Montag, 19. Oktober 2009

Mann (leider nicht) über Bord!

"In stürmischen Zeiten wechselt der Kapitän nicht das Schiff", sagt Wirtschaftskammer-Präsident Leitl. Er wurde von Erwin Pröll als möglicher Kandidat für die Bundespräsidenten-Wahl ins Spiel gebracht.

... schreibt »Die Presse«. Unser Schönwetter-Wirtschaftskapitän auf kleiner Fahrt, Leitl, mit dem Kampflächeln eines als Kreuzfahrtkapitän verkleideten Haifischs (oder sitzt bloß die Prothese schlecht?), bleibt uns also erhalten. Er will und will das ÖWK-Schiff nicht verlassen, im Wissen um seinen sicheren Untergang. Und denkt sich: »Dieses Wasser sollte man besser einem Fischer überlassen — der kennt sich in den Untiefen der Republik besser aus.«

Und wir wollten dem Leitl schon Kränze winden ... um sie ihm nachzuwerfen, sobald er untergegangen wäre ...

Schade — wieder eine Chance versäumt, ihn loszuwerden!

Samstag, 17. Oktober 2009

Bloß eine Neiddebatte?

SPÖ-Staatssekretär Andreas Schieder, bislang recht unauffällig im Finanzministerium tätig(?), ist gegen ein »Transferkonto«, wie es ÖVP-Finanzminister Pröll vorgeschlagen hat, denn dies würde nur eine »Neiddebatte« schüren. Er rät vielmehr, weniger auf die Sozialleistungen für die »Bedürftigen« zu schauen, sondern mehr auf die »fetten Prämien« der Manager. Man merke den feinen Unterschied: wer erfahren möchte, wieviel ihm der Staat vom hart erarbeiteten Einkommen abknöpft, um es in die Taschen »Bedürftiger« zu stopfen, ist neidisch, wer hingegen auf die höheren Einkommen anderer schielt, ist es offenbar nicht. Um das zu verstehen, muß man vermutlich Sozialist sein ...

Nun: ist es wirklich »Neid«, wenn man wissen will, wer wieviel durch welche Transferleistungen profitiert? Ist es nicht vielmehr eine Frage der Gerechtigkeit, über dieses bislang geschickt verunklärte Thema endlich Klarheit zu schaffen?

Diese angemahnte Klarheit ist natürlich für die unbezweifelbaren Meister in Sachen Neidgenossenschaft — nämlich alle Sozialisten, egal welcher Couleur — höchst fatal! Schließlich besteht Sozialismus genau im Schüren eines undifferenzierten, unklaren »Bauchgefühls«, daß man zu den Schlechtweggekommenen des Lebens zu zählen sei und deshalb einen moralischen und rechtlichen Anspruch auf Unterstützung und Förderung habe, und daß die, die mehr haben, eh alles Gauner sind, denen schon recht g'schieht, wenn man's ihnen wegnimmt ...

Was also, wenn bei der Transferkonto-Erfassung herauskommen würde, daß jede Menge fleißiger, doch mittelmäßig verdienender Otto Normalverbraucher vom Staat recht kräftig ausgesackelt werden, um einer Schicht von, sagen wir mal: an Arbeit nicht ganz so Interessierten ein recht auskömmliches Fortkommen durch Beihilfen und Sozialleistungen zu finanzieren — wäre es dann bloß schnöder »Neid« seitens Otto Normalverbraucher, wenn er sich darob empört und Abhilfe fordert?

Kein Wunder, daß der ganze Chor penibler Austüftler des derzeit herrschenden Umverteilungssystems schmerzlich aufschreit! Müßten sie alle doch um ihre Pfründen ebenso wie um ihre Machtstellung fürchten: wo weniger Umverteilung zu verwalten ist, braucht es weniger Sozialbürokratie — weniger Sozialbürokratie heißt: weniger Dienstposten, die »die Baddei« zu vergeben hat — was heißt: weniger Macht mangels buckelnder Petenten. Wovon und wofür lebt man dann?

Sie sind wirklich nicht zu beneiden, die Sozialingenieure der Umverteilungsmaschinerie! Kaum haben sie es endlich geschafft, jedem Österreicher, der zum Erwerb fähig ist, die Hälfte des Einkommens aus der Tasche zu ziehen, um sie (nach Abzugs des eigenen Anteils, versteht sich!), in die Tasche der »Bedürftigen« zu stopfen, geht das Geschrei schon los! Dabei wollten sie doch nur den alten marxistischen Satz »Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen« verwirklichen! Daß die einen offenbar von Natur aus zum Zahlen befähigt sind, und die anderen zum Abkassieren — das ist doch nicht den Umverteilern anzukreiden!

Aber wir wissen ja: Undank ist der Welten Lohn ...

Donnerstag, 15. Oktober 2009

»Obervolta mit Atomwaffen«

So charakterisierte Deutschlands Ex-Kanzler Helmut Schmidt einstmals die Sowjetunion. Nun, mittlerweile existiert die Sowjetunion nicht mehr, und Obervolta heißt seit 1984 (welch ein Zufall?) »Burkina Faso«. Aber das, was Schmidt damals ausdrücken wollte, daß nämlich eine Supermacht in Wahrheit bloß ein atomar hochgerüsteter Koloß auf tönernen Füßen sein kann, das ist noch immer aktuell!

Wir erleben es gerade mit den U.S.A. — die Währung, immer flotter aus der Notenpresse gejagt, schwächelt, die Wirtschaft auf Grund jahrzehntelangen Konsumrausches auf Pump ohne solide Basis, Staats- und Privatschulden bis über beide Ohren. Schön langsam sind es nur mehr die über die ganze Welt verteilten Flugzeugträger und Militärbasen, die einen Investor »überzeugen« können, noch amerikanische (Un-)Wertpapiere zu kaufen. Die Bilder beginnen immer mehr jenen der Sowjetunion der 80er-Jahre zu ähneln ... Amerika ist also auf dem besten Wege, ebenfalls ein »Obervolta mit Atomwaffen« zu werden.

Den passenden Präsidenten haben sie sich bereits zugelegt ...

Mittwoch, 14. Oktober 2009

Der Blog Politplatschquatsch

... ist bislang außerhalb meiner Wahrnehmung geblieben. Leider. Im Zuge der allgemeinen Sarrazin-Empörung stieß ich zufällig auf ein Posting dieses Blogs, zwar schon vom 9. Oktober (also in Begriffen unserer schnellebigen — ja, wirklich, ganz absichtlich nur mit 2 "l" geschrieben! — Blogwelt schon vor geraumer Zeit) aber noch immer gut: unter dem Titel »Göringgeschütze und Hitlerkanonen« wird über den vor ostentativer Abscheu fast hyperventilierenden Judenzentralratsgeneralsekretär Stephan Kramer drauflosgeätzt, daß es nur so eine Freude ist!
Stephan Kramer, der Generalsekretär des Verbandes, hat fünf Tage angestrengt nachgedacht, nachdem er von den unverantwortlichen, ekelerregenden, betroffenmachenden und völligfalschen Äußerungen des ehemaligen Berliner Finanzsenators Thilo Sarrazin gehört hatte. Was, so fragte sich Kramer, können wir jetzt noch draufsetzen auf das, was bisher an Empörung geheuchelt, an Verdammnis gewünscht und an monströsen Vergleichen an den Haaren herbeigezogen wurde? Selbst im Zentralrat glaubten viele nicht, dass es Kramer gelingen werde, aus der inzwischen schon ein wenig kalt riechenden Skandalasche um die Sarrazinschen Kopftuchmädel noch einmal Flämmchen zu blasen.

Aber siehe da, es war doch möglich, allen Unkenrufen zum Trotz. Kramer bläst nicht nur Flämmchen, er schlägt Flammen, er schießt nicht nur zielsicher auf Sarrazin, sondern auch mit dem größten vorstellbaren Geschütz von allen: Die Hitlerkanone ballert wieder! Und Göringgeschütze dazu! Flankiert von Goebbelsgewehren!
Köstlich! Der Blog kommt sofort auf meine Blogroll!

Dienstag, 13. Oktober 2009

Die Welt ein Tollhaus?

Andreas Tögel bringt obige Frage in seinem jüngsten Artikel auf »eigentümlich frei« auf den Punkt: und zwar anhand der Reaktionen auf die Wortmeldung Sarrazins, des Eiertanzes um den Todestag von Jörg Haider und der — gelinde gesagt — eigenwilligen Vergabepraxis für Friedensnobelpreise.

Lesen!

Samstag, 10. Oktober 2009

Handlungsreisende in Sachen Valium

Selten noch habe ich eine treffendere Charakterisierung der heutigen Politiker gelesen, als diese von Michael Ludwig im Artikel »Gedankensplitter in den Tagen nach der Bundestagswahl« der Zeitschrift »Gegengift«.

Damals, ja damals als manche Entscheidung noch offen war und Willy Brandt, Herbert Wehner, Helmuth Schmidt auf der einen Seite und Franz Josef Strauß, Rainer Barzel und der stahlharte hessische Konservative Alfred Dregger miteinander in den Ring stiegen, um die Fäuste fliegen zu lassen, saßen wir begeistert davor und klatschten Beifall. Heute stehen sich Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier gegenüber. Haben sie gekämpft? Haben sie alles gegeben für ihre Ideen? Wären sie notfalls dafür bereit gewesen, die Zähne des anderen auszuschlagen und sich die eigenen einschlagen zu lassen (was zugegebenermaßen ein etwas schief geratenes Bild ist, denn die beiden haben ja keine)? Niemals. Stattdessen wirkten sie wie Handlungsreisende in Sachen Valium.

Ja, leider kann man es gar nicht besser ausdrücken. Sicher: nicht alle Staaten sind mit derart offensichtlich 100%-charismafreien Politikern »gesegnet«, wie Deutschland. Aber wie sieht's denn in Österreich aus? Das Match Dick gegen Doof ist doch von einer gähnenden Langeweile, gegen die ein Hirtenbrief der Österreichischen Bischofskonferenz wie ein Action-Thriller wirkt. Gepflegte Langeweile selbst in traditionell debattenfreudigen Staaten wie Großbritannien (wo nur dieser fleischgewordene Schreibtisch Brown seinem Herausforderer etwas wie ein politisches Profil zu geben imstande ist).

Nein: es geht nicht um Wahlkampfschlachten, nicht um Fernsehduelle und ähnliche Shows: es geht um die durch allgemeines Schielen nach der nächsten Umfrage und ängstliche Rücksichtnahme auf die allgegenwärtigen (und die Parteien finanzierenden) Lobbyisten völlig perspektivlos gewordene Politikergilde. Wer nur mehr beschließt, wozu ohnehin schon alle zugestimmt haben (oder wenigstens zum Stillhalten gekauft wurden), ist eigentlich völlig entbehrlich.

Deshalb auch der hektische Aktionismus in Orchideenfragen, die in Wahrheit keinen interessieren. Von der Gurkenkrümmung über die Weinwerbung bis zur Quotenfrauenquote. Und als Alibibeschftigung, wenn sonst nichts mehr hilft, Bedeutung vorzuschützen: der »Kampf gegen Rechts«.

Der alte Slogan des österreichischen Molkereiverbandes (»Butter kann durch nichts ersetzt werden«) ist — in bewußter Sinn-Umdeutung auf unsere Politiker angewandt — aktuell wie nie zuvor: »Politik kann durch nichts ersetzt werden«. Einfach abschaffen! Nur als kostenintensive Alibiveranstaltung braucht sie keiner. Und an der bürokratischen Vision, durch Regulierung und »Schön-sprechen-bitte!« das Paradies auf Erden wenn schon nicht zu schaffen, so doch wenigstens als — wiewohl unrealisierbares — Projekt umständlich zu beraten, besteht erst recht kein Bedarf!

Denn schon jetzt gilt: »Mit Ezzes sind mer versorgt!«

Freitag, 9. Oktober 2009

Das »Prinzip Hoffnung«

Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe in eine afghanische Hochzeitsgesellschaft: Schokobama bekommt den Friedensnobelpreis 2009 verliehen. Und sofort erhebt sich die Frage und eine angeregte Diskussion:

Hat Obama schon genug für diese Auszeichnung geleistet?

(Bei meiner Reifeprüfung hätte ich mir gewünscht, alle Fragen wären so einfach zu beantworten gewesen!
»Nein!«
»Völlig richtig, Herr Kandidat. Verzeihen Sie, die Frage war auch nicht ganz ernstgemeint« ...)

Und ob er jemals dafür genug leisten wird, ist seriös bis dato überhaupt nicht zu beantworten. »Prinzip Hoffnung« in Reinkultur, halt ...

Aber vielleicht könnte man die Nobelpreise in Hinkunft überhaupt nach diesem Prinzip vergeben:
  • z.B. Ökonomienobelpreis 2010 für irgendeinen Finanzminister (egal welchen) aus der EU — Begründung: vielleicht lernen sie noch, daß Staatsschulden keinen Wohlstand schaffen.

  • z.B. Physiknobelpreis für Al Gore — Begründung: vielleicht begreift er irgendwann einmal den Unterschied zwischen Klimareligion und seriöser Wissenschaft.

  • z.B. Literaturnobelpreis für Erwin Pröll — Begründung: vielleicht liest er dann irgendwann das zweite Buch.

Schöne neue Welt, die solche Preise hat ...

Donnerstag, 8. Oktober 2009

Wer Literatur-Nobelpreise bekam, und wer nicht

Letztere wohl die bei weitem interessantere Liste. Wer nun bekam aus dem deutschen Sprachraum den üppig dotierten Preis? Lassen wir die beiden ersten

1902 Theodor Mommsen (eigentlich ein Historiker), und
1908 Rudolf Eucken (eigentlich ein Philosoph)

einmal »außen vor« (wie das neudeutsch so schön heißt), so finden wir:

1910 Paul von Heyse
1912 Gerhart Hauptmann
1919 Carl Spitteler
1929 Thomas Mann
1946 Hermann Hesse
1966 Nelly Sachs
1972 Heinich Böll
1981 Elias Canetti
1999 Günter Grass
2004 Elfriede Jelinek
2009 Herta Müller

Nun, sicherlich sind all diese irgendwie als »Schriftsteller« zu bezeichnen, aber daß die genannten Schriftsteller wirklich jeweils »das Beste« geschaffen hätten (wie es Nobels Testament verlangt — noch dazu »in idealistischer Richtung«!), kann ernstlich wohl nur von den wenigsten behauptet werden!

Ein kurzer Blick in die Literaturgeschichte Deutschland, Österreichs und der Schweiz beweist, welche großartige Dichter und Schriftsteller durch den Rost fielen — auf Anhieb ein paar:

Aus Deutschland: was ist mit George? Wo blieb Döblin, wo Benn? Hätte ein Jünger nicht weit mehr Anrecht auf den Preis gehabt, als ein Böll oder Grass? Selbst ein Brecht (obwohl ich ihn politisch wie moralisch eher zum Erbrechen finde) ihn eher verdient, als diese Jelinek, die ihn dann bekam! Hat ein Martin Walser weniger »Bestes« geschaffen als Frau Herta Müller?

Aus Österreich: wo sind ein Hugo von Hofmannsthal, oder ein Rilke, Musil, Broch, Kraus oder Kafka geblieben? Nichts gegen Canetti — aber war ein Heimito von Doderer nicht mindestens ebenso »nobelpreiswert«? Selbst Handke, Bachmann und Bernhard waren bzw. sind literarische Giganten, wenn man sie mit Maulwurfshügelgrößen à la Pearl S. Buck, John Galsworthy oder Quasimodo vergleicht (und bei denen kann man nicht einmal vorschützen, sie verträten eben eine »kleine« Literaturnation, die halt auch einmal berücksichtigt werden mußte).

Und aus der Schweiz: wo sind Frisch oder Dürrenmatt abgeblieben?

Manchmal könnte man meinen, daß es die ehrenvollere Position eines Schriftstellers ist, sich in der Gesellschaft der (vielleicht) wohl vorgeschlagenen, aber nicht erwählten »eben-doch-nicht-Preisträger« wiederzufinden ...