieren ungewöhnlicherweise mit dem Video einer Überwachungskamera, nämlich dass doch eigentlich alles viel harmloser war und schon fast nur noch wie ein Unfall, ein Hoppala aussieht, das die bösen Rechten eben nur „instrumentalisieren“ wollen.

Man beachte die unterschiedliche Berichterstattung. In beiden Fällen eine Körperverletzung, in beiden Fällen ein Politiker das Opfer. Bei dem einen wird dramatisiert und politisiert, bei dem anderen abgwiegelt und relativiert. Man stelle sich vor, ein Gauland hätte zu Hollstein gesagt: Naja, wenn man Fremde hätschelt und Einheimische auf die Straße wirft, dann hat das schon mal Konsequenzen. Kopfkino vom Feinsten.

Geben wir den Medien noch drei Tage, und dann erfahren wir wahrscheinlich, dass das Ganze nur ein Unfall war und der Vermummte herbeispringen wollte, um dem alten mutmaßlich alkoholisierten Nazi zu helfen; ja, so wurde sogar Schlimmeres verhindert. Der als "Angreifer" Denunzierte sollte die Lebensrettermedaille bekommen.
Nein, das ist keine Ironie.
Das ist Sarkasmus.
Der Wein, mit dem man die Realität in Merkeldeutschland schlucken muss, damit man nicht daran erstickt, wird täglich saurer.

Um das im Titel angedeutete ABC voll zu bekommen und noch etwas Essig in den Wein nachzukippen, nach Altena und Bremen noch ein Hinweis auf Chemnitz.
Was war da passiert?
Nazihorden, die durch die Stadt marodieren?
Hetzjagden auf Ausländer?
Eine Eskalation rechter Gewalt gegen die selbstgefühlte „Zivilgesellschaft“ und ihre Neumitglieder, die nur durch fröhliches Ansingen der Rassisten durch tolerante Antifaschisten gebannt werden konnte ?
All das wurde kolportiert, all das wurde wochenlang bis zum polemischen Exzess des „Nazilandes Sachsen“ hochstilisiert.
Aber genau das fand nicht statt. Außer dem fröhlichen Ansingen mit menschenverachtendem Hassgegröle.
Das Einzige, was wirklich stattfand, war ein brutaler Mord, begangen von seit Monaten durch die Stadt marodierenden und Einheimische anpöbelnden und jagenden „Geflüchteten“.
Erinnert sich noch jemand?
Weiß das noch jemand in den Redaktionsstuben?
Erstaunlich, wie sich Fakten niederbrüllen lassen, bis man sie im Getöse vergisst.

4 Kommentare:

  1. Die weisungsgebundenen Angela-Justizbüttel funktionieren längst wieder so regimekonform und führerbefehlgehorsam wie die Freislers unter Adolf. Scheint ein typisch deutscher Gendefekt zu sein.

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  2. Werter ABC-Schüler,
    das hat mit Deutsch nichts zu tun, das funzt weltweit in allen Diktaturen so. Es sind Beamte. Und Beamte stehen immer auf der Seite der Herrschenden.
    Merkel hat mit Maaßen allen Beamten ein leuchtendes Beispiel gegeben, was ihrer Karriere passiert, wenn sie nicht exakt nach Vorgabe der Regentin handeln. Das wirkt, immer und überall. Opportnunismus gehört zum Berufsbild.
    Wer jemals glaubte, Beamte würden sich auf die Seite der Aufständischen oder Aufmüpfigen stellen, der hat den Beruf nicht verstanden. Beamte, die mit dem System nicht können, die gehen.
    MfG Fragolin

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  3. @Fragolin:

    War das jetzt eine Apologie des Beamtentums und wie Beamte ticken?
    Oder ein Plädoyer dafür, dass das Beamtentum abgeschafft gehört?

    Beide Lesarten sind denkbar.

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  4. Werter Wilhelm,
    ein Staat wird immer Angestellte brauchen und einige davon auch vor Willkür schützen müssen. Also nein, das Beamtentum muss nicht abgeschafft werden. Zumindest nicht in jedem Bereich, denn ausufern darf es auch nicht.

    Man muss verstehen und akzeptieren, dass Beamte immer und überall am Ende des Tages sich entweder mit dem herrschenden System arrangieren oder ihren Job aufgeben. Sie sind auch dann Vertreter des Staates, wenn dieser gerade aus dem Ruder läuft wie in Deutschland.

    Wenn man sich gegen die Herrschenden stellt, stellt man sich auch gegen deren Beamte. Das ist weder wertend noch anklagend gemeint, sondern eine reine Feststellung.
    Man muss ja auch die Position der Beamten verstehen. Wie gesagt: Opportunismus gehört zur Stellenbeschreibung. Wer mit den Wölfen frisst, muss mit den Wölfen heulen.
    MfG Fragolin

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