Sonntag, 1. März 2015

Aus der Geschichte lernen wir, daß wir aus der Geschichte nichts lernen

Kollege Bellfrell illustriert diesen Satz in einem Artikel über die Entstehung des Romans »Die vierzig Tage des Musa Dag«:
Wir schreiben 2015 und dennoch meint man, es gleiche fast ums Haar 1915. Krim, Ukraine, Wirtschaftskrisen, Völkermord und Christenverfolgung. Auf Wikipedia lese ich über die Entstehungsgeschichte von Franz Werfels Roman “Die 40 Tage des Musa Dagh”:
»..Im Jahre 1929 reiste Franz Werfel mit Alma Mahler über Kairo nach Jerusalem und weiter nach Damaskus. Ihr Führer zeigte ihnen die großartigen Moscheen der Stadt und die Kaufhäuser. So gelangten sie schließlich auch in die größte Teppichweberei der Stadt. Bei der Führung durch das große Anwesen bemerkten sie überall ausgehungerte Kinder, die Hilfsarbeiten verrichteten. Auf ihre Frage an den Fabrikbesitzer antwortete dieser: „Ach diese armen Geschöpfe, die klaube ich auf der Straße auf und gebe ihnen zehn Piaster pro Tag, damit sie nicht verhungern. Es sind die Kinder der von den Türken erschlagenen Armenier. Wenn ich sie hier nicht beherberge, verhungern sie, und niemand kümmert sich darum. Leisten können sie ja nicht das geringste, sie sind zu schwach dazu“  
Lesenswert. Nachdenkenswert. Und höchst beklemmend, wenn man zur bitteren Conclusio Bellfrells kommt:
Der Unterschied zum letzten Jahrhundert ist vielleicht der, daß man in ein paar Jahren nicht wird sagen können “davon haben wir ja nichts gewußt” – denn diesmal sieht die ganze Welt live, via Medien und vor allem Internet zu.
Diesmal ist es Voyeurismus vom Feinsten und gleichzeitig Paralyse, Hilflosigkeit und Untätigkeit.
Voyeurismus der TV-Couch-Potatoes, gepaart mit dem machiavellistischem Zynismus der Regisseure der »Zweiten Chance« — das ist in der Tat eine Mischung »vom Feinsten«, gegen die die brutale Abschlachtung der Armenier vor hundert Jahren noch wie ein unbeholfener Archaismus wirkt ...

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