Dienstag, 19. Juni 2018

Fake News

von Fragolin

Der Almsascha hat mal wieder seine Weisheiten aus dem nikotingebräunten Gehege seiner Dritten plautzen lassen, und es war erhellend wie immer, auf welcher niedrigen Wellenlänge da die Funkstation sendet.

Der Bundespräsident stellte den Begriff der Freiheit als einen, „der Europa geprägt hat wie kein anderer“, in den Mittelpunkt seiner Überlegungen.“

Ein marxistischer Grüner, der sich Gedanken über Freiheit macht, das hat was. Aber was soll‘s, Amtskollege Erdogan philosophiert ja auch gerne über Demokratie, so hat jeder sein Hobby. Man muss den Begriff ja nicht zwangsweise so verwenden, wie er mal gemeint war.

Diese Freiheit bedeute auch „die Freiheit zu wissen, auf welcher Grundlage unsere Meinung und letztlich unser Bewusstsein gebildet wird“.“

Aber das wissen wir doch! Bei jeder Zeitung ist die Blattlinie bekannt. Falter = linksextrem. Standard = links. Kurier = bürgerlich-links. Presse = liberal, Krone = da wo die meisten Leser sind. Und alle schreiben von der APA ab, die unter der Fuchtel des ORF steht, und ORF ist links/grün durchgefärbt. Man zitiert als verlässliche Quelle die „Syrische Beobachtungsstelle“, über die man nur googeln muss und weiß, dass es eine politisch motivierte, Assad-feindliche Propaganda erzeugende Fake-Schleuder ist. Saschalein, wenn man wissen will, wer die Quellen sind, erfährt man es auch, und zwar ruckzuck und umfassend, aber leider meist nicht bei denen, die diese Quellen verwenden.
Auf den Blödsinn, die Meinung würde das Bewusstsein formen, gehe ich jetzt mal nicht ein, das ist die Ideologie von Menschen, die glauben, das Tragen einer Brille mache intellektuell oder der Verzicht auf Rasur und Zahnpflege wirke bei alten Männern charmant.

Soziale Medien gefährden diese Freiheit“

Ah, ja. Daher weht der Wind.
Abgesehen davon, dass es keine sozialen Medien gibt. Es gibt soziale Netzwerke; die sind zwar keine, heißen aber so, um die Leute darüber zu täuschen, dass es sich um Datenkraken handelt, deren einziger Daseinszweck das Anhäufen von Daten ist, mit deren Auswertung sich die Konzerne dumm und blöd verdienen. Inwiefern gefährden Facebook, Twitter und wie diese ganzen Webkloaken so heißen, jetzt die Freiheit?

Diese Freiheit sieht Van der Bellen bedroht, etwa durch „die sogenannten Algorithmen, die etwa bei Facebook bestimmen, welche Nachrichten wir wann zu sehen bekommen“.“

Ah, ja, die „sogenannten“ Algorithmen, das sind so geheimnisvolle Geheimwaffen der „sozialen Medien“, die durch das Internetz wabern und manipulieren...
Nein, ich will nicht zu sarkastisch werden. Wenn ich bei Van der Bellen annehmen würde, dass der überhaupt begreift, wovon er spricht, müsste ich ja anfangen, ihn ernst zu nehmen, und die Grundlage dafür hat er sich bei mir schon lange selbst weggelabert. Nein, der quatscht einfach nur. Da sind also sogenannte Algorithmen, die bestimmen, welche Nachrichten wir wann zu sehen bekommen.

Das „Wann“ ist nonsens, das „Welche“ passt bedingt. Die Auswertungsprogramme erstellen nämlich ein Persönlichkeitsprofil des Nutzers und vergleichen das mit Millionen anderer Profile und leiten daraus eine Wahrscheinlichkeit ab, welche Themen man besonders interessant finden könnte. Zu mehr sind Algorithmen nicht in der Lage; es sind Statistikprogramme. Menschen, die das und das gelesen haben, interessierten sich auch für… Sowas in der Richtung eben. Es wird also nicht bestimmt, welche wir zu sehen bekommen, denn zu sehen bekommen wir alle, sondern es wird bestimmt, welche uns besonders empfohlen werden, und wir können dieser Empfehlung folgen oder eben nicht, und uns andere Meldungen suchen.

Vieles deute darauf hin, „dass diese Unternehmen durch ihre intransparenten Algorithmen alles fördern, was Kontroverse, was Aufregung, was Polarisierung erzeugt. Das Ausgleichende, Differenzierte, Sachliche wird ausgeblendet“, weil die Konzerne dadurch mehr Aufmerksamkeit erreichen und letztlich mehr Geld verdienen wollten.“

Was ist das „Vieles“, das darauf hindeutet? Hat der Sascha da irgendwelche stichhaltige Gerüchte, oder was?
Nochmal, diese Algorithmen erstellen eine statistische Wahrscheinlichkeit und fertig. Sie treffen keine Entscheidung über die inhaltliche Wirkung eines Artikels sondern über die thematischen Überschneidungen. Die inhaltliche Wirkung hängt nämlich viel mehr davon ab, wie ein Artikel formuliert wird, und das erledigen keine „intransparenten Algorithmen“ sondern meist ideologisch eingebunkerte Schreiberlinge.

Nehmen wir doch zum Vergleich einmal die „nicht-sozialen“ Medien her, ich weiß ja nicht, welche Bezeichnung unser First Smoker da präferiert. Dort sind es keine „Algorithmen“, die Themen empfehlen, sondern Menschen aus Fleisch, Blut und indoktriniertem Hirn, die nicht nur eine Vor- sondern generell eine Auswahl treffen, was genau sie dem Medienkonsumenten jetzt auftischen werden. Die suchen aus, berichten, und der Rest wird verschwiegen, taucht erst gar nicht als Information auf. Was nicht in der Zeitung steht, das ist auch nicht passiert.

Und ich weiß nicht, ob es dem Sascha schon mal jemand gesagt hat, sonst müsste ich glatt der erste sein, von dem er es erfährt, und das würde ich doch für eine Bildungslücke geradezu präsidialer Größe und Weite halten: Medienunternehmen fördern grundsätzlich das Kontroverse, das Aufregung und Polarisierung erzeugt und blenden das Ausgleichende, Differenzierende und Sachliche weitgehend aus, weil, und jetzt kommt der Hammer, die geradezu biblische Erkenntnis für einen Marxisten und Realitätskreativisten, Zettel raus Sascha und schreib dir das mit: weil diese Medien dadurch mehr Aufmerksamkeit erreichen und letztlich mehr Geld verdienen wollen!
Ha!
Die wollen Geld verdienen!

Und wenn das über Doppelseiteninserate der ÖBB oder der ASFinAG quersubventioniert wird, um nicht gleich aus der SPÖ-Kasse zu fließen, ist denen das auch egal. Aber Kohle gibt es nur, wenn man Menge erreicht. Also wird Propaganda im Sinne der Hauptinserenten und Empörungsmaterie im Sinne der Hauptklientel abgesondert. Schlagzeilen sollen Clickbaits sein. Inhalte müssen die Klientel bedienen. Wie im „Standard“, wenn dort ein „neutraler Experte“ die letzten Beschlüsse der bösen neoliberal-faschistischen Regierung in Grund und Boden stampft, der sich nach kurzer Recherche als strammer Genosse und Mitarbeiter der SPÖ entpuppt. Gerade, dass ihm der Kern noch keine Pizza geliefert hat.

So, lieber Alex, sieht die Freiheit aus zu wissen, auf welcher Grundlage unsere Meinung und letztlich unser Bewusstsein gebildet wird.
Um was sind da kalte Algorithmen datensammelnder virtueller Litfaßsäulen, die thematische Empfehlungen ausspeiben, gefährlicher für die Freiheit der Information als ideologisch durchwucherte, von Parteien und finanzstarken Interessenten gelenkte Massenmedien? Um was ist eine von Journalisten mit politischer Agenda gelenkte Informationsversorgung besser als eine von Maschinen getroffene Vorauswahl? Die zweite kann ich umgehen, weil sie nur vorfiltert, die erstere nicht, denn sie filtert nicht vor, sondern aus.

Aber damit haben Grüne und Marxisten ja noch nie ein Problem gehabt, dass Menschen die Macht über Information haben – zumindest solange sie selbst und ihre verlängerten Parteibüros diese Menschen sind.

Die von ihm geforderte „Wiedererlangung der Freiheit, uns unsere Meinung auf Basis von Fakten und nicht Fake News zu bilden“, so Van der Bellen, werde aber nicht von Einzelstaaten erreicht werden, sondern nur „durch eine Europäische Union und der Kraft und dem Willen der Vielen“.“

Hä?
Merkt das jeder?
Bitte nochmal durchlesen, langsam und mit Bedacht, und dann einfach mal zu Ende denken, was der Typ da absondert.

Erstens: eine Freiheit, die man wiedererlangen muss, ist jetzt nicht vorhanden, sonst müsste man sie ja nicht – okay, alles klar. Wir haben im Moment also keine Freiheit, uns unsere Meinung auf Basis von Fakten und nicht Fake News zu bilden. Wir sind gezwungen, Fake News zu konsumieren. Aber nicht etwa, weil Propagandaschleudern uns mit vorgekauter Meinung bombardieren, sondern weil in sozialen Medien, in denen höchstens Algorithmen Themen zuordnen, grundsätzlich nur Fake News im Sinne übler geldgeiler Konzerne verbreitet werden.

Dass die Artikel in den sogenannten „sozialen Netzwerken“ aber gar nicht von diesen Konzernen sondern auch wieder von Medienhäusern, aber auch von privaten Leuten, Augenzeugen, Hobby-Journalisten kommen, interessiert unseren Präsidenten der Herzen nicht mehr. Begreift er es nicht? Dann wäre er wirklich zu unterbelichtet für sein Amt. Und wenn er es doch begreift, aber nicht anspricht, dann kann es nur daran liegen, dass ihm diese Quellen ein Dorn im Auge sind: Privatpersonen. Es geht gegen Poster, gegen Blogger, gegen Hobby-Journalisten, auf eigene Faust recherchierende Neugierige. Jeder soll nur noch den vorgekauten Agenturfraß aus den Meinungsschmieden vorgesetzt bekommen und widerspruchslos als die Eine Wahrheit schlucken. Unter dem Vorwand der Freiheit will er offenbar genau jene verfassungsmäßig zugesicherte Freiheit, sich nämlich aus allen Quellen zu unterrichten um sich eine Meinung zu bilden, untergraben und einschränken. Wenn das der Fall ist, wäre er nicht nur ungeeignet für sein Amt sondern würde dort sogar verfassungsfeindliche Ideen ausbrüten. Ich gehe mal davon aus, dass das nicht der Fall ist, also bleibt doch nur der Schluss, es einfach nicht mit der hellsten Kerze in Gottes Kandelaber zu tun zu haben.

Zweitens: Das Verhindern der Verbreitung nicht durch Massenmedien vorgefilterter Informationen soll nicht nur in Einzelstaaten durchgesetzt werden sondern gesamteuropäisch, also per EU-Knüppel. Kein Deutscher soll an der Maas-Stasi vorbei aus Holland oder Österreich bloggen können, kein Österreicher sich erdreisten, ungefilterte Fakten von Ungarn aus zu verbreiten. Niemand darf mehr etwas äußern, denn das sind alles und ausnahmslos, siehe oben, Fake News.

Fake News, dieser Begriff wird aufgeblasen zu einem Popanz, wie eine Monstranz vor dem Zug der Lemminge hergetragen, der sich aufmacht zur Beerdigung der Informationsfreiheit, die, Treppenwitz der Geschichte, im Namen der Freiheit auf Information geschächtet und verscharrt werden soll. Europaweit.

Toll, was wir für einen Präsidenten der Herzen haben. Macht sich stark für die Freiheit der Frauen, auf seine Empfehlung hin alle Kopftücher tragen zu müssen und stark für die Freiheit auf Information, die nur noch aus zertifizierten Redaktionsstuben ausgegeben werden darf. Irgendwie hat der Sascha was vom Faymann; von dem hat man auch immer wieder lange Zeit nichts gehört, und wenn er dann mal etwas gesagt hat, hat man sich jedesmal hinterher gedacht: Ach hättest du doch einfach die Klappe gehalten!

1 Kommentar:

  1. Danke. Mir sind ähnliche Gedanken durch den Kopf gegangen, als ich den Obersmoker gehört habe. Er hat sich komplett in seinen wirren Gedankengänge verheddert. Wie hat er es jemals zum Universitätsprofessor bringen können?

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