Mittwoch, 12. Juli 2017

Paula Grogger



... erblickte heute vor 125 Jahren, am 12. Juli 1892, zu Öblarn in der Obersteiermark das Licht der Welt, wo sie auch im Alter von 91 Jahren am Neujahrstag 1984 verstarb. In meiner Jugendzeit waren ihre Romane, allen voran ihr nie wiederholter großer Erstlingserfolg »Das Grimmingtor«, häufig und gerne »für die reifere Jugend« geschenkte und gelesene Werke. Inzwischen hat freilich der allgegenwärtig grassierende Antifantismus entdeckt, daß sie 1938 in einem »Bekenntnisbuch deutscher Dichter« dem Führer »gehuldigt« habe (warum wirft eigentlich keiner einem Scholochow oder Prokofjew vor, mit irgendwelchen Werken Stalin »gehuldigt« zu haben ...?), wenngleich das über die Schriftstellerin von der Gestapo eingeholte Gutachten als aus NS-Perspektive schlichtweg desaströs zu bezeichnen war, wie selbst die deutsche Wikipedia zuzugeben genötigt ist:
Für die nationalsozialistische Idee hat sie niemals etwas übrig gehabt und auch nichts dazugetan, um den Volkskampf in Oesterreich zu Gunsten Großdeutschlands zu entscheiden. [...] Es ist eine Sache aus Berlin bekanntgeworden, wonach sie in der illegalen Zeit bei einem Berliner Aufenthalt Gelegenheit gehabt hätte, dem Führer vorgestellt zu werden, was sie aber ablehnte. [...] Sie hat bis heute nichts Positives zum Nationalsozialismus beigetragen.
So eine Beschreibung war etwa so  hilfreich, wie die Bezeichnung als »Klassenfeind« unter Stalin ... Im Ständestaat wie auch der Zweiten Republik wurde sie durch hohe Ehrenzeichen ausgezeichnet, ich erinnere mich an eine Veranstaltung zu ihren Ehren (es dürfte sich um den 85. Geburtstag der Autorin gehandelt haben), bei der meiner Erinnerung nach der damalige Bundespräsident Kirchschläger — immer wieder durch launige Zwischenrufe der Jubilarin unterbrochen — bedauerte, ihr aus diesem Anlaß keine weitere staatliche Ehrung verleihen zu können, da sie ohnehin schon alles davon habe, was man in ihrer Stellung bekommen könne ...

Die Romane (die ich, zugegeben, nur zum Teil gelesen habe) fand ich zwar gekonnt und originell geschrieben, doch sprachen sie mich weitaus weniger an als ihre Autobiographie »Späte Matura«, die berührende Schilderung einer aus ländlich-bürgerlichen Verhältnissen stammenden frommen jungen Frau, die sich ihren Weg zur Schriftstellerin in den Nöten des Ersten Weltkriegs und der folgenden Nachkriegszeit mit Hyperinflation und Hungersnot mühsam erarbeiten und erkämpfen mußte.

Die Schriftstellerin ist sicherlich eine steirische Lokalgröße geblieben, und auch über sie ist der Lauf der Zeit hinweggegangen wie über viele andere. Dennoch — wer in die herbe Naturwelt des Grimming


und seiner Bevölkerung eintreten will, wird mit Groggers »Bestseller« (der ihr immerhin den Bau des heute als Museum dienenden Grogger-Hauses finanzierte) eine ebenso anregende wie qualitätvolle Lektüre finden.


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