Samstag, 9. August 2025

Die Impertinenz einer Stadtverwaltung

von Helmut
 
 
Es hat ja im entfernten Sinne etwas mit dem bereits weiter unten veröffentlichten Artikel zu tun (Relationen – Unterschiede der Menschen), aber trotzdem geht es hier um etwas anderes, weshalb ich das als extra Faden eingestellt habe.

Worum gehts:

Bei der Sitzung des Gemeinderats am 30. Juli 2025 in unserer Stadt in Siebenbürgen war ich als Zuhörer im Saal anwesend. Natürlich habe ich das Wort ergriffen, als die Bürger im Rahmen des Punktes „Verschiedenes” Fragen stellen konnten. Meine Frage bezog sich auf die Existenz eines Sicherheitskonzepts für die Stadt, das das Eindringen von Wasser in die Keller von Wohngebäuden bei starken Niederschlägen/Überschwemmungen verhindert.

Ein solches Konzept kann auf der Grundlage einer Studie entwickelt werden, in der alle Straßen vermessen und überprüft werden müssen. Einerseits muss die Regenwassermenge gemessen werden, die bei Starkregen in der ersten gefährlichen und extremen Phase anfällt, wobei nicht nur die Straßenfläche, sondern auch die links und rechts davon gelegenen Grundstücke mit gepflasterten Flächen, Hausdächern usw. berücksichtigt werden müssen.

Darüber hinaus müssen die Neigung der Straße, die Wassermenge, die auf die Straßen- und Gehwegfläche gelangt, die Anzahl und Kapazität der Straßenabläufe sowie die Größe des Regenwasserkanals, sofern vorhanden, berücksichtigt werden. Wenn die Kapazität des Regenwasserkanals nicht ausreicht, muss geprüft werden, mit welcher Wassermenge auf den abfälligen Straßen zu rechnen ist und wohin diese schließlich abgeleitet/abgeführt werden kann.

Bei Straßen mit ebener Oberfläche, ohne Gefälle oder mit sehr geringem Gefälle muss überprüft werden, ob der unterirdische Regenwasserkanal die richtigen Dimensionen hat und vor allem, welches Gefälle er aufweist. Darüber hinaus muss geprüft werden, inwieweit der Abfluss des Regenwassers über das Kanalisationssystem in kleinere Bäche möglich ist und ob diese Bäche angesichts der berechneten Wassermenge ausreichend durch Dämme oder Deiche geschützt sind und ob sie mit dieser Menge in den Hauptfluss der Stadt (die Große Kokel) eingeleitet werden können.

Dies gilt letztendlich bis zum Hauptfluss, der durch die Stadt fließt, aber auch hier müssen diese Berechnungen durchgeführt werden. Nach meinen Berechnungen werden derzeit bei starken Niederschlägen in der Anfangsphase etwa 50 l/min/m² gemessen, aber für die nächsten 10 Jahre muss man von 60 l/min/m² ausgehen.

Meine Frage zum Sicherheitskonzept wurde mit einem süffisanten Lächeln aufgenommen, aber ich habe keine konkrete Antwort erhalten. Vor einiger Zeit erhielt ich eine Antwort von den zuständigen Stellen, dass man den normalen Regen im Griff hätte, aber dass die extreme Anfangsphase nicht berücksichtigt werden könne. Ich bin der Meinung, dass dieses Problem auf der Grundlage einer Studie und von Messungen sowie der erforderlichen Maßnahmen auch in der extremen Phase entschärft werden kann, aber dafür braucht es den Willen und auch die Fachleute.

Die Stadtverwaltung reagierte kurz darauf wie folgt:

Ich habe keine Antwort oder einen Hinweis auf meine Frage zum Sicherheitskonzept erhalten, aber stattdessen hat die Verwaltung am dritten Werktag nach der Sitzung auf ihrer offiziellen Website über eine Sprecherin ein Video veröffentlicht, in dem darauf hingewiesen wird, dass:

- gemäß Gesetz Nr. 260/2008 (letzte Änderung von 2025) die Bürger der Stadt gesetzlich verpflichtet sind, eine Gebäudeversicherung abzuschließen, die auch Naturrisiken abdeckt.

- Im Falle von Überschwemmungen oder Schäden am Eigentum der Bürger die lokale Verwaltung keine Haftung übernimmt und keine Entschädigungen zahlt.

- Bürger, die diese Versicherung nicht abschließen, können gemäß diesem Gesetz bestraft werden.

https://www.facebook.com/watch/?ref=saved&v=1060105122905090

Zur Information: Die Entschädigungen im Schadensfall sind, wie ich gelesen habe, auf maximal 20.000 Euro begrenzt.

Mein Kommentar:

Auf diese Weise kann man ein Problem beseitigen, in diesem Fall die Forderung eines unbequemen Österreichers, dem die Sicherheit der Stadt am Herzen liegt. Aber es wurde auch etwas anderes Heikles umgangen, nämlich die Tatsache, dass eine solche Studie aufzeigt, dass das kürzlich in vielen Teilen der Stadt renovierte Kanalisationssystem, von der EU subventioniert, oftmals unterdimensioniert ist.

Es ist zu billig, den Klimawandel und extreme Naturereignisse dafür verantwortlich zu machen. Extreme Überschwemmungen gab es bereits in den Jahren 1970 und 1975 on unserer Stadt. Allerdings überschritten diese das Aufnahmevermögen der Großen Kokel, weil das Wasser aus höher gelegenen Gebieten, in denen es extrem viel geregnet hatte, in den Fluss der Stadt gelangte.

Der Unterschied zu heute: Ceaușescu reagierte auf diese Situation, und der Flusslauf der Großen Kokel in der Stadt wurde mit geeigneten Deichen gesichert. Ceaușescu hat sich nicht unter dem Vorwand der Gebäudeversicherung aus der Verantwortung gestohlen.

Aber mir gefällt der Slogan unseres Bürgermeisters, wie er mir einmal gesagt hat:

„Wir sind halt in Rumänien!”.

Nun komme ich auf das, was mir wichtig ist:

Wie sieht das in anderen Ländern aus, z.B. in Österreich oder Deutschland?

Frage 1):

Gibt es überhaupt interessierte Mitbürger, die an die Verwaltung ihrer Stadt diese Frage stellen?

Frage2):

Bekommen diese Fragesteller dann eine Antwort, und wie sieht diese Antwort dann aus?

Frage 3):

Darf der interessierte Bürger diese Antwort, resp. dieses Sicherheitskonzept einsehen und von Fachleuten überprüfen lassen?

Ein Kommentator auf diesem Blog hat bereits in dieser Richtung abgewunken. Er meinte: "Der Mensch ist mental aber so träge konzipiert, dass er erst zehnmal absaufen muss, bevor er nach trockneren Alternativen zu suchen beginnt."
 

10 Kommentare:

  1. Gibt es in Europa eigentlich noch andere Sorgenländer als Helmuts Rumänien?

    Ständig meint er die Menschheit auschweifend darüber informieren zu müssen, was 'ihm' dort nicht gefällt und was 'er' dort alles an klugen Verbesserungen einführen würde.

    Für Außenstehende mit anderen Problemen in anderen Ländern werden diese wortreichen "Ich-bin-so toll"-Litaneien zur Qual. Will er damit ein Defizit an Aufmerksamkeit kompensieren? Braucht er angeberische Mitteilungen darüber, wie supertoll er auf mögliche Katastrophen vorbereitet bergeweise Kram gebunkert hat, etwa für sein persönliches Wohlbefinden? Man findet nämlich sehr häufig ein 'ich' in seinen Zeilen.

    Sobald sein öffentlich verkündetes 'ich habe vorgesorgt' sich in Notzeiten dort rumspricht, wird er viel Besuch von Leuten ohne Vorräte bekommen, die dann hungernd wenig höflich Teilhabe fordern. Er braucht zusätzlich also nicht nur ein Waffenarsenal, sondern auch Personal dafür, um seine Schätze tage- oder wochenlang rund um die Uhr verteidigen zu können. Und die Mitesser werden garantiert auch nicht nur solo mit dem Essbesteck anreisen, sondern im Rudel und ähnlich hochgerüstet aufmarschieren.

    Ich halte es für absurd, sich mit mittelaterlichen Hamster-Methoden auf Neuzeitkriege vorzubereiten die a) entweder nie kommen, weil für alle vernichtend, oder b) genau dies tun.

    Daran werden einige Konservendosen mehr oder weniger kaum etwas ändern.

    All seine so stolz vorgetragenen Überlebenspläne werden somit zur von Angst diktierten Makulatur.

    Ich bemerke, dass er eine meiner ebenfalls vielen wenig optimistischen Aussagen zum Thema menschliche Dummheit zitiert hat. Kein persönliches Hirngespinst, sondern eine zu allen Zeiten von etlichen Berühmtheiten bereits diagnostizierte Tatsache.

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    1. Ja, es gibt auch andere Sorgenländer. Eigentlich so ziemlich alle in Europa - und darüber hinaus. Aber dass einer, der in Rumänien wohnt, über die Zustände in seinem Land und nicht über die auf den Färöerinseln berichten wird, sollte keinen überraschen (ausser ein Trumpeltier, wie es scheint).

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    2. Herrn Trumpeltier (nomen est omen)
      Wer lesen kann, war schon immer im Vorteil.

      Unter einer Voraussetzung: Dass man das Gelesene auch aufnehmen und verarbeiten kann.

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    3. @ Herbert H. 11:28

      Habe ich ihm vorgeworfen, über sein Rumänien statt Takatukaland zu berichten ?

      Nein!

      Es überrascht mich auch nicht.

      Es nervt mich nur seine wichtigtuerische Dauerpräsenz mit (s.o.) jetzt sogar schon dortigen Stadtverwaltungen. Außerdem hat er selber auf die Naivität der Rumänen hingewiesen, die sich auch durch seine permanenten Statements im quasi Ausland (A) hier und im gelben Forum (D) nicht zu Klugheit verzaubern lassen werden.

      Echtes Erwachen ist nämlich ein sehr langer und oft schmerzhaft alte Überzeugungen verlierender Erkenntnisprozess. Ohne den nötigen Grips wird das aber auch nicht passieren. Und genau daran scheint es zu mangeln, sonst wäre die Gesellschaft hier wie dort eine weniger triebgesteuert wundergläubige.

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  2. Die Wahlergebnisse im Ahrtal NACH der Flut beantworten Ihre Frage!

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    1. Ahrtal:

      https://www.facebook.com/watch/?ref=saved&v=1413391406597755

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  3. Ja, das Ahrtal wählt inzwischen zu 80 % AfD. Recht so.

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  4. Ich stimme weitgehend mit den Ansichten von Trumpeltier überein. Dass Helmut natürlich die Probleme seiner Bezugsorte am Herzen liegen, ist ja klar. Allein - ist das wirklich von allgemeinem Interesse, dass Themen dieser Art hier immer wieder erörtert werden müssen?

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    1. Was hier so manche offensichtlich nicht begreifen:
      Ich schreibe hier öfters über die Situation in Rumänien, weil für viele politische Vorkommnisse Rumänien das EU-Land ist, wo man das ausprobieren kann, was später auch in anderen EU-Ländern angewendet werden soll.

      Natürlich kommt da meistens der Einwand, - "bei uns ist dch so was nicht möglich". Das ist eine absolute Fehleinschätzung. Ich könnte da mehrere Beispiele anführen, eines mal:

      https://www.telepolis.de/features/EU-und-Medien-Von-der-Leyens-Vision-eine-Bedrohung-fuer-die-Meinungsfreiheit-9696702.html

      Ich zitiere daraus nur diesen einen Satz:
      "Die EU-Kommission unter Ursula von der Leyen sieht in diesen Gesetzen eine Notwendigkeit, um die europäische Demokratie vor Desinformation und missliebigen Einflüssen zu schützen."

      Hat man davor mit Erfolg in Rumänien ausprobiert und ist natürlich in Rumänien gültig. Da kein Widerspruch von der Bevölkerung kam, hat die liebe Ursula das auf alle EU-Länder umgelegt.

      Anderes Beispiel als Gegenprobe: Als man versucht hat, auch in Rumänien das Holzheizen zu verbieten, sind die Leute hier auf die Barrikaden gegangen. 80% der Bevölkerung heizt hier mit Holz. Auch in Österreich und Deutschland entbrannte da eine Diskussion. Da man den Widerstand in Brüssel bei den Rumänen registriert hatte, - hat man EU-weit nichts mehr gemacht. Hört man noch etwas davon? Ich wüsste nicht.

      Zum aktuellen Artikel:
      Da habe ich den Vergleich zu Deutschland und Österreich gezogen. Dabei sogar einen Satz aus dem Vokabular des Trumpeltiers verwendet:
      "Der Mensch ist mental aber so träge konzipiert, dass er erst zehnmal absaufen muss, bevor er nach trockneren Alternativen zu suchen beginnt."

      Und genau so ist es auch. Auf meine Frage hin (Wie sieht das in anderen Ländern aus, z.B. in Österreich oder Deutschland?) kriege ich - wie ich gemerkt habe - keine Antwort.

      Wenn dann die Keller wieder mit Wasser voll sind, dann ruft man die Feuerwehr und bemitleidet sich selbst, was für ein Unglück einem widerfahren ist. Aber sich selbst dafür bei der Verwaltung zu interessieren, ob ein Sicherheitskonzept erarbeitet wurde, - tote Hose.


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    2. Noch ein Nachsatz zu dem Vorgesagten:

      Ich habe einen Hinweis bekommen und mir das Sicherheitskonzept für Hochwasser bei der Stadt Worms angesehen, die am linken Rheinufer liegt. Es ist nicht absolut perfekt, aber doch eine weitaus bessere Information als in anderen Städten. Der Bürger kann sich da sogar einen Stadtplan herunterladen, auf dem in gelber Farbe die gefährdeten Straßenabschnitte eingetragen sind.
      Frage: Gibts da etwas Vergleichbares in Österreich?

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