Samstag, 31. Mai 2014

Eine Seite mit hübschen Mädels »4ever.eu« zu nennen

... das muß einem auch erst mal einfallen, aber irgendwie ist diese Natalie Suliman ein recht passendes Motiv für meine kurze Urlaubsabsenz (natürlich nur virtuell — »in vivo« bekäme ich wohl ein paar Probleme mit meiner Frau )...


Also: zwei Tage gute Erholung von LePenseur!

(... Probleme können warten — und sie werden auf uns warten, was wetten wir?)

Freitag, 30. Mai 2014

»Ganz Europa fürchtet sich vor dem bösen Rechtspopulismus. Der nicht weniger gefährliche Linkspopulismus hingegen wird nonchalant toleriert.«

So untertitelt Christian Ortner seine neueste Kolumne in der »Presse«. Und hat wieder einmal völlig recht damit!
Nach dem Baumsterben, dem Klimawandel und den Übeln der Gentechnik hat spätestens seit dem Ergebnis der EU-Wahlen vom vergangenen Sonntag ein neuer apokalyptischer Reiter die veröffentlichte Meinung in Angst und Schrecken versetzt: der Rechtspopulismus, der neuerdings den alten Kontinent in seinen Grundfesten bedroht; schlimmer noch, der den einen oder anderen bisherigen sozial- oder christdemokratischen EU-Abgeordneten um sein stattliches Salär und die damit verbundenen üppigen Diäten bringt.


Nun ist ja unbestritten, dass diese Wahl in ganz Europa ein paar Kotzbrocken vom äußeren rechten Rand des politischen Spektrums – griechische Nazis und ungarische Antisemiten etwa – nach oben gespült hat, die nicht eben als Beleg dafür dienen können, dass die Demokratie nur die Nobelsten der Noblen in hohe Ämter befördert.
Bemerkenswert ist freilich, dass der „Populismus“-Vorwurf in der von europäischen Leitmedien geführten politischen Debatte nahezu ausschließlich gegen rechte Politiker erhoben wird, praktisch nie hingegen gegen Politiker der Linken.
So ist zweifellos „populistisch“ zu nennen, wenn etwa in Frankreich Marine Le Pen vom Front National latent xenophobe Grundstimmungen in der französischen Bevölkerung anspricht, um sie für sich – höchst erfolgreich – politisch urbar zu machen, keine Frage. Nicht weniger populistisch ist freilich, wenn am Tag nach Frau Le Pens Triumph der sozialistische französische Ministerpräsident, Manuel Valls, ankündigt, dass er als Reaktion darauf die Steuern für seine weniger gut verdienenden Landsleute senken werde, ihnen also Geld dafür anbiete, wenn sie in Hinkunft bitte davon absehen mögen, Marine Le Pen zu wählen. Das Ganze natürlich auf Pump, weil Frankreich bekanntlich mehr oder weniger pleite ist.
Noch populistischer geht es eigentlich kaum. Trotzdem geht dergleichen in den meisten Medien fälschlicherweise noch irgendwie als Wirtschaftspolitik durch, anstatt als das denunziert zu werden, was es ist: Linkspopulismus pur.
Nun ist es ja nicht verwunderlich, daß die linken Meinungsmacher den Schwachsinn, an den sie selber glauben, nicht als »populistisch« empfinden. Wie — in dem altbekannten Witz — der Geisterfahrer auf der Autobahn denken sie reflexartig: »Was heißt hier: Ein Geisterfahrer kommt Ihnen entgegen“? Tausende!«

Schon mein lange verstorbener Vater pflegte einst zu sagen: »Man muß nicht unbedingt ein Volltrottel sein, um die Sozis zu wählen, aber es erleichtert's einem beträchtlich!« Denn Sozialismus ist insgesamt nichts anderes als ein Appell an den — von charakterschweinisch bis hin zu hochkriminell reichenden — Linkspopulismus. Schon die Kenntnis der vier Grundrechnungsarten und ein ganz kurzes Nachdenken über die menschliche Psyche, wie sie sich auch einem ... ähm ... Minderbegabten im Verlauf seines Lebens durch eigene Erfahrung erschließt, ergibt zwei Befunde, die die Grundfesten des Sozialismus augenblicklich zum Einsturz bringen:
1. Man kann nur etwas verteilen, was zuvor überhaupt erst geschaffen wurde (dies ist eine Gedankenfrucht der Grundrechnungsart »Division«, denn null durch x ergibt bekanntlich wieder null).

2. Keiner wird sich abmühen, etwas zu schaffen, wenn er realistisch davon ausgehen kann, daß es ihm weggenommen wird (dies die Gedankenfrucht der Psychologie).
Wer demnach Argumente vorbringt, die diesen beiden Punkten entgegenlaufen, und so tut, als ob sie sinnvolle Politik wären, weil er Leuten, die ihn wählen, damit etwas versprechen kann, ist entweder ein Volltrottel oder ein Populist. Man könnte stattdessen auch »Arschloch« sagen, oder »Krimineller«. Oder eben »Berufspolitiker«. Was aber hic et nunc so ziemlich aufs selbe hinausausläuft ...

»Nö.Tschö.«

... sagt Rechtsanwalt Udo Vetter, welcher den lesenswerten »law blog« betreibt.
Wollen es sich die Ermittlungsbehörden in Sachen NSA einfach machen? Generalbundesanwalt Harald Range ist nach Medienberichten der Auffassung, er könne sowieso nicht herausfinden, ob und in welchem Umfang amerikanische und englische Geheimdienste (illegal) in Deutschland operieren. Angeblich stünden weder Zeugen noch Dokumente zur Verfügung. Deshalb wolle Range nach monatelangen Vorermittlungen gar nicht erst ein förmliches Verfahren einleiten. 

Ich hatte Mühe, die Einleitung zu diesem Beitrag sachlich zu formulieren. Aber jetzt muss es raus: 

IST DAS WIRKLICH EUER ERNST, IHR FEIGEN SCHNARCHNASEN?
SIND WIR JETZT ENDGÜLTIG EINE BANANENREPUBLIK?

So, nun weiter im Text.
Ein fürwahr lesenswerter Artikel über die Dauerverarschung des Volks durch unsere Machthaber und ihre Unterläufeln. Und überaus amüsant und mit Gewinn zu lesen ist der der sich daran schließende Diskussions-Thread. Ein paar besonders gelungene Kostbarkeiten daraus seien zitiert:
Legislative, Judikative und Exekutive haben versagt. Die Lukrative hat gewonnen.

Ich weiß nicht wer im vierten Weltkrieg gegeneinander kämpfen wird, aber im Dritten Weltkrieg kämpfen die Regierungen gegen ihr eigenes Volk.

Wie geht der alte Spruch noch…

Legal? Illegal? Scheißegal!!

Die Tyrannis ist kein Sommergewitter, das sich jäh nach einem schwülen Tag über eine Gesellschaft ergießt, sondern sie beruht auf der Zustimmung, der Kollaboration weiter Teile der Gesellschaft. Ein Staat, der das Ausspionieren aller seiner Bürger wehrlos geschehen lässt, ein Staat, der das Ideal totaler Datenerfassung für eine “Sicherheit” erzeugende Staatsaufgabe hält, der nähert sich dem Totalitarismus. Und mehr noch: Für uns Bürger entwickelt sich daraus eine Widerstandspflicht. Gegen diesen Staat.

Mit der NSA ist es genauso wie mit den Schlägern und Brandstiftern der Antifa: Die Justiz vereitelt die Bestrafung. Obwohl, so gleich sind die Fälle doch nicht. Die Strafvereitelung im Hinblick auf NSA führt hier (und anderswo) zu Proteststürmen. Im Unterschied dazu findet es der Mob hier toll, wenn die roten Schläger und Brandstifter regelmäßig nicht bestraft werden.

Nach Bekanntwerden des Angriffs auf Merkels Handy aus der Botschaft heraus wäre es ein leichtes gewesen,

  • das gesamte Botschaftspersonal mit Ausnahme von Koch und Botschafts-sekretär von heute auf morgen, nur mit Handgepäck dabei, auszuweisen
  • die Exterritorialität der Botschaft aufzuheben und der Vertretung ein anderes Dienstgebäude – es steht genug leer in der Hauptstadt – zuzuweisen (damit die diplomatischen Beziehungen nicht völlig zum Erliegen kommen müssen)
  • die involvierte Hardware sicherzustellen (zur Not Leute fragen, die sich damit auskennen, z. B. die vor 25 Jahren schon mal diesbezüglich aktiv waren)

Wäre die Botschaft von Venezuela gemeint, wäre es auch so oder so ähnlich gelaufen.
Ein interessanter erster Schritt wären z.B. “Grenzkontrollen” an den US-Botschaften und -Militärbasen. Die sind laut Gesetzlage US-Boden, demnach überschreitet jeder, der das Gelände verlässt, die Aussengrenze. Also wird von jedem, der US-Gelände verlässt und Deutschland betritt eine strenge Grenzkontrolle gebraucht. Pass mit RFID bitte. Fingerabdrücke nehmen. Durch den Metalldetektor. Und den Nacktscanner. Flüssigkeiten dabei? Oder ein nicht 100% identifizierbares Gerät, das evtl. zur Überwachung von anderen dient, soll in US-Gelände eingeführt werden? Sofort zum Verhör. Was sie mit uns machen, wenn wir in die USA einreisen wollen, können sie ja nicht schlecht finden, dagegen kann man nicht protestieren…

Aber es würde denen das Leben so schwer machen, dass sie von selbst abhauen würden.
Und was wird geschehen? Nichts. »Deutschland schafft sich ab«, kommt einem da in den Sinn. Oder, richtiger: es hat sich längst abgeschafft ...

Nachlese zur EU-»Parlaments«-Wahl

Die teilweise dramatischen Umbesetzungen, die der letzte Sonntag auf der EU-Bühne (anders kann man dieses Wandertheater zwischen Brüssel & Straßburg ja kaum nennen) stattfanden, haben in den Hintergrund gedrängt, daß die etwas höhere Wahlbeteiligung in deutschlnd zum gutteil dem Umstand zu verdanken war, daß gleichzeitig in vielen Bundesländern auch Kommunalwahlen (Gemeinden, Kreise etc.) stattfanden. Und wenn man schon im Wahllokal war, dann wählte man halt auch »Europa« ...

Die »Preußische Allgemeine Zeitung« brachte darüber einen ausführlichen Bericht, der deutlich macht, daß der Gewinner am Sonntag die AfD nicht nur auf EU-Ebene war, sondern auch in vielen Kommunen:

Ein glorreicher Sieger, viele Verlierer


Kleinparteien: Während die AfD nach Kommunalwahlen keine mehr ist, wird die FDP bedeutungslos

Die „Alternative für Deutschland“ (AfD) ist bei den Abstimmungen in zehn Bundesländern aus dem Stand in Hunderte von Stadträten sowie Gemeinde- und Kreistagen eingezogen. Die endgültige Auszählung, das Bekanntwerden der exakten Zahl der errungenen Sitze zog sich bis zur Wochenmitte hin, dennoch stand bereits am frühen Montagmorgen fest: Der Partei um Bernd Lucke ist nicht nur ein fulminanter Erfolg bei den Wahlen zum Europäischen Parlament gelungen – sie hat es nur ein Jahr nach ihrer Gründung auch geschafft, sich eine kommunale Basis zu erobern. 

Den größten Erfolg erzielte die AfD dabei in Sachsen. Bei der EU-Wahl schaffte sie im Freistaat mit mehr als zehn Prozent den bundesweiten Spitzenwert, und auch bei den regionalen Abstimmungen konnte die Formation um Landeschefin Frauke Petry punkten. Ob in Dresden, Leipzig oder Chemnitz – überall übersprang die Partei Fünf-Prozent-Hürde. In der Landeshauptstadt Dresden erzielte sie sogar mehr als sieben Prozent. Fast überall, wo die AfD in Sachsen angetreten ist, reicht es zum Fraktionsstatus. „Für die Landtagswahl im kommenden Herbst ist das natürlich ein sehr ermutigendes Zeichen. Wir werden nun weiter kämpfen und nicht nachlassen“, kündigte Petry am Wahlabend an.  (Hier weiterlesen)

Wollen wir also zweierlei hoffen: erstens, daß dieser hoffnungsfrohe Anfang nicht von rückgratlosen Schlappschwänzen bei der nächsten Wahl — bei der die Medien sicherlich mit der gaaaanz großen Nazikeule losdreschen werden, nachdem sie erkannt haben, daß das Ignorieren und Lächerlichmachen einfach nicht funktioniert — wieder zunichtegemacht wird. Und zweitens, daß die »Professorenpartei« sich nicht restlos als Systempartei entpuppt, die in Kürze sich bloß für Pöstchenjagd und Privilegien interessiert.

Beides gilt es abzuwarten, bevor man sich richtig freuen kann. Eine Freude kann uns vermutlich nicht mehr genommen werden: daß die linke, pseudoliberale Lindner-FDP offenbar endgültig weg vom Trog ist. Das ist noch nicht viel, aber der Mensch freut sich ...

Donnerstag, 29. Mai 2014

Am 29. Mai 1864

… wurde zu Brixen (im heutigen Südtirol) Sigismund Waitz geboren — schon der zweite (allerdings recht anders geartete!) Sigismund, dessen auf diesem Blog in diesem Monat Mai gedacht wird. Wobei Sigismund Waitz in vielen Dokumenten (so z.B. in seinem Maturazeugnis) übrigens auch oft als »Sigmund« firmiert, bis sich schließlich durch den aus dem Italienischen (hier kennt man eigentlich nur einen »Sigismondo«) beeinflußten Kurialgebrauch des Vatikans im Lauf der Jahre »Sigismund« durchsetzte.

Wer war nun dieser Sigismund Waitz, der eben heute vor 150 Jahren das Licht der Welt erblickte? Ein heute weitgehend in Vergessenheit geratener Kirchenfürst, vorwiegend der Zwischenkriegszeit, zunächst Professor für Moraltheologie, dann ab 1913 Generalvikar und Weihbischof von Brixen für den Vorarlberger Anteil dieser Diözese (was heute das Bistum Feldkirch umfaßt), sodann nach dem Ersten Weltkrieg, infolge der Besetzung Tirols durch die Italiener, Apostolischer Administrator von Innsbruck-Feldkirch (aus welcher später neben Feldkirch auch die Diözese Innsbruck hervorging), und schließlich, ab 1934, Fürst-Erzbischof von Salzburg, Primas Germaniæ und Legatus natus des Heiligen Stuhles für Deutschland.

Es wird den Lesern dieses Blogs sicherlich schon aufgefallen sein, daß hier mit einer gewissen Vorliebe — freilich nicht immer! — derer gedacht wird, die in der Wahrnehmung der Mit- und Nachwelt »nur« in der zweiten Reihe standen. Denn diese sind oft weit aufschlußreicher als die »prominenten« Figuren, die schon viel zu oft in gewisse Schubladen gesteckt wurden, als daß man sie noch unvoreingenommen einordnen könnte.

Der junge Sigismund Waitz entstammte einer wohlhabenden Brixener Mittelstandsfamilie, unter seinen Verwandten befand sich ein Großonkel, Vinzenz Gasser, zur Zeit des Ersten Vaticanums Fürstbischof von Brixen, und so war es nur natürlich, daß auch zwei der Söhne der Familie in den geistlichen Stand traten. So war die Bahn bereits gelegt für eine gewissen kirchliche »Karriere« (die freilich in solchen Fällen wohl meist nicht über eine Seminar-Professur oder eine Stellung als Domkapitular, Generalvikar etc. hinauszugehen pflegte).

Genau so begann auch bald die Laufbahn des jungen Priesters: nach einigen Posten als »Kooperator« (also Hilfsgeistlicher eines Pfarrers, heute meist »Kaplan« genannt), zuletzt in Innichen, promovierte Waitz im Dezember 1890 in Innsbruck zum Dr. theol. — und genau zu dieser Zeit kam es zu einer entscheidenden Wende im Leben des bis dahin zwar durchaus schon engagiert seelsorglich wirkenden, doch noch recht unauffälligen Priesters. Waitz berichtete darüber später:
In der Weihnachtszeit kam Prof. Dr. Schöpfer nach Innichen und gab mir die Anregung, soziale Fragen zu studieren. […] Das erste Werk, das ich daraufhin las, war ein Buch von P. Hammerstein S.J.: „Das soziale Wirken der Kirche“ und das Ergebnis ein Artikel über Bauernvereine. Das Studium der sozialen Fragen wurde von da ab mein Lebensstudium« (Sigmund Waitz, Erinnerungen, in: Brixener Chronik vom 8.6.1913, 8)
Prof. Schöpfer bewog seinen Bischof, Waitz vom Pfarrdienst freizustellen, und seine Ernennung zum Redakteur der »Brixener Chronik« zu gestatten. Seine Zeit wurde später als die Blütezeit dieses christlichsozial eingestellten Blattes angesehen, und trug ihm nicht nur die Gegnerschaft der von ihm — waren sie auch katholisch — bekämpften Konservativen, sondern natürlich noch viel mehr die der Liberalen und Sozialisten ein. Daneben engagierte sich Waitz als Obmann des Lehrlingsvereines, Präses des katholischen Gesellenvereines, als Fastenprediger, war Mitgründer des »Landesverbandes der Barmherzigkeit« (einer Vorgängerorganisation der Caritas), und hielt für die Seminaristen in Brixen Vorträge über soziale Fragen.

Die vielfältige Arbeitsbelastung (neben seiner Tätigkeit als Journalist und Buchautor wirkte Waitz auch als Seelsorger, Organisator von Pilgerreisen, Initiator von Kirchen-, Schul- und Sozialbauten) führte 1897 zu einer schweren Erkrankung mit monatelangem Krankenhausaufenthalt — als dessen Frucht ein weiteres Buch, »Christus und die Kranken«, erschien, welches mit seinem edlen Gedanken, daß »…auch daraus den Kranken Hilfe und Trost erwachsen, daß die, welche sie pflegen und bedienen oder behandeln, von dem Heiland zarte Fürsorge und liebevolle Erbarmung lernen« (ebd., 4), zahlreiche Leser fand und mehrfach aufgelegt wurde.

  Caritasdirektor Gorbach — Fürst-Erzbischof Dr. Sigismund Waitz — Prof. Dr. Johannes Messner

1899 wurde Sigismund Waitz zunächst zum Supplenten, 1901 dann zum ordentlichen Professor für Moraltheologie am Brixener Priesterseminar ernannt, und begeisterte durch seine schwungvollen Vorlesungen die Studenten. Diese behandelten auch die vielfältigen sozialen Fragen jener Tage — und beeinflußten damit auch das Werk seines später als Moraltheologe und Sozialethiker zu großer Bekanntheit gelangenden Schülers Johannes Messner.

Ein weiterer Schüler, ganz anderer Art freilich, war 1903-05 der vor einigen Jahren seliggesprochene, damalige Erzherzog und spätere Kaiser Karl, welcher zu einer Kur in Brixen weilend, Waitz als Religionslehrer zugeteilt bekam; zwischen dem sensiblen, jungen Prinzen und seinem Lehrer entwickelte sich eine tiefe, dauernde Freundschaft, welche u.a. dazu führte, daß Waitz 1904/05 für einige Zeit als Religionslehrer des jungen Erzherzogs nach Wien berufen wurde. Und als Karl sich 1911 mit Prinzessin Zita von Parma verlobte, teilte er dies seinem verehrten Lehrer eigens in einem Telegramm mit.

Über jene Zeit des jüngeren, aufstrebenden Waitz schreibt der Südtiroler Kirchenhistoriker Josef Gelmi: »… von 1886 bis 1913 entwickelte Waitz eine so vielseitige, fieberhafte und rasante Tätigkeit, daß man staunen muß, wie er überhaupt für all seine Aktivitäten die Zeit und die Kraft fand. Dieser rastlose Einsatz ging auch später weiter, als er Generalvikar in Vorarlberg und Administrator von Innsbruck-Feldkirch war. Auf die Frage, wo man den Bischof treffen könne, lautete die Antwort: „Auf dem Bahnhof“« (in: Helmut Alexander (Hg.), Sigismund Waitz – Seelsorger, Theologe und Kirchenfürst, Innsbruck 2010, 91).

Die nächste Station im Leben von Sigismund Waitz wurde damit schon angesprochen: als Generalvikar und Weihbischof — Bischof von Cibyra in partibus infidelium — für Vorarlberg in Feldkirch (bzw. ab 1921 als Apostolischer Administrator für Feldkirch-Innsbruck). Die Diözese Brixen umfaßte nämlich bis zur Änderung der Diözesangrenzen nach dem Vaticanum II nur einen Teil (Deutsch-)Südtirols (dessen Rest, inklusive Meran und Bozen, gehörte zu Trient), dafür aber das heutige Osttirol und etwa 2/3 von Nordtirol, sowie Vorarlberg. Letzteres war zwar ein eigenes Kronland (später: Bundesland) Östereichs, bildete aber keine eigene Diözese, sondern wurde schon seit 1818 — da Brixen durch die Distanz und v.a. den Alpenhauptkamm und den Arlberg doch zu weit entfernt war, als daß eine direkte Leitung möglich gewesen wäre — durch einen eigenen Generalvikar (und zugleich Weihbischof) als »Zwischeninstanz« geleitet. Für diese Position wurde, trotz einigen Widerstands konservativer Kreise, die dem nicht bloß sozial, sondern auch »christlichsozial« engagierten Theologieprofessor nicht recht über den Weg trauten, Sigismund Waitz nominiert, und im April 1913 von Papst bestätigt. In bewährtem Eifer stürzte er sich in seine neue Tätigkeit (die freilich schon bald durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs überschattet wurde), welche er in seiner Tischrede bei der Festtafel nach der Bischofsweihe wie folgt umriß:
Ich will den Armen und Fremden und allen Bedürftigen um des Herrn willen milde und barmherzig sein. (Alexander, a.a.O., 143)
Recht bezeichnend für Waitz’ Einstellung ist auch sein gewählter Wappenspruch: »Deus caritas est« — ein Bibelzitat, das jedenfalls seit seiner späteren Verwendung als Arenga der ersten Enzyklika Benedikts XVI wohlbekannt ist.

Der Verlauf des Ersten Weltkriegs, der durch den bündniswidrigen Kriegseintritt Italiens an der Seite der Alliierten Mächte schließlich mit der Teilung Tirols endete, brachte — da der nun auf einmal »in Italien« residierende Bischof von Brixen die Leitung seines überwiegend in Österreich gelegenen Teiles der Diözese direkt nicht bewerkstelligen konnte, für Sigismund Waitz neben seiner Tätigkeit in Vorarlberg die zusätzliche Obsorge für den bei Österreich verbliebenen Teil Tirols (soweit er nicht direkt dem Erzbistum Salzburg unterstand), welche 1921 als »Apostolische Administratur Innsbruck-Feldkirch« als (jahrzehntelanges) Dauerprovisorium installiert wurde, bis diese schließlich in zwei neuerrichtete Diözesen — nämlich Innsbruck, lat.  Oenipontan(a), und Feldkirch, lat. Campotemplen(sis) — aufgeteilt wurde.

Neben seiner Stellung als Apostolischer Administrator profilierte sich Sigismund Waitz auch als Mitglied der Österreichischen Bischofskonferenz, und war insbesondere an den Stellungnahmen zu den drängenden sozialen Fragen der Zwischenkriegszeit federführend beteiligt. Hier kann sich die Wikipedia natürlich nicht verkneifen, Waitz ein »antisemitisches« Zitat um die Ohren zu schlagen (wenngleich sie danach zähneknirschend konzedieren muß, daß er dem Nationalsozialismus stets ablehnend und »betont distanziert« gegenüberstand):
1925 warnte Bischof Sigismund Waitz vor der „Weltgefahr des habgierigen, wucherischen, ungläubigen Judentums, dessen Macht unheimlich gestiegen“ sei.
Derlei Worte mögen heute, nach den Erfahrungen der Verfolgungen durch das NS-Regime, deplaciert wirken — damals freilich waren sie (und überhaupt zu einer Zeit, die durch politkorrekte Leisetreterei noch nicht angekränkelt war) durchaus übliche Stellungnahmen, die keineswegs einen besonders intransigenten Antisemiten kennzeichneten (solche pflegten sich da ganz anders auszudrücken!), und Qualifikationen, wie sie, mutatis mutandis, übrigens auch gegenüber Liberalen und Sozialisten gebraucht zu werden pflegten. Und ebenso in die Gegenrichtung, wie man hinzufügen muß — oder, bessergesagt: müßte! Denn darauf wird von den linksgestrickten Meinungsmachern unserer Tage seltsamerweise fast immer »vergessen« …

Waitz war zu Ende der 20er-Jahre auch in die (Vor-)Verhandlungen zum Abschluß eines Konkordates mit dem Heiligen Stuhl eingebunden, was ihm seitens Wikipedia den Rüffel einträgt:
Waitz war nach dem Untergang der Monarchie politisch sehr rührig und wird als einer der Väter des autoritären christlichen Ständestaates (Austrofaschismus) bezeichnet. Als Gegenpol zu dem paramilitärischen republikanischen Schutzbund regte er schon früh die Schaffung einer ebenfalls paramilitärischen christlichsozialen „Heimwehr“ an.
Nun, nicht jeder, der ein Konkordat verhandeln will, wird deshalb schon zu einem der »Väter des autoritären christlichen Ständestaates«. Und daß nach (sic!) Schaffung des paramilitärischen Schutzbundes, der dezidiert antikatholisch und kirchenfeindlich eingestellt war, von christlich-bürgerlicher Seite über eine Verteidigung — eben auch in paramilitärischer Form — nachgedacht wurde, kann nur verübeln, wer allein eine sozialistische Agenda (die ja damals noch ganz hochoffiziell die »Diktatur des Proletariats« im Parteiprogramm stehen hatte, auch darauf sollte man nicht »vergessen«!) als legitim erachtet.

Ein weiteres Projekt, das von Waitz damals, letztlich nicht mehr erfolgreich, da ihm die Annexion Österreichs durch Hitler-Deutschland zuvorkam, betrieben wurde, war das der Wiedererrichtung der Universität Salzburg, welche ja in der Zeit der napoleonischen Kriege zu einem bloßen Priester-Lyzeum (1850 zur »Theologischen Fakultät« aufgewertet) geschrumpft war.

Damit ist auch die letzte Station der vielfältigen Tätigkeiten von Sigismund Waitz angesprochen: Salzburg. Nach dem Tode von Erzbischof Ignatius Rieder im Oktober 1934 wurde Waitz vom Salzburger Domkapitel am 10. Dezember 1934 einstimmig zum Nachfolger gewählt. Für den Gewählten kam dies höchst überraschend — er war schließlich schon über siebzig Jahre alt, und rechnete nicht im entferntesten damit. So antwortete er auf die Anfrage des päpstlichen Nuntius in Wien, Erzbischof Sibilia, ob er diese Wahl annehme:
Ich habe in keiner Weise diese Stelle angestrebt oder gewünscht. Sollte es der bestimmte Wille des Hl. Vaters sein, so nehme ich die Wahl an. Ich überlasse es demnach vollständig dem Hl. Vater zu entscheiden.
Die feierliche Inthronisation zum Fürst-Erzbischof von Salzburg (Waitz sollte der vorletzte sein, der den altehrwürdigen Fürstentitel verwendete) fand am 27. Jänner 1935 statt; zum feierlichen Pontifikalamt in Gegenwart von Bischöfen der Nachbardiözesen Linz und Seckau (heute: Graz-Seckau) wurde u.a. ein vom Salzburger Domorganisten Joseph Messner komponiertes Te Deum uraufgeführt, wobei die große Zahl der anwesenden Geistlichkeit zu einer heiteren Episode führte, die ein Teilnehmer der Feierlichkeiten überlieferte:
Zu Beginn der Feier dauerte der Einzug der vielen geladenen Geistlichen länger als erwartet, die vorgesehene Begrüßungsmusik war aber schon zu Ende. Da setzte sich Joseph Messner an die Orgel und improvisierte in feierlichem Stil über den Operettenschlager aus Bernatzkys „Weißem Rößl“: „Was kann der Sigismund dafür, daß er so schön ist, was kann der Sigismund dafür daß man ihn liebt?“ Als der neue Fürsterzbischof den Altarraum endlich erreicht hatte, beendete Messner sein Spiel mit einer kraftvollen Kadenz über die Worte „… daß man ihn liebt“. Waitz bedankte sich beim Festmahl in launigen Worten für das musikalische Extempore.« (Ingrid Loimer, Joseph Messner (1893-1969). Eine Biographie, Salzburg 2009, 62)
Bei diesem Festbankett wurde vom Salzburger Landeshauptmann auch angekündigt, er werde den neuen Erzbischof als Mitglied des Landtages einführen — Salzburg war damals das einzige Bundesland, in dem der Bischof noch Mitglied des Landtages (wenn auch nur mit beratender Stimme) war.

Daneben wurde die Position von Erzbischof Waitz als apostolischer Administrator von Innsbruck-Feldkirch vom Papst bestätigt, sodaß der fast 71-jährige nun drei Bundesländer (Salzburg, Tirol und Vorarlberg) geistlich zu führen hatte — ein in Österreichs jüngerer Kirchengeschichte einzigartiger Fall, der Waitz trotz seines Alters zu ständigen Reisen in seinen ausgedehnten und verkehrsungünstigen Territorien nötigte. Erst 1938 wurde mit Paulus Rusch wieder ein eigener Administrator für Innsbruck-Feldkirch ernannt.

Das Verhältnis von Sigismund Waitz zum österreichischen Ständestaat (der von linker Seite gern als »Austrofaschismus« diffamiert wird, obwohl er weder mit Mussolinis Bewegung, noch gar mit Hitlers Nationalsozialismus Ähnlichkeit hatte!) ist schon mehrfach behandelt worden. Faktum ist (wie Papst Pius XI selbst erklärte), daß der Sozialhirtenbrief der österreichischen Bischöfe (1925), den Waitz federführend, wenn auch unter Einfluß des Sozialethikers Johannes Messner und des Bundeskanzlers Prälat Ignaz Seipel, verfaßt hatte, für Pius XI wegweisend war für seine Enzyklika »Quadragesimo anno« (zum Gedächtnis an »Rerum novarum«, die vierzig Jahre davor erlassene erste Sozialenzyklika in der Geschichte der römisch-katholischen Kirche). Und »Quadragesimo anno« wiederum wurde von Bundeskanzler Dollfuß zu geistigen Basis seines Ständestaats-Modells hochstilisiert, obwohl die Enzyklika zwar eine ständisch-christliche Gesellschaftsform propagierte, jedoch keine Aussagen über die Staatsform, oder gar -politik traf. Der Einfluß des nunmehrigen Fürst-Erzbischofs von Salzburg war also höchstens ein indirekter zu nennen, zumal sich Waitz in seiner neuen Funktion in politischen Fragen erkennbarer Zurückhaltung befleißigte. Aus der Formulierung im Weihnachtshirtenbrief der österreichischen Bischöfe 1933:
Auch der sogenannte allgemeine Volkswille begründet noch durchaus keine von Gott unabhängige Autorität, und kein staatliches Recht entsteht und besteht ohne oder gegen Gott.
… abzuleiten, daß Waitz damit »… die Hauptverantwortung für diesen Freibrief für den autoritären Ständestaat zukommt«, wie es der Salzburger Historiker Alfred Rinnerthaler versucht, ist eine eklatante Überinterpretation einer an sich klassisch katholischen Staatstheologie, welche nun wahrlich zu ihrer Entwicklung und Ausgestaltung nicht erst eines autoritären Ständestaates bedurfte!

Richtig ist, daß Waitz sicherlich als einer der »politischsten« Bischöfe der Zwischenkriegszeit anzusehen ist — wobei man nicht vergessen sollte, daß sowohl der spätere Wiener Erzbischof und Kardinal Innitzer als Sozialminister, als auch der u.a. für den Seckauer Bischofsstuhl vorgesehene Prälat Seipel als Bundeskanzler, durchaus »politische« Persönlichkeiten waren, und der Typus des »Geistlichen in der Politik« damals nicht nur in Österreich, sondern auch in der deutschen Zentrumspartei, in diversen christlichen Parteien Süd- und Mitteleuropas, ja sogar in der kanadischen Provinz Quebec weitverbreitet war! Es ist ein Fehler, die Vergangenheit immer nur aus dem Blickwinkel der heutigen Zeit zu beurteilen — oder, ungeeigneter noch, abzuurteilen.

Erzbischof Waitz konzentrierte seine Kräfte für die — aufgrund seines fortgeschrittenen Alters erwartbar wenigen — Jahre seiner Amtsführung im wesentlichen auf zwei Projekte: die Abhaltung einer Diözesansynode (die beiden vorherigen hatten 1676 und 1906 stattgefunden) im Jahre 1937 und, damit auch im Zusammenhang stehend, die (Wieder-)Errichtung der »Universitas Catholica Salisburgensis«, für deren Errichtung 1934 vom österreichischen Ministerrat bereits ein »prinzipieller Beschluß« gefaßt worden war, die der damalige Bundespräsident Dr. Wilhelm Miklas bei einer Festansprache verlautbarte. Dazu, obwohl sich Waitz bereits Gedanken über die Fakultätsgliederung und die Zusammensetzung des Professorenkollegiums machte, sollte es durch den Einmarsch deutscher Truppen in Österreich nicht mehr kommen.

Damit sind wir bei letzten und sicher düstersten Kapitel im Leben von Erzbischof Waitz angelangt. Als papsttreuer Katholik, überzeugter Monarchist und Exponent der christlichen Soziallehre stand er dem Nationalsozialismus begreiflicherweise höchst kritisch-ablehnend gegenüber. Im »gemeinsamen Hirtenschreiben« vom 7.2.1932, wie auch im bereits zitierten Weihnachtshirtenbrief 1933, die beide erkennbar die Handschrift Waitz’ tragen, setzten sich die österreichischen Bischöfe mit dessen Ideologie und Praxis (soweit sie damals bereits erkennbar war) auseinander, und stellten im Hirtenbrief, in vier »Grundwahrheiten« zusammengefaßt, den Standpunkt des Christentums dem nationalsozialistischen gegenüber:
Erste Grundwahrheit: Die Menschheit ist eine einheitliche Familie, aufgebaut auf Gerechtigkeit und Liebe. Darum verurteilen Wir den nationalsozialistischen Rassenwahn, der zum Rassenhaß und zu Völkerkonflikten führt, ja führen muß; desgleichen verurteilen Wir das unchristliche Sterilisationsgesetz, das mit dem Naturrecht und dem katholischen Christentum in unversöhnlichem Widerspruch steht.
Zweite Grundwahrheit: Der wahre christliche Nationalismus ist von Gott gewollt und wird von der Kirche gebilligt; denn die Liebe zum eigenen Volke und die Anhänglichkeit an das Vaterland sind in der Natur des Menschen begründet. Darum predigen Wir die Tugend des christlichen Patriotismus, verurteilen den Verrat am Vaterland und verurteilen den radikalen Rassen-Antisemitismus.
Dritte Grundwahrheit: Nation und Staat sind verschieden und der Staat ist über der Nation. Darum verurteilen wir das extreme Nationalitätenprinzip, verteidigen die geschichtlichen Rechte unseres Vaterlandes und begrüßen die Pflege des österreichischen Gedankens.
Vierte Grundwahrheit: Über allem Nationalismus steht die Religion, die nicht national, sondern übernational ist. Die Religion vermag jede Nation zu veredeln. Sie gereicht darum jedem Volke zum Segen. Sie ist Ursprung und Förderung wahrer Kultur in jedem Volke. Aber sie ist nicht auf einzelne Völker beschränkt, sondern berufen, allen Völkern die Heilsbotschaft zu bringen und zugleich irdische Wohlfahrt vermitteln zu helfen.
Wie berechtigt die Sorgen der Bischöfe gewesen waren, erfuhren sie ab dem 12. März 1938, als Hitlers Truppen in Österreich einzogen — sicherlich unter dem Jubel weiter Teile der Bevölkerung, die sich vom »Anschluß« endlich eine Beendigung der wirtschaftlichen Stagnation und der Arbeitslosigkeit erhofften. Den Jubel hörte man, doch jene vielen, die damals nicht jubelten, blieben damals (und bis heute) weitgehend unbemerkt.

Die vieldiskutierte »Feierliche Erklärung« der österreichischen Bischöfe vom 21. März 1938, die heute gerade auch wegen des von Kardinal Innitzer von Regierungsseite abgenötigten, handschriftlich daruntergesetzten »Heil Hitler!« berühmt-berüchtigt ist, liest sich in den Erinnerungen von Waitz in ihrer Entstehung und mehrfach modifizierten Textgestaltung doch etwas »vielschichtiger«, als sie heute gern dargestellt wird. Daß diese Erklärung von den Nazis zu Propagandazwecken für die Volksabstimmung am 10. April 1938 ausgeschlachtet wurde, bescherte Kardinal Innitzer eine hochnotpeinliche Audienz bei Pius XI, in der er vom Papst zusammengeschrieen und zur Unterzeichnung einer vom damaligen Kardinalstaatssekretär Pacelli, dem späteren Pius XII, erstellten Gegenerklärung veranlaßt wurde.

Innerhalb kürzester Zeit beseitigten die neuen Machthaber allerdings jede Illusion, sich an geltende Rechtsnormen und getroffene Vereinbarungen zu halten: die Enteignung von Kirchengütern, die Schließung von Klöstern, die Beschlagnahme der erzbischöflichen Residenz zur Nutzung durch die SS, die Zerschlagung des gesamten kirchlichen Vereins- und Privatschulwesens, die Aufhebung der Theologischen Fakultät zu Salzburg, die Verhaftung einer Reihe von »unbequemen« Geistlichen und das Verbot schulischen Religionsunterrichts sprachen eine zu deutliche Sprache. Waitz sah sich auch mit persönlichen Angriffen konfrontiert, so erklangen von NS-Demonstranten im Oktober 1938 Sprechchöre wie »Wir wollen unseren Bischof sehen — in Dachau!«, »Nieder mit dem Pfaffen!«, oder »Sigismund, du schwarzer Hund!«, und wurden Fensterscheiben mit Steinen eingeworfen.

In ständig beengterer Position konnte Fürst-Erzbischof Waitz am 26. Oktober 1941, dem Christkönigs-Sonntag, noch einmal eine persönliche Genugtuung erleben, als er in seiner Festpredigt im von begeisterten Gläubigen bis zum letzten Platz vollen Salzburger Dom das NS-Regime als »Räuberstaat, dem jede Gerechtigkeit fehlt« apostrophierte. Waitz bemerkte danach bewegt: »Ich sehe, daß das Salzburger Volk noch gut ist und so habe ich die beste Hoffnung, daß alles recht werden wird.«

Diese Hoffnung sollte der 78-jährige Kirchenfürst freilich nicht mehr erleben, denn nur wenige Tage nach der bemerkenswerten Predigt, am 30. Oktober 1941, spürte er bei seiner Morgenmesse um 6.30 Uhr plötzlich einen Stich im Herzen, konnte zwar noch die Messe beenden, mußte sich danach jedoch erschöpft nochmals hinlegen, und verschied friedlich um 8.45 Uhr. Sein plötzlicher Tod nach der aufsehenerregenden Predigt gab zu Gerüchten Anlaß, er sei von der Gestapo oder vom SD vergiftet worden — alle Umstände sprechen jedoch für eine natürliche Todesursache, die auch der vom erzbischöflichen Leibarzt ausgestellte Totenschein angab: Thrombosis arterio-coronaris.

Noch am selben Tage wurde der verstorbene Erzbischof im großen Saal der Erzabtei St. Peter zu Salzburg aufgebahrt, und eine unübersehbare Menge von Menschen stieg »die sonst so einsame Stiege zum Abteisaal hinaus, um das friedliche Antlitz des Verewigten zu schauen und an seiner Bahre zu beten. Legatenhut, Legatenkreuz, rotes Birett, Pallium und Fürstenhut bildeten die Symbole seiner verblichenen Gewalt« (so sein Neffe Franz Josef Waitz, zit. nach Alexander, a.a.O., 415). Am 2. November 1941 verabschiedete sich eine vieltausendköpfige Menge im Dom von ihrem Bischof, wobei Weihbischof Johannes Filzer, der als Kapitelvikar interimistisch die Amtsgeschäfte führte, ein »flammendes Gelöbnis zu feuriger Glaubenstreue und unerschütterlichem Glaubensmute im Sinne der Christkönigspredigt des Verewigten« ablegte. Am 4. November fand dann das Begräbnis im Beisein der Kardinäle Faulhaber (München) und Innitzer (Wien), sowie vieler benachbarter Bischöfe, darunter auch seines Nachfolgers, Weihbischof Andreas Rohracher, damals gerade Kapitelvikar von Gurk, statt.

Trotz der aus aller Welt bekundeten Teilnahme, war der gleichgeschalteten Presse seiner Heimat der Tod des eigenen Erzbischofs nur eine Nennung des Namens unter der Rubrik »Todesfälle« wert. Fürst-Erzbischof Sigismund Waitz wird es verschmerzt haben können …

Mittwoch, 28. Mai 2014

Hundert notwendige Gedichte III - Conrad Ferdinand Meyer

Um es nur sicherheitshalber klarzustellen: die Reihenfolge dieser »hundert notwendigen Gedichte« ist eine mehr oder weniger zufällige, aber sicher keine »Rangfolge«! Im Einzelfall werde ich jedoch darauf hinweisen, wenn ich die Qualität eines Gedichtes als so exzeptionell ansehe, daß es nach meiner Meinung eben nicht nur in meine »Top 100«, sondern darin noch auf einen Spitzenplatz gehört.

»Das beste Gedicht« freilich kann es ebensowenig geben, wie »die beste Symphonie«, oder, noch plakativer, »das beste Restaurant« bzw. »den besten Wein«. Wer wollte denn ernstlich zwischen einem perfekt gereiften »Chateau Petrus« eines großen Jahrgangs und einer Trockenbeerenauslese »Schloß Johannisberg Riesling Goldlack« eine »Rangfolge« feststellen?!

Das folgende Gedicht von Conrad Ferdinand Meyer ist nun sicherlich eines der bekanntesten Gedichte der deutschen Literatur (und von diesen hat dieser Dichter ja gleich mehrere geschaffen!) überhaupt:

Der römische Brunnen

Aufsteigt der Strahl und fallend gießt
Er voll der Marmorschale Rund,
Die, sich verschleiernd, überfließt
In einer zweiten Schale Grund;
Die zweite gibt, sie wird zu reich,
Der dritten wallend ihre Flut,
Und jede nimmt und gibt zugleich
Und strömt und ruht.

Auf Wikipedia (manchmal ist sie ja doch zu was gut!) kann man noch zwei frühere Versionen dieses in seiner Makellosigkeit der siebenten, der Endfassung, wohl unübertroffenen Werkes vergleichen. Auch jene zweifellos reizvoll und gelungen — aber sie haben doch nicht die einzigartige Geschlossenheit von Form und Inhalt, die dann die Endversion auszeichnet.

Bemerkenswert allein schon ist der — so einfache, und doch so wirkungsvolle — Kunstgriff, das aus vierhebigen Versen bestehende Gedicht mit einer zweihebigen Schlußzeile zu beenden, um dadurch automatisch den Sprachduktus zu verlangsamen, und so das in sich ruhende Strömen des Wassers sinnfällig zum Ausdruck zu bringen.


(Brunnen im Garten der Villa Borghese)


»Hundert notwendige Gedichte« (geordnet nach Autorennamen): Joseph von EichendorffAlbrecht von Haller.

Interessantes Video



Dinge, die man nicht wissen soll. Von den »man« nicht will, daß man sie weiß. Wer freilich glaubt, daß das alles bloß ein österreichisches Phänomen ist (nach Fürst Metternichs bekanntem Bonmot, daß der Balkan am Wiener Rennweg anfange), dürfte sich allerdings massivst täuschen.

Harvey Friedmann ist jedenfalls eine aufmerksame Security-Mannschaft zu wünschen ...

Dienstag, 27. Mai 2014

»99 Prozent der Politik ist vollkommen überflüssig«

... meint Susanne Kablitz gegen Ende ihres stimmigen Artikels über die Wahl des EU-»Parlaments«:
Herzlichen Glückwunsch, Nigel Farage!

Nigel Farage hat Labour und die Konservativen schlagen können – zum ersten Mal in der Geschichte Großbritanniens, dass eine kleinere Partei den Sieg davontragen konnte. Nigel Farage, der vom politischen Einheits-Establishment gehasst, von den Wählern aber ganz offensichtlich geliebt wird.

Der Ausgang bei der Europa-Wahl ist für diesen wunderbaren Mann und dessen Partei ein fulminanter Triumph und eine Bestätigung dafür, dass es in dieser verrückten Welt doch eine ganze Menge Menschen gibt, die man mit billiger „Rechte-Ecke-Polemik“ nicht beeindrucken kann – das ist eine wirklich gute Nachricht.

Auch in Frankreich, dem Hort des Sozialismus, hat es ordentlich gerumst. So sprach der französische Premierminister von einem „politischen Erdbeben“ und sagte, dass die „Lage für Europa besorgniserregend“ sei. Hier bei uns in Deutschland ist eigentlich nichts passiert. Die AfD hat zwar sieben Prozent eingefahren, was zu erwarten war und ihr zu gönnen ist, Herr Lucke konnte aber gar nicht schnell genug betonen, dass er „auf keinen Fall rechts sei“ und eine Zusammenarbeit mit Mister Farage ausgeschlossen ist. Martin Schulz wird attestiert, dass er die Menschen in Europa „begeistert“ habe und Frau Merkel ist immer noch der unangetastete Star der ganzen Veranstaltung. Hier wird also alles so weitergehen wie bisher.
(Hier weiterlesen)
Nun, die Alliierten haben nach 1945 mit ihren Bemühungen, mittels »re-education« aus den pöhsen Teutschen willfährige Hampelmännchen zu machen, die sofort in die Windel breien, wenn man sie nur schief ansieht, vollen Erfolg erzielt. Mit einem Wort: ihre perfekte »Verhausschweinung« (um einen Begriff von Konrad Lorenz — Achtung! Pöhser Nazi, ganz pöhser Nazi, dieser Nobelpreisträger ... — zu verwenden) ist geglückt.

Wie gut geglückt sie ist, das konnte man vor einigen Tagen an einer gratismutigen Kolumne auf Jan Fleischhauers Schwarzem Kanal (S.P.O.N.) »bewundern«, der darin u.a. ausführte:
Was ist bloß mit den Kollegen los? Wir Journalisten gelten gemeinhin als tückische Brut, die es grundsätzlich besser weiß und immer etwas auszusetzen hat. Aber wenn es um Europa geht beziehungsweise die europäische Idee, wie es mit verlässlichem Hang zum Hochtrabenden heißt, falten alle brav die Hände und wünschen den Beteiligten Kraft, Erfolg und Gottes Segen.
An der Presse liegt es nicht, wenn die Sache am kommenden Sonntag schiefgeht.
Wobei das »schiefgehen« von Fleischhauer eindeutig als jener Fall definiert wird, daß diese beiden hochgejubelten Politruks nicht so toll abschneiden (was ja auch der Fall war). Nein — so wirklich schiefgegangen wäre die Chose für uns nur, wenn's umgekehrt gewesen wäre! Jan Fleischhauer darf seinen Bekennermut noch an anderen schiefen Vergleichen üben, wie bspw.:
Ich finde die europäische Einigung toll, so wie ich auch Kreditkarten, E-Mail-Verkehr und Magerquark toll finde und alles andere, was einem das Leben erleichtert. Umgekehrt schmerzt mir das Hirn, wenn ich einen Hanswurst wie Beppe Grillo oder Nigel Farage mit seinem seifigen Hemdenverkäufergrinsen sehe. Ich würde auch nie die AfD wählen. Ich wähle grundsätzlich keine Parteien, deren Vertreter in ihrem Missionsbedürfnis so wirken, als hätten sie zu viel Zeit bei den Zeugen Jehovas verbracht.  
Ich finde Kreditkarten mitunter ganz praktisch (aber weit von »toll« entfernt — ich bin schließlich kein Konsumtrottel, der sinnlos-teure Spontankäufe mit erfülltem Leben verwechselt), ebenso auch den E-Mailverkehr. Aber nicht mehr. Und Magerquark ist ein Topfen, höchstens für magersüchtige Tussen geeignet — da fast völlig geschmacklos und damit  kaum genießbar.

Ein Autor, der die europäische Einigung also »ebenso toll« findet wie Magertopfen, sagt zwar (und fast schon brutal!) die Wahrheit über dieses Wahnwitzprojekt — wenn er dies jedoch nicht einmal merkt, sondern noch als Kompliment meint, sollte er freilich einen anderen Beruf ergreifen. Und wer Luckes Auftreten mit dem eines Missionars der Zeugen Jehovas verwechselt, hat entweder nie einen solchen gesehen, oder er will vorsätzlich diffamieren. Was ich bei Herr Fleischhauer schon für möglich halte.

Denn einer, der noch nach Jahren damit hausieren geht, er sei »aus Versehen konservativ geworden«, um für seine Coverversion von »Freiheit mit Maulkorb« einen schicken Aufhänger zu haben, wandelt zu sehr auf Schmock's Spuren (»... ich kann schreiben links, ich kann schreiben rechts ...«), als daß ich ihm Glauben schenkte — denn da glaube ich sogar einem »seifigen Hemdenverkäufergrinsen« noch eher.

Montag, 26. Mai 2014

Das EU-»Parlaments«wahl-Ergebnis

... wird durchaus kontroversiell diskutiert. So betitelt etwa der Journalist Guido Grandt einen Artikel: »Eu(ro)schande abgestraft«. Ist zwar durchaus richtig, doch möglicherweise trotzdem zu optimistisch. Die »DeutschenWirtschaftsNachrichten« hingegen bringen Argumente »Warum der Erfolg der AfD perfekt in Merkels raffinierte EU-Taktik passt«. Argumente, die man nicht einfach vom Tisch wischen kann ...

Aus Sicht LePenseurs ist das Ergebnis (wie zumeist) recht durchwachsen — aber, Hand aufs Herz: hat jemand schon erlebt, daß der Blogautor mit einem Ergebnis ganz zufrieden gewesen wäre ...?

Also gehen wir's mal so durch:
Das wichtigste Motiv für die Nichtwähler, nicht zur Wahl zu gehen, war die "Sinnlosigkeit" der EU-Wahl, sagte der Politologe Fritz Plasser bei der Präsentation der Wahlanalyse am Montag. (DiePresse)
... also, von wegen »Denkzettelwahl« & Co. — da geht's uns offenbar immer noch viel zu gut, als daß der schöne Sonntag nicht zu was »Sinnvollerem« genutzt wird, als zum Gang ins Wahllokal. Nur: solange die EU-Verdrossenen zu Hause bleiben, werden sie vom unverdrossenen Stimmvieh einfach ausgebootet. Und unseren Politruks sind niedrige Wahlbeteiligungen keineswegs unlieb. Denn sie minimieren das Risiko einer Abwahl.

Die Ergebnisse in Österreich und Deutschland sind ganz nett, aber letztlich völlig piepegal. Österreich wird wegen seiner Kleinheit ohenhin kaum wahrgenommen (mit 18 von 751 Mandaten hüpft man nicht weit — auch nicht als Nettozahler). Ob die FPÖ dabei den ersten oder dritten Platz belegt, brächte gerade mal ein (!) Mandat zum wandern. Also »dschast wurscht«, wie der Angelsachse sagt.

Die 7% der AfD sind ein ermutigender Beginn — aber halt auch nicht mehr. Erdrutsche von EU-unkritischen Lager ins EU-kritische sehen — siehe Frankreich — wohl anders aus. Hätte die AfD die Linke oder gar die GrünInnen überrundet, ja, dann wäre das ein kleiner Donnerschlag gewesen. Aber so...? Offenbar ist der deutsche Michel (noch) nicht so weit, daß er sich von Mutti & Gabi emanzipieren wollte.

Hoffnung machen die Ergebnisse in Großbritannien und Frankreich: hier könnten tatsächlich die jeweils regierenden Kräfte unter Zugzwang kommen. Fraglich ist nur, ob sie nicht Zuflucht zu Repressalien nehmen und die siegreichen EU-Kritiker durch konzertierten Einsatz von Systemmedien, Polizei, Justiz und Finanzfahndern fertigmachen. »Viele Hunde sind des Bären Tod«, heißt es ja bekanntlich ...

Und wenn das nicht funktionieren sollte, wäre ein tragischer Autounfall (oder vielleicht ein Amoklauf eines in seiner Volks- und/oder Religionsehre gekränkten Kulturbereicherers) immer noch ein Ausweg, der Kritik die Spitze zu nehmen (pun intended).

Zu düster? Nun, warten wir's ab. Johann Nestroy fragte einmal: »Wer zählt die Grabinschriften meiner Hoffnungen?« LePenseur kann die Berechtigung dieses Frage leider schwerlich bestreiten ...

Was heutzutage erregt, und was nicht

Vor ein paar Wochen erschütterte ein veritabler Nipplegate-Skandal die tiefbetroffenen deutschen Medien:

Nackt-Skandal beim Finale von "Germany's next Topmodel" 2014

Panne bei ProSieben: Beim Live-Finale von GNTM war Kandidatin Jolina für den Bruchteil einer Sekunde ohne Oberteil zu sehen. Nun muss sich der Münchner Sender gegen einen Shitstorm wappnen. Denn die Schülerin ist erst 17. [...]

Empörte Zuschauer machen ihrem Ärger in den sozialen Netzwerken Luft. Bei Facebook schreibt ein User: "Unmöglich! Das Mädchen ist immer noch minderjährig, die Eltern sollten ProSieben verklagen." Ganz ähnliche Kommentare hagelt es bei Twitter: "Eine 17-Jährige ohne BH beim Umziehen filmen ist selbst für GNTM ein Tiefpunkt."
MannOhMann! »Seventeen years old, and never been kissed«, oder wie? Aufwachen, bitte! 17-jährige haben in Zeiten des Internets schon hundertmal mehr nackte Nippel gesehen, als die Generation ihrer  Großeltern in ihrem ganzen Leben. Und ihnen wurde in hunderten Stunden Sexualkunde-Unterricht erklärt, was beim Oral- und Anal- und ... ähm ... sonstigen Verkehr (wir wollen doch nicht heteronorm sein!)  zu beachten und zu optimieren wäre, und wie man Kondome richtig aufrollt, und wie man einen klitoralen Orgasmus bekommt. Und dann ist auf einmal ein ohnehin unsichtbar bdegliebener Nippel für einen Sekundenbruchteil ein »Skandal«? Was soll dieser verquaste Blödsinn!

Wenn dagegen in Wien ein Transen-Model auf stadtweit affichierten Plakaten — links in der Version mit glattrasierter Möse, daneben mit ebensolchem Schniedel — wochenlang für den Aids-Ball werbend zur Schau gestellt wird, dann ist das selbstmurmelnd kein Skandal, sondern bewundernswertes Zeichensetzen für Toleranz.


Aber sonst geht's noch gut, oder ...?

Am 26. Mai 1924 beschloß der US-Senat

... den »Immigration Act of 1924« (auch als »National Origins Act«, »Asian Exclusion Act« oder »Johnson-Reed Act« bezeichnet), mit welchem unerwünschte Immigration mit Quoten geregelt werden sollte. Bestimmte Herkunftsländer aus dem asiatisch-pazifischen Raum (wie Japan, China, Philippinen (obowhl damals US-Kolonie), Thailand, Französisch-Indochina, Singapur, Malaysia, Niederländisch-Indien (heute: Indonesien), Britisch-Indien (inklusive Burma, Ceylon etc.) waren faktisch überhaupt ausgeschlossen. Die deutsche Wikipedia schreibt dazu ersichtlich schaudernd:
Den Effekt illustrieren einige Beispiele: In den zehn Jahren nach 1900 wanderten jährlich etwa 200.000 Italiener ein. Mit der Durchsetzung der Quoten von 1921 durften nur noch 4.000 pro Jahr kommen. Die Quote für Deutschland betrug dagegen über 57.000. 86% der 165.000 Einreisen entfielen auf die Britischen Inseln, Frankreich, Deutschland und andere nord- bzw. westeuropäische Länder.
Lassen wir den Schauder heutiger Gutmenschlichkeit auf sich beruhen — zweierlei ist jedenfalls durchaus bemerkenswert und Grund, sich kurz mit diesem Gesetz zu beschäftigen:

1. erklärt sich daraus, warum die Regierung der Nazis in Deutschland und viele ihrer Gesetze der öffentlichen Meinung ind en USA die längste Zeit piepegal waren. Deutschland und die Nazis wurden erst durch ihre Abgrenzung gegenüber dem Geld- und Machtoligopol der City of London und der US-East-Coast zum gehaßten Feind.

2. ist, bei allem gutmenschlichen Schaudern, die Zuwanderung aus Mittel-, West- und Nordeuropa jedenfalls der US-Wirtschaft und -Gesellschaft so übel nicht bekommen. Die heutige Zuwanderung findet vielfach aus Dritte-Welt-Ländern statt (obwohl die USA da immer noch unendlich selektiver vorgehen als die doofen EUropäer!), und die Resultate sind, milde gesagt, weniger erfolgreich.

Nun ja. Alles Dinge, über die man nur anonym etwas schreiben darf ...

Sonntag, 25. Mai 2014

Der Denker von Würselen

... der sich anschickt, nach jahrelanger Alt-Denke im EU-»Parlament«, Europa neu denken zu wollen,


dieser Martin Schulz also ist die Inkarnation des Deutschen, der allein die Chance hat, Präsident der EU-Kommission zu werden. Was — leider — ebensoviel über die EU insgesamt, wie auch über die Rolle der Deutschen in der EU aussagt. Über Herrn Schulz sowieso ...

Der verdienstvolle Satire- & Informations-Blog »Politplatschquatsch«, dessen beide Tätigkeitsfelder bei der EU-»Wahl« weitestgehend in eines zusammenfließen, hat das alles in einem lesenswerten Artikel zusammengefaßt, der mit den Worten endet:
Schulz rufe "seine Landsleute dazu auf, für ihn zu stimmen, weil er Deutscher ist", urteilt das "Luxemburger Wort" - wohl in Angst, dass Schulz' Konkurrent, der Luxemburger Jean-Claude Juncker, keine Chance mehr hat, wenn die Deutschen massenhaft nach ihrem Blut entscheiden und dem Twitter-Aufruf des Medienjournalisten Stefan Niggemeier folgen: „Deutsche, wählt nicht den Luxemburger!“ 
Irgendwie bin ich fast froh, daß die Wahl-Qual heute ein Ende haben wird. Ein schreckliches, wie zu befürchten steht. Denn daß die EU-Realisten — die im Propaganda-Newspeak der Systemmedien abwechselnd als »Europakritiker« oder »EU-Hasser«, mindestens jedoch als »Europaskeptiker« bezeichnet werden — im neuen Wanderzirkus die Mehrheit haben werden, ist ohne veritables Wunder leider nicht zu erhoffen ...

»Nutzer zahlen kostenlose Dienste mit ihren Daten.«

Mit dieser trockenen Bemerkung bringt IT-Sicherheitsexperte Bruce Schneier die Sache in einem lesenswerten Interview für die NZZ auf den Punkt:

Samstag, 24. Mai 2014

»Allein gegen den Strom«

... wird auf  Youtube ein Interview von Frank Elstner mit Prof. Krone-Schmalz betitelt. Diese Sendung stammt bereits vom 3. Mai, ist aber auch heute nicht weniger sehenswert:



Die Stasi lebt

»Wozu gibt es die diversen Geheimdienste eigentlich?«
»Na — die sollen halt spionieren!«
»Und wozu gibt es den Verfassungsschutz?«
»Nun, der soll verhindern, daß durch irgendwelche Kräfte die verfassungsmäßige Grundordnung ausgehebelt wird — ist doch klar!«
40 Prozent der Daten des Verfassungsschutzes Niedersachsen müssen gelöscht werden

Florian Rötzer21.05.2014

Die Überprüfung durch eine Task Force stellte viele Missstände und Verletzungen des Grundrechts auf informationelle Selbstbestimmung auch bei Journalisten und Anwälten fest

Eigentlich ist der Bundesverfassungsschutz dafür zuständig, über "Bestrebungen, die gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung gerichtet sind", und Spionage zu informieren. Das hat er offensichtlich bei den besten Freunden der NSA nicht gemacht, während im Hinblick auf die NSU einmal wieder deutlich wurde, dass er — bestenfalls — auf dem rechten Auge blind war. Verfassungsschutzchef Maaßen erklärte, erst über Snowdens Leaks Kenntnis von NSA-Überwachungsprogramm erhalten zu haben. Auch wenn er das Abhören von Merkels Handy bedauert, will er an der guten Zusammenarbeit mit den US-Geheimdiensten nichts ändern und macht schon deutlich, dass er auch gegenüber dem NSA-Untersuchungsausschuss nicht gerade auf Offenheit setzt.
(Hier weiterlesen)

Aufschlußreicher Artikel, bis auf den »Hinblick auf die NSU« — da fragt man sich halt schon, ob der Reporter wirklich so naiv ist, oder ob er einfach weiß, daß gewisse Tabuthemen nicht einmal bei www.heise.de hinterfragt werden dürfen.

Sehen S', genau dafür (nämlich: daß das nicht hinterfragt werden darf) haben wir den Verfassungsschutz: Schild und Schwert der freiheitlich-demokratischen Grundordnung ...

Freitag, 23. Mai 2014

Auf Jandl'schen Spuren

... wandelt Kollege Geistbraus. Pöhse — aber nicht ohne Berechtigung, würde ich sagen ...

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P.S.: was mich einerseits nicht verwundert, aber dann doch irgendwie schon, ob der Geschwindigkeit des von mir prognostizierten Eintritts, ist die Halbwertszeit des von vier Komponisten verwursteten (oder doch verwurschtelten? Das heißt in Österreich nämlich was ganz anderes) Allerwelts-Songs, der schon beim einmaligen Anhören (zu mehr war ich nicht bereit) bereits wie ein Kondens-Medley der gefühlt letzten zehn James-Bond-Titelmelodien klang. Blogger-Kollegin Cinderella01 (vom »Beiboot Petri«-Blog) schrieb nämlich diesbezüglich:
Ich bin da eher für “is mir wurscht”.
Ich habe das die letzten Wochen mal verfolgt: Im deutschen iTunes-Store ist das wurscht kurz nach dem ESC auf Platz 3 eingestiegen, einig Tage später war es auf 28, inzwischen nicht mal mehr in den Top 50.
Die offiziellen deutschen GFK-Charts sehen einen Einstieg von C.W. auf Platz 5, aber der holländische Titel stieg auf Platz 3 ein…. also sehen wir gelassen zu …..
Denke, dass nächste Woche der Pfeil wieder nach unten zeigt.
Nur bei YouTube wurde der Titel über 14 Mio mal angeklickt. Aber da kostet’s ja auch nix und z.B. die Evian Roller Babies wurden 75 Mio mal angeklickt. Ist also alles relativ.
Richtig: alles ist relativ. Außer der Desinformation unserer Medien — denn die ist zumindest relativ absolut ...

»Heiliger Timotheus zur Rettung!«

... lautet der Titel eines ebenso amüsant-süffisanten wie zugleich informativen Artikels von Bill Bonner auf »BankhausRott & Frank Meyer«:

Tim Geithner ist zurück. Der ehemalige US-Finanzminister teilt uns mit, dass dank ihm und seinen Anhängern die USA eine “weitere Weltwirtschaftskrise” abwenden konnten. “Wir haben das finanzielle Feuer gelöscht”, nimmt er in Anspruch, “nicht weil wir die Banker schützen wollten, sondern weil wir Massenarbeitslosigkeit abwenden wollten.”
So oder so hat er verhindert, dass zumindest eine Person arbeitslos wurde: Timothy Geithner…
Nachdem seine Pflicht beim Finanzministerium vorüber war, wendete er die Nase und teilte der Welt mit, dass er kein weiterer korrupter Bürokrat sei, der durch die Drehtür nun zur Wall Street wechseln würde. Ein paar Monate später… wush!…. und da war er, in einer “Private Equity”-Firma. 

Zwei Wölfe, ein Schaf
 
Die Definition von Demokratie ist diese: Zwei Wölfe und ein Schaf entscheiden, was sie zum Abendessen haben werden. Die Wölfe folgen – ohne Zweifel – Papst Franziskus. Denn der Papst glaubt, dass Regierungen den Reichtum umverteilen sollten. Viele Menschen stimmen ihm zu. Sie wollen, dass der Raub verteilt wird. Es ist eine Schande, dass der Papst sich nicht darum kümmert, wie der Reichtum überhaupt geschaffen worden ist.
Ja die in oeconomicis (statt in oecumenicis) dilettierenden Päpste, will jetzt der geeichte Atheist und Antiklerikale sofort loslegen — doch gemach, gemach ...!

Bill Bonner zeigt uns anhand der Geschichte ab 1929, daß die ach so großartigen Experten in den und um die diversen Regierungen keinen Deut weniger dilettantisch unterwegs waren und sind. Der einzige Unterschied: sie kommen sich dabei immer weitaus unfehlbarer vor als die Päpste.

Dennoch — das sei zugegeben — Bill Bonner kann sich mit dem derzeit aktuellen (man könnte auch sagen: akuten) Papa Bonasera I nicht so wirklich anfreunden:
... wenn Gott einen Plan zur Umverteilung des Reichtums hat, dann hat er vergessen, den zu erwähnen. Aber die höchste Autorität in der römisch-katholischen Kirche hat auch Gedanken dazu. Hier die Huffington Post mit der Story: “Papst Franziskus rief am Freitag die Regierungen auf, den Reichtum zugunsten der Armen umzuverteilen in einem neuen Geist der Großzügigkeit, um die `Wirtschaft des Ausschlusses zu dämmen, welche heutzutage um sich gegriffen hat.”
 
“Der erste Papst aus Lateinamerika hat oft die Ungerechtigkeiten des Kapitalismus und des globalen Wirtschaftssystems beklagt, welches an viel Humanität zu wünschen übrig lässt.”

Genehmigt es Gott, Geld zu nehmen, mit Gewalt, um es dann von bestimmten Menschen anderen zu geben? Wieviel Geld sollte eine Familie von vier Personen haben, denkt Gott? Geht es den Menschen besser… oder schlechter… wenn der Reichtum umverteilt wird? 

Ich weiß es nicht. Und auch niemand sonst.
Der Papst denkt da anders. Vielleicht sollte er einfach www.rottmeyer.de auf seiner Favoritenliste speichern. Etwas Weiterbildung schadet nie ...

Die Kirche muß weiblicher werden

... schallt es von Scheibbs bis Nebraska (wie der Wiener sagen würde). Also, wenn sie dann so aussieht:


... könnten wir darauf ohne Bedauern und leichten Herzens verzichten. (Weitere Infos hier)

Donnerstag, 22. Mai 2014

Schulz, der Europa seit 20 Jahren mitaufbaut

und sämtliche Entscheidungen zur Gestaltung der EU bis hierher mitgetragen hat, tritt jetzt an, die EU zu erneuern, sie "vom Kopf auf die Füße zu stellen" (Schulz) und die Staatengemeinschaft zur echten Volksrepublik zu machen.
 So eine Formulierung kann nur unserem bekannt scharfzüngigen Satire- & Informations-Blog PPQ einfallen — Chapeau! Touché! Satire vom Feinsten! 

Nein, leider nicht. EUropäische Realität 2014 ...

Überlegungen zur EU-»Wahl«

Im libertär-konservativen Lager herrscht hinsichtlich der am Sonntag anstehenden »Wahlen« zum EU-»Parlament« eine gewisse Ratlosigkeit: wen soll, ja: wen kann man denn überhaupt wählen ...?

Und häufig wird — aus einer nachvollziehbaren Entmutigung heraus — die Meinung vertreten, daß man sich nicht durch Beteiligung an dieser Wahlsimulation beschmutzen und daher gar nicht erst teilnehmen solle. Das Argument mag ja ehrenhafte Motive haben — aber ich halte es doch für verfehlt. Nicht-Teilnahme führt höchstens zu ein paar pseudobesorgten Wortspenden vor laufenden Kameras am Sonntagabend (samt betulichem Leitartikel am Montag in ein paar »Qualitätszeitungen«) — doch in Wahrheit ist eine niedrige Wahlbeteiligung unseren Politruks, pardon l'expression, scheißegal. Sie bekämen ihre Mandate auch zugeschanzt, wenn 90% der Wähler nicht hingingen. Sie bekämen sie nur dann nicht, wenn möglichst viele zwar wählen gehen, aber halt wen anderen wählen, als irgendeine von den Blockparteien der »Internationalen Front des scheindemokratischen Europa«. Deshalb: wählen gehen! Und zwar jeweils die Partei, die den Politruks des EU-Establishments am kräftigsten auf den Sack geht, und von deren Wahl man sich  nach der Wahl die geringsten Probleme in der »Performance« ausrechnet. Gestürzt werden kann das System »EU« ohnehin nicht durch Wahlen, sondern nur durch den Zusammenbruch infolge ihrer Ineffizienz, galoppierenden Korruption, und irgendwann daraus resultierenden Bürgerrevolten.

An eine »Reform der EU« zu glauben, überlasse ich jenen Menschen, die ebenso glauben, daß die Polizei unser Freund und Helfer sei, oder unsere Renten sicher.

1. Situation in Österreich:

Als Österreicher hat man das große Glück, wenigstens eine Partei zur Auswahl zu haben, die 1. mit Sicherheit im EU-»Parlament« vertreten sein wird, und welche 2. nicht zu 100% im EU-Machtgeflecht verhabert ist: die FPÖ. Natürlich, ich weiß — die FPÖ ist laut Selbstdefinition eine »patriotische Heimatpartei« (was schon vor Jahren Christian Ortner zu billigen Witzchen, daß das vor 1945 noch ein bisserl anders umschrieben worden sei, veranlaßte), und jedenfalls — von ihrer Wählerschaft wie ihren Funktionären her gesehen — zu einem nicht geringen Teil eine Proletenpartei. Berührungsängste sind daher ebenso verständlich wie angebracht. Aber: auch Prolos können manchmal rechthaben! Und in einer Reihe von Fragen argumentiert und agiert die FPÖ (eingedenk ihrer durchaus bürgerlich-liberalen Wurzeln in der deutschnationalen Bewegung weit vor Hitler!) bei weitem »bürgerlicher« als die ÖVP.

Daß angesichts eines klassischen EU-Politruks wie Karas als Spitzenkandidat der ÖVP diese wohl nicht ernstlich wählbar ist, liegt auf der Hand. Sie wäre es angesichts der »Sozialisierung« der Partei, die sich höchstens durch eine rudimentäre Kenntnis des Vaterunser-Gebetes von den anderen Sozen in Österreich unterscheidet, ohnehin nicht. Daß die linken bis linksextremen Fraktionen (NEOS, SPÖ und GrünInnen) ohne akute Geistesstörung nicht gewählt werden können, bedarf wohl keiner weiteren Begründung.

Das BZÖ, seit Haiders finalem Abgang und der Rückwanderung der Kärntner Landespartei zur FPÖ ohnehin ein Todeskandidat, ist mittlerweile auf gutmenschelndem Linkskurs, das »Team Stronach« tritt sicherheitshalber erst gar nicht an — bleiben noch Ewald Stadlers REKOS. Nun ja, wer für Weihrauch und lateinische Messe schwärmt, mag sich dafür erwärmen (sonstige Programmpunkte sind teils ganz vernünftig, teils recht verschroben, und teils schlichtweg nicht vorhanden). Nur fragt sich, ob eine Stimme für Stadler nicht einfach weggeworfen ist, denn die Überschreitung der Mandatsgrenze ist in einem kleinen Land wie Österreich mit wenigen EU-Abgeordneten nicht so einfach.

Fazit: wer ein Signal setzen und auch sicher gehen will, daß es sichtbar wird, kommt wohl um die FPÖ nicht herum. Wer — bspw. infolge einer Privatoffenbarung — glaubt, daß auch Stadler es schafft, kann (so ihn dessen »tradiländische« Bigotterie nicht stört) REKOS wählen und damit sichergehen, den Eurokraten damit einen Tritt in die Weichteile zu verpassen. Einen kleinen nur, aber immerhin ...

2. Situation in Deutschland:

Diese ist aus zwei Gründen völlig anders geartet — einerseits gibt es durchaus wenigstens eine Partei, die man als liberal/libertär-konservativer Mensch ohne Magengeschwüre zu bekommen, wählen kann, andererseits ist durch die große (obwohl noch immer schandbar unterrepräsentierte!) Mandatszahl Deutschlands seit dem Fall der 3%-Hürde auch der »Eintrittspreis« deutlich gesunken, sodaß sich manch »taktische« Verrenkung jetzt erübrigt: man darf seine Treffer ins Gemächte der Politruks auch direkt austeilen und muß sie nicht über die Bande spielen ...

Überflüssig zu sagen, daß die CDUCSUSPDFDPGrünInnen-Fraktion unwählbar ist. Trotz einzelner Lichtblicke wie Schäffler, oder Nebelgranaten wie Gauweiler. Es ist letztlich alles »derselbe Bund Hadern«, wie der Wiener sagt. Daß die in die EU-Nomenklatur längst schon halbintegrierte »Linke« auch nur eine Pseudo-Alternative ist, sollte sich auch bereits herumgesprochen haben. Wenn ein ehemals maoistischer Studentenfunktionär heute als »Konservativer« der EU-Kommission vorsitzen kann, dann ist ein ehemaliger Sozial»demokrat« wie Lafontaine als Medienstar der Linken auch keine Überraschung. Geschweige denn eine »Alternative«.

Welche Alternativen bieten sich also zum eurokratischen Einheitsbrei? Da die PdV bekanntlich nicht zugelassen wurde, verbleiben im wesentlichen:

2.1. AfD:

Durch ihren Antritt bei der letzten Bundestagswahl braucht die Partei hier kaum großartig vorgestellt zu werden. Manch 150%igen Libertären wird natürlich der Mageninhalt hochkommen, wenn er Lucke auch nur sieht — aber da muß man halt durch! Ich frage mich im politischen Diskurs regelmäßig: »Wollen die jetzt die reine Lehre, oder wollen die auch gewählt werden?« — und so, wie (nach einem klassischen Ausspruch aus dem wilhelminisch-preußischen Landtag) »Bier, was nich getrunken wird, seinen Lebenszweck verfehlt [hat]«, genauso hat auch eine Partei, die nicht drauf schaut, gewählt zu werden, irgendwie nicht ganz behirnt, worauf es ankommt. Pro AfD spricht, daß sie eine eurokratie-kritische Stimme in Deutschland ist; kontra AfD spricht dagegen, daß keiner weiß (oder auch nur ahnen kann), wie sehr sich diese »Professorenpartei« nach der Wahl verbiegen läßt/wird.

2.2. div. »rechts(extrem)e« Parteien:

Nun, was teils rechts(extrem) ist, teils von den deutschen Systemmedien halt so als »rechts(extrem)« bezeichnet wird ... ... die Republikaner, ProNRW, NPD: das wäre natürlich ein sehr deutlicher Tritt in die Weichteile unserer Eurokraten — nur sollte man sich diesen besser nur in städtischen, anonymen Wahlsprengeln trauen! Angesichts der Verluderung unseres Rechtsstaates und der kriecherischen Mentalität der meisten Mitbürger könnte schon der gezielt ausgestreute Verdacht, man könne das »schwarze Schaf« gewesen sein, zur Verfolgung bis zur Vernichtung der bürgerlichen Existenz führen. Und in Anbetracht solcher Folgen steht sich eine letztlich wirkungslose, da im wesentlichen bloß der Beruhigung des eigenen Gewissens dienende Protesthandlung wohl kaum dafür!

Fazit für Deutschland: insgesamt recht unerfreulich, wenn man der AfD karrieregeile Schmiegsamkeit nach der Wahl unterstellt. Wenn nicht, dann hat man wenigstens eine Alternative. Ob zu recht, erfährt man freilich erst nach der Wahl ...

Nochmals (um allfälligen Schreckensreaktionen irgendwelcher Naivlinge und/oder Flachdenker zuvorzukommen): bei dieser Wahl geht es nicht um eine »positive Wahl« einer Partei, deren Programmatik man überzeugend findet — bei der undemokratischen Machtverflechtung in der EU, die das EU-»Parlament« zur Statisterie à la DDR-Volkskammer verkommen läßt, ist die »Wahl« ohnehin nur als Denkzettel gegen den Rat der Kommissäre der EUdSSR irgendwie sinnvoll. Wer es mit seinem Gewissen nicht vereinbaren kann, eine »anrüchige« Partei zu wählen, um denen in Brüssel klarzumachen »Uns stinkt's!«, der kann ja zuhause bleiben. Er sollte dann aber nicht jammern, wenn ihm die Scheiße, die ihm die EU schon seit Jahren auf den Kopf kippt, auch noch weitere fünf Jahre kräftig duftend in die Kopfhaut einmassiert wird.

Deshalb: Zeichen setzen! Demokratische Hochämter werden woanders zelebriert ...

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P.S.: Kollege Rayson hat zu diesem Thema seine — und, wie immer, gut begründete — Meinung.

Mittwoch, 21. Mai 2014

Was aus der Wirklichkeit werden kann

... wenn man eine Wahlkampf-Werbeagentur dranläßt, zeigt die Gegenüberstellung zweier Videos (Dank an Frank Meyer):



Frank Meyer hat daher einen wirklich zielführenden Vorschlag bereit: wenn Wahlkampf ohnehin nichts mit der Realität zu tun hat — warum nicht über eine sinnvollere Nutzung der Plakatflächen nachdenken?
Die künftige EU-Regierung sollte verfügen, dass bei der nächsten Wahl, sollte es je wieder eine geben, denn Götter regieren ja ewig… 97% der Werbefläche auf den Plakaten für Warnhinweise wie auf Zigarettenschachteln genutzt werden. Wahlplakate gefährden ihre Gesundheit, ihr Nervenkostüm, ihren Geldbeutel – oder alles zusammen.
Ja, das hat was ...

Eine interessante Hypothese

... stellt Hadmut Danisch auf:
Pseudowachstum durch Scheinwirtschaft?

Ist das eine Erklärung für verschiedene seltsame Erscheinungen?

Mir schreibt gerade ein Leser etwas im Kontext einer Stelle in meinem Buch. Ich hatte im Buch über die Frauenquote betrachtet, dass unsere Wirtschaft auf einem permanenten Wachstum beruht, das wir auf normalem Wege nicht mehr hinbekommen. Nach dem zweiten Weltkrieg waren wir erst einmal ganz unten, aber dann kam das Wirtschaftswunder der 50er Jahre. In den 60er und frühen 70er Jahren waren wir an dem Punkt, an dem wir eigentlich prima verdienten. In der Familie genügte es, wenn einer arbeiten geht. Das reichte für ein Haus, regelmäßigen Urlaub im Ausland mit der ganzen Familie (damals war das noch so üblich, dass man in der Schule nach den Ferien einen Aufsatz darüber schrieb, an welchen tollen Orten man in Urlaub war, was heute nicht mehr geht, weil viele keinen Urlaub mehr haben und das zu peinlich würde) und für spätestens alle paar Jahre ein neues Auto, das natürlich am Samstag stolz gewaschen wurden. Das Auto als Statussymbol. Und Frauen gingen nicht arbeiten. Damals wurde gelästert und getuschelt, dass es da wohl der Mann nicht bringt, wenn die Frau arbeiten gehen musste.

Dann bekamen wir aber unser eigenes Wachstum nicht mehr hin, und brauchten die „Gastarbeiter”. Es wurden damals gezielt viele Leute aus dem Ausland, vor allem der Türkei, hereingeholt, um unser Wachstum weiter am rotieren zu halten. (Viele derer, die so gerne gegen Ausländer wettern, übersehen dabei, dass die Deutschen die Gastarbeiter damals mit großem Nachdruck angeworben und hergebeten haben, weil sonst die Wirtschaft eingebrochen wäre.)

Bemerkenswerterweise genau zu dem Zeitpunkt, als die Zuwanderung der Gastarbeiter ihren Höhepunkt überschritten hatte (weil sich bei denen rumsprach, dass das jetzt auch nicht so der reine Honig war), kam eben die „Emanzipation der Frau” auf. Auf deutsch: Schluss mit rumhängen, Arbeiten gehen! Wurde ihnen so verkauft, dass sie es toll fanden.
Natürlich nur eine Hypothese, die so leicht nicht zu beweisen sein wird. Aber eine, die nicht eben unplausibel erklärt, daß das, was da abläuft, wenn's auch Wahnsin ist, doch Methode hat ...

Dienstag, 20. Mai 2014

Luftblasen

»Die Presse« kann sich nicht einkriegen vor empörter Schnappatmung (ja, das Abschreiben von APA/dpa ist anstrengend!):
Milliardenprofite aus Zwangsarbeit und sexueller Ausbeutung

Laut einer Studie der Internationalen Arbeitsorganisation werden durch sexuelle Ausbeutung und Zwangsarbeit Profite in der Höhe von 150 Milliarden Dollar gemacht.

Durch Zwangsarbeit einschließlich sexueller Ausbeutung werden nach UN-Angaben weltweit Profite in Höhe von jährlich 150 Milliarden Dollar (110 Milliarden Euro) gescheffelt. Fast zwei Drittel dieser illegalen Gewinne - nämlich 99 Milliarden Dollar - würden durch die Zwangsprostitution entstehen, heißt es in einer Studie der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO).

Am stärksten sei Zwangsarbeit - bei einem sehr hohen Anteil von sexueller Ausbeutung - in Asien verbreitet, gefolgt von entwickelten Volkswirtschaften einschließlich der EU, heißt es in dem am Dienstag in Genf veröffentlichten Bericht. Betroffen seien weltweit 21 Millionen Männer, Frauen und Kinder, erklärte ILO-Generaldirektor Guy Ryder.
Aha. Jetzt sind wird verblüfft, erschüttert und betroffen. Also ... um die Zahlen einmal in Relation zu setzen. Gehen wir von ca. 3 Milliarden Menschen in Asien und Europa aus, dann betragen die »Milliardenprofite« gerade mal 50 Dollar pro Kopf. Was unter »ferner liefen« fiele. Dividieren wir sie durch die angebliche Zahl der »Betroffenen«, dann kämen wir auf einen pro-Kopf-Profit von über 7.000 Dollar, was angesichts des geringen Einkommens in den meisten asiatischen Ländern unrealistisch hoch ist.

Seltsam auch, daß auf die Sklavenhaltung in islamischen Regionen dezent »vergessen« wurde. Aber vielleicht möchte Guy Ryder keine Abreibung aus Saudi-Arabien & Co. riskieren. Verständlich, aber nicht sachdienlich. Aufgemacht wird das natürlich mit einer erkennbar europäischen Puff-Szenerie


... so als ob das die typische Form der Zwangsarbeit wäre. Ist sie nicht. Wenn »Zwangsprostitution«, dann ( wenn es die Feministinnen noch so sehr trommeln) kaum bei uns. Denn das rührselige G'schichtl vom braven, unschuldig-naiven Mädel aus der Osteuropa/Afrika/Südostasien, das von pöhsen Mädchenhändlern als Tänzerin angeworben wird, doch dann — huch! — in einem Bordell unter Schlägen zur Prostitution gezwungen wurde, ist so doof, daß man schon Feministin sein muß, um es zu glauben.

Zwangsprostitution gibt es natürlich — aber v.a. in den betreffenden »Lieferländern« selbst. Denn daß irgendein Mädel aus dem thailändischen Dschungel in einem dortigen Provinzstadt-Puff landet, weil die Familie Schulden hat und der Wucherer bedient sein will, kommt vor — und daß die das dann nicht wirklich freiwillig machen wird, ist auch klar. Aber wenn eine Ukrainerin als »Tänzerin« nach Österreich angeworben wird (und sie ist nicht zufällig Ballerina des Kiewer Staatsballetts), dann weiß sie genau, daß das das Codewort für »Prostituierte« ist! Und außerdem: geprügelte Prostituierte sind nicht eben attraktiv für die Kunden — das weiß auch das Management eines Puffs, und setzt daher auf andere Formen der Überzeugungsarbeit, die sich aber kaum von solchen in der regulären Wirtschaft unterscheiden werden. Jedenfalls aber deutlich weniger konfiskatorisch ausfallen als die Abzocke durch das Finanzamt und die Sozialversicherung.

Mit einem Wort: der Artikel ist wieder einmal eine mediale Pflichtübung zur Bedienung der feministischen Klischees über die Ausbeutung der armen Frau durch die patriarchalisch-kapitalistische Gesellschaftsordnung. Ein Klischee, das durch seine obstinate Wiederholung nicht richtiger wird ...